Echinger Trainer im Interview:"Ich hatte nur Baseball im Kopf"

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Ein Frauenteam spielt bei den Freising Grizzlies Softball (hier: Werferin Fiona Brosch). Beim BC Attaching war Trainer Armin Hegen mit seinem Wunsch, Baseball im Landkreis Freising zu etablieren, herzlich willkommen. (Foto: Marco Einfeldt)

Karriere im Beruf war Armin Hegen nie wichtig. Entscheidend für ihn war und ist, dass daneben genügend Zeit für seinen Lieblingssport und die Familie bleibt. Im Landkreis ist er unermüdlich unterwegs.

Interview von Katharina Aurich, Freising

Armin Hegen stammt aus Eching, besuchte das Camerloher-Gymnasium in Freising und begeisterte sich bereits als Jugendlicher für Baseball. Für ihn ist es die ideale Sportart für Kinder und Jugendliche, da jeder sein Talent einbringen könne. Gebraucht werden zielsichere Werfer, gute Fänger, schnelle, aber auch schlaue Läufer und Spieler, die mit dem Schläger ordentlich draufhauen können. Nur im Zusammenspiel dieser Fähigkeiten sei eine Mannschaft erfolgreich, erklärt er.

SZ: Wie kommt ein Jugendlicher aus Eching mit dem amerikanischen Nationalsport Baseball in Berührung?

Hegen: Unser Nachbar damals war Halbamerikaner und brachte eines Tages einen Sack mit, in dem sich eine Baseballausrüstung befand. Ein Ball, Schläger, Handschuhe und Knieschützer und natürlich ein Baseball-Cap. Wir Jugendliche waren begeistert und probierten die Sachen aus - ich war infiziert.

Wie überzeugen Sie Kinder und Jugendliche, Baseball auszuprobieren?

Jeder kann für sich beim Baseball Erfolge herausholen. Außerdem muss man den Gegner gut beobachten können, wo er hin schlägt, um den Ball sofort zu fangen. Spielverständnis ist wichtig, es geht nicht nur darum, schnell zu laufen, sondern auch abzuschätzen, ob man die nächste Base noch erreicht. Also man muss schlau laufen. Wichtig ist das Gruppengefühl, beim Baseball kommt jeder dran. Und man lernt, mit Fehlern und Misserfolgen umzugehen.

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Armin Hegen hat Baseball im Landkreis populär gemacht.

Katharina Aurich

Was muss ein guter Trainer können?

Die Spieler aufbauen und sie nicht anmotzen. Und ihnen helfen, Frustrationstoleranz zu entwickeln. Natürlich muss er die Feinheiten des Spiels verstehen, diese den Kindern vermitteln können.

Sie wurden aber nicht professioneller Trainer, welchen beruflichen Weg haben Sie eingeschlagen?

Ich habe einiges ausprobiert, machte ein Praktikum in den Bavaria-Studios. Das Fernsehen war nichts für mich, die Arbeitszeiten waren zu lange. Aber mir lag das Organisieren. Nach meinem Zivildienst in einer heilpädagogischen Tagesstätte absolvierte ich eine kaufmännische Schule, ein BWL-Studium habe ich schnell wieder abgebrochen. Ich hatte nur Baseball im Kopf und wollte viel Zeit dafür haben. Die Pläne, damit auch Geld zu verdienen, reiften dann erst langsam heran.

Für Baseball braucht man viel Platz und Sportplätze sind immer knapp. Wie konnten Sie sich gegen Fußball durchsetzen?

Anfang der 90er Jahre gab es keine Baseballplätze. Als wir noch beim SC Freising waren, trainierten wir auf einer Wiese voller Maulwurfshügel hinter dem P+R-Parkplatz am Bahnhof. Als der SC neue Fußballplätze baute, wurde uns klar, dass Fußball und Baseball nicht zusammenpassen, es waren einfach zu viele Teams. Und so gingen wir Grizzlies zum BC Attaching. Dort gab es noch genug Platz, sich zu entwickeln - und unterstützende Vorstände.

Wie lässt sich Ihr Engagement, das ja größtenteils ehrenamtlich ist, mit einem Beruf vereinbaren?

Ich habe immer das gemacht, was mir wichtig war, und das ist Baseball. Nebenbei arbeitete ich bei den Johannitern im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Karriere im Beruf war mir aber nie wichtig. Dann hab ich acht Jahre lang nur von Baseballprojekten gelebt. Heute bin ich als Paketsortierer bei UPS ganz in der Früh angestellt. So habe ich tagsüber Zeit, den Rest mit Familie, Baseball und etwas Schlaf zu füllen.

Sie konzentrieren sich dabei nicht nur auf die Grizzlies?

Seit gut 25 Jahren besuche ich im ganzen Landkreis Schulen, um Kinder für Baseball zu begeistern. 2001 hatten wir einen riesigen Zulauf, das war quasi von Null auf Hundert, so dass wir plötzlich in allen Altersklassen ab fünf Jahren ein oder mehrere Teams hatten. Das ist bis heute geblieben und die Grundlage, dass wir Grizzlies uns um unsere Existenz keine Sorgen machen müssen. Mir ist aber wichtig, dass wir in der Nähe Spiele veranstalten können und man nicht immer so weit fahren muss. Dafür braucht es mehr Baseballabteilungen in den Sportvereinen. Anfangs helfe ich beim Start, coache die Mannschaften, dann hoffe ich, dass sich Eltern finden, die das Ganze weiter machen. Dieses Problem zu lösen, ist die größte Herausforderung, denn ohne diese Mitarbeit hat so ein Sport keine Chance. Die Eltern organisieren das Training, machen Werbung, bringen die Kinder und Jugendlichen zu den Spielen und natürlich gehören auch Feiern dazu.

Wie sieht die Perspektive im Landkreis aus?

Es ist immer noch schwierig. Es fehlen engagierte Leute, die das machen wollen und sich damit identifizieren. In Freising, Allershausen und in Schwaig läuft es sehr gut, aber ich wünsche mir wieder mehr Baseballabteilungen. Da immer noch keine Profi-Spiele im freien Fernsehen gezeigt werden, müssen wir jedem Kind direkt zeigen, wie cool Baseball ist.

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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