Ein erster Eindruck:Planspiele für bezahlbaren Wohnraum

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Münchner Büro stellt im Kranzberger Gemeinderat unterschiedliche Varianten vor

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Einen ersten Eindruck davon, wie ein Mehrgenerationenhaus aussehen könnte, haben die Kranzberger Gemeinderäte am Dienstag bekommen. Das Münchner Büro Stein und Partner stellte mehrere Varianten vor, die zeigten, was auf dem Gemeindegrundstück am Ortseingang, neben der Seniorenwohnanlage Villa Kranich, möglich wäre. Abhängig von der Größe des Komplexes könnten etwa 18 bis 28 Wohneinheiten entstehen. Außerdem wäre Platz für zwei bis drei Einfamilien- und Doppelhäuser, die im Einheimischenmodell vergeben werden könnten.

Alle politischen Gruppierungen möchten bezahlbaren Wohnraum für jüngere Kranzberger schaffen, die in der Ortschaft bleiben wollen, ebenso für Ältere und "als Zuckerl" für künftige Mitarbeiter etwa in den Kindergärten, wie Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) sagte. Die Gemeinderäte von KGL, CSU und SPD hatten in der Sitzung Anfang Mai darauf gedrängt, die Diskussion voranzubringen und Zahlen als Entscheidungsgrundlage an die Hand zu bekommen. Dieser Prozess ist nun mit der Konzeptstudie angestoßen worden, erste Gespräche mit der Regierung von Oberbayern fanden bereits statt. Denn für den kommunalen Wohnungsbau gibt es aktuell Zuschüsse in Höhe von 30 Prozent, darüber hinaus 30 Prozent des Grundstückswerts, außerdem Darlehen von bis zu 60 Prozent der Kosten.

Die Planer von Stein und Partner zeigten in ihrer Präsentation beispielhaft, wie ein L-förmiger Baukörper auf dem Areal platziert werden könnte. Die Variante mit nur einem Obergeschoss wäre deutlich niedriger als die benachbarte Villa Kranich, die Variante mit zwei Obergeschossen in etwa ebenso massiv. Die errechnete Wohnfläche liegt bei 1580 bis 2060 Quadratmeter, nötig wären dafür 36 bis 56 Stellplätze - ohne die Kostentreiber Tiefgarage und Parkdeck würde man vor allem bei der größten Variante viel Platz für Parkflächen benötigen. Eine grobe Kostenschätzung ist Teil der Konzeptstudie: Das Münchner Büro setzt dafür zwischen 2,5 und 4,6 Millionen Euro an.

Klärungsbedarf bestand bei mehreren Gemeinderäten, ob Kranzberg wirklich bestimmen könne, an wen die Wohnungen vergeben werden, da in den Förderrichtlinien von "einkommensschwachen Haushalten" die Rede ist. Auch anerkannte Flüchtlinge sollten angemessen berücksichtigt werden, Asylbewerber aber gibt es in Kranzberg bisher gar keine. Ursula Enghofer und Silvia Tüllmann (FWG) fragten deshalb, ob der kommunale Wohnungsbau wirklich das richtige Instrument für die Zielgruppe sei, für die man in der Gemeinde etwas tun wolle. Helmut Grepmair von Steiner und Partner erwiderte, dass viele, wenn sie nicht gerade Großverdiener seien, unterhalb der festgelegten Einkommensgrenzen lägen.

Während sich Andreas Adldinger (CSU) eine möglichst dichte Bebauung des Areals wünschte, äußerte Sonja Kieslinger (FWG) Bedenken. Kranzberg sei immer noch ein "kleines Dorf". Sie wolle sich nicht vorwerfen lassen, "am schönsten Grundstück" der Gemeinde in See-Nähe "ein Wohngetto" errichtet zu haben. Voraussichtlich nach der Sommerpause im September wird der Gemeinderat weiter diskutieren. Tüllmann bat die Verwaltung, bis dahin den Bedarf "zugeschnitten auf die Gemeinde zu ermitteln".

© SZ vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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