Süddeutsche Zeitung

Neue Pläne für Erholungsgebiet:Sonnenstrom statt Therme

Am Nordwest-Ufer des Hollerner Sees wird womöglich eine Photovoltaik-Anlage errichtet, eine Grundsatzentscheidung dazu soll im Echinger Gemeinderat fallen.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Gibt es statt Therme oder See-Sauna nun eine große Photovoltaik-Anlage am Hollerner See? Der Zweckverband der Anliegerkommunen Eching und Unterschleißheim hat diese zeitgemäße Form der Nutzung als neue Variante für das Nordwest-Ufer diskutiert. Eine Grundsatzentscheidung soll nun zunächst im Echinger Rathaus vorbereitet werden.

Fast drei Viertel des Baggersees sind mittlerweile als Badestrand erschlossen. Für das Nordwest-Ufer aber gibt es derzeit nur den Plan, keinen Plan umsetzen zu wollen. Der Rundweg um den See führt auch an dieser Seite vorbei, das Gehölz soll regelmäßig ausgelichtet, ein WC-Häuschen aufgestellt werden; mehr ist nicht vorgesehen.

Zwei große Parzellen im öffentlichen Eigentum nördlich des Rundweges sind zur landwirtschaftlichen Nutzung verpachtet, für sie ist seit dem Streit um die Therme nicht mehr der Zweckverband zuständig. Dort könnte nun auf einer Fläche von etwa zehn Hektar eine Photovoltaik-Anlage errichtet werden.

Das Areal haben Eching und Unterschleißheim einst für eine Therme erworben

Knapp sieben Hektar gehören der Gemeinde Eching, der Rest zuzüglich nötiger Ausgleichflächen ist gemeinsames Eigentum von Eching und Unterschleißheim. Die beiden Nachbarorte hatten dort jeweils auf eigene Rechnung und auch mit gemeinsamer Kasse Grundstücke gekauft, um eine Thermen-Anlage zu errichten. Der Zweckverband Eching/Unterschleißheim war seinerzeit auch zum Zweck einer Thermal-Erschließung des Erholungsgeländes gegründet worden, sogar die Landschaftsschutz-Bestimmungen für das Terrain waren abgeschafft worden.

Erst massive Bürgerproteste, die in Unterschleißheim zu einem Bürgerentscheid und in Eching zur Gründung einer neuen politischen Gruppierung, der "Bürger für Eching", geführt hatten, bewirkten das Ende der Planungen. Seither liegt ausgerechnet der einst als Herzstück geplante Abschnitt des Erholungsgebiets brach.

Nicht ganz überzeugt von den Plänen

Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck, derzeit turnusgemäß Vorsitzender des Zweckverbands, zeigte sich der Idee gegenüber aufgeschlossen, allerdings nicht uneingeschränkt. Er würde es begrüßen, wenn die Stromerzeugung den Eigenbedarf der Gesamtanlage decken und so ein autarkes Erholungsgebiet entstehen könne, sagte er. Ansonsten sei er spontan "nicht überzeugt, dass ein Erholungsgebiet der richtige Ort dafür ist". Auch die Echinger Gemeinderätin Michaela Holzer forderte mindestens deutliche Puffer zwischen Strand und Rundweg und einer Photovoltaik-Anlage.

Restlos angetan zeigte sich im sechsköpfigen Gremium einzig der Unterschleißheimer Stadtrat Thomas Breitenstein. Nachhaltige Energiegewinnung sei mittlerweile "ein integraler Bestandteil von Landschaftsschutz", argumentierte er, daher würde für ihn auch eine Kombination mit Erholungsgebiet passen: "Diese Fläche zur Verfügung zu haben, ist eine große Chance."

Rein formal steht einer potenziellen Energiegewinnung zunächst einmal der gültige Beschluss des Echinger Gemeinderats entgegen, die fraglichen Flächen wieder in das Landschaftsschutzgebiet zurückzugeben, aus dem sie wegen der Thermen-Pläne ausgeklammert worden waren.

Nicht mehr im Gebiet des Zweckverbands

Zwar bereitet das Landratsamt Freising gerade den Grundsatzbeschluss vor, auch in Landschaftsschutzgebieten Photovoltaik zu ermöglichen, aber zum einen ist diese Option noch nicht beschlossen, zum anderen sah es der Zweckverband als sinnfrei an, erst eine Rückführung ins Schutzgebiet zu beantragen und dann eine Abweichung davon.

Der Zweckverband hat die Idee jetzt erstmal zur Debatte ans Echinger Rathaus verwiesen, wo die formale Zuständigkeit für die Flächenplanung liegt. Damit der Zweckverband mitsprechen könnte, müssten die Flächen erst einmal wieder ins Verbandsgebiet aufgenommen werden, aus dem sie nach dem Unterschleißheimer Bürgerentscheid gegen die Therme ausgeklammert worden waren.

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