Ein Elternteil bleibt immer im Nest:Storchen-Nachwuchs in Weihenstephan

Ein Elternteil bleibt immer im Nest: Bei der Hitze da hat der Storchennachwuchs mächtig Durst. Abhilfe schafft ein Altvogel, der den Nachwuchs im Nest tränkt.

Bei der Hitze da hat der Storchennachwuchs mächtig Durst. Abhilfe schafft ein Altvogel, der den Nachwuchs im Nest tränkt.

(Foto: privat)

Das Paar, das den Horst auf dem Dach der Brennerei bezogen hat, zieht derzeit zwei Jungtiere auf

Von Gudrun Regelein, Freising

Es ist soweit: Das Storchenpaar in Weihenstephan hat Nachwuchs. Erstmals gesehen hat Kurt Scholz einen Jungvogel vor einer guten Woche, den zweiten dann einige Tage später. Die beiden werden in dem künstlichen Horst auf dem Dach der Brennerei emsig von ihren Eltern umsorgt, berichtet der Experte von der Kreisgruppe Freising des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). "Ein Elternteil sitzt immer im Nest, um die Jungvögel zu bewachen, der andere ist in der Zwischenzeit unterwegs, um Futter oder Wasser zu besorgen." Regenwürmer, Heuschrecken oder auch Mäuse vertilgen die zwei beispielsweise. "Die werden von den Eltern im Schlund geparkt und vorverdaut und im Nest dann wieder herausgewürgt. Genauso wird der Nachwuchs auch mit Wasser versorgt", erzählt Kurt Scholz.

Aufstehen können die beiden Jungvögel noch nicht, nur ab und an heben sie den Kopf. Kurt Scholz schaut fast täglich nach den Jungstörchen und beobachtet sie durch sein Spektiv: "Man braucht Geduld und Zeit - viel passiert momentan nämlich nicht", sagt er. Richtig interessant werde es, wenn sie anfangen zu stehen und ihre ersten Flugversuche machen. Das wird in etwa sechs Wochen sein.

Ein extremes Unwetter kann den Tod bedeuten

Der Vogelexperte freut sich riesig, dass trotz der späten Brut - das Storchenpaar bezog erst im Mai den künstlichen Horst - bislang alles optimal läuft. "Hoffentlich bleibt es so", sagt er. Denn ob die Jungvögel überleben, sei von verschiedenen Faktoren abhängig. Ein extremes Unwetter beispielsweise könnte den Tod der beiden bedeuten, der Horst befinde sich in großer Höhe und sei offen. "Die werden dann einfach weggespült." Auch für Greifvögel seien junge Störche eine begehrte Beute. "Wenn aber alles klappt, dann könnten wieder Störche in Freising heimisch werden", freut sich Scholz.

Es ist seit langer Zeit das erste Mal, dass wieder ein Storchenpaar in Freising gebrütet hat. Das künstliche Nest in Weihenstephan war vor zehn Jahren vom Bund Naturschutz in der Hoffnung angebracht worden, wieder Störche in Freising anzusiedeln. Noch in den Siebzigerjahren sahen die Prognosen für den Weißstorch düster aus. Damals wurde sogar befürchtet, dass es in Bayern bis zum Jahr 2000 keine Störche mehr geben werde. Vor allem die Flurbereinigung und die Trockenlegung von Flächen haben fast das Ende für den Großvogel bedeutet. Deshalb startete der LBV 1984 das Artenhilfsprogramm für den Weißstorch, das vom bayerischen Umweltministerium gefördert wurde. Die Lebensbedingungen für die Störche wurden verbessert, auch wurden viele Nisthilfen hergerichtet und neu gebaut: Im Landkreis Freising neben dem Horst in Weihenstephan einer in Thonstetten bei Moosburg und einer in Hohenkammer. Mittlerweile freut sich der Landesbund für Vogelschutz über viele Neuansiedlungen: Etwa 500 Paare leben derzeit in Bayern. Das Artenhilfsprogramm für die Störche endete deshalb im vergangenen Jahr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: