Üblicherweise werden um diese Zeit des Jahres aus dem Echinger Gemeinderat die Menü-Wünsche für die Weihnachtsfeier hinterlegt. Heuer wird dabei deutlich weniger auf den Tisch kommen: Nach der Publikumsbeschimpfung durch Bürgermeister Sebastian Thaler vor Jahresfrist boykottieren zahlreiche Gemeinderäte nun die traditionelle Feier.
Bei der letzten Gemeinderatssitzung vor dem üblichen Fest kündigte FW-Sprecher Christoph Gürtner an, seine Fraktion werde nach den Attacken Thalers bei der Weihnachtsfeier 2022 nicht an einer Feier teilnehmen, "an der dieser Bürgermeister auch teilnimmt". CSU und FDP schlossen sich der Absage sofort an.
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SPD-Sprecher Herbert Hahner zeigte sich regelrecht schockiert von dem Vorstoß. Das Zusammensein sei "eine Weihnachtsfeier des Gemeinderats", betonte er, das zu boykottieren, sei "nicht sehr gemeinschaftsfreundlich". Er jedenfalls habe es nie so gesehen, "wegen des Bürgermeisters zu kommen, sondern weil wir alle da sind".
Leon Eckert (Grüne) zeigte sich enttäuscht, dass die FW vorgeprescht und es nicht zu einer Absprache unter den Fraktionen gekommen sei. Dann hätte man "ein gemeinsames Vorgehen" abstimmen können. Auch er sähe den Gedanken der Gemeinschaft im Echinger Gemeinderat im Vordergrund der Feier.
Thaler sagte nun, er habe sich bei der Ausfertigung der Einladung ohnehin überlegt, die Feier gar nicht mehr stattfinden zu lassen, sondern das dafür nötige Geld an einen wohltätigen Zweck zu spenden: "Das fände ich viel schöner."
Vor einem Jahr sprach der Bürgermeister von "wollüstiger Niedertracht"
Bei der Weihnachtsfeier 2022 hatte der Bürgermeister seine Begrüßungsrede mit der Mitteilung begonnen, dass er Teile der Anwesenden "in gewisser Weise verachte". Mit ihnen wolle er sich nicht an einen Tisch setzen, hatte er erklärt und die Feier gleich nach der Eröffnung verlassen. Er sprach zudem von "politischen Neidern", "wollüstiger Niedertracht" und den Versuchen, "die Existenz meiner Familie zu zerstören".
Anschließend hatten die Grünen eine Entschuldigung gefordert, die SPD den Bürgermeister gerügt und die FW "das Tischtuch als zerschnitten" bezeichnet. Thaler hatte darauf nie reagiert. Ob die Weihnachtsfeier nun überhaupt stattfindet, ist offen. Neu-Gemeinderätin Kerstin Rehm (CSU), vor Jahresfrist nicht dabei, appellierte an alle, die Positionen zu überdenken und "einen Weihnachtsfrieden im christlichen Sinne" ernst zu nehmen.