Eching:Richten statt wegwerfen

Repair Cafe in Nürnberg

In einem Reparatur-Café wird wieder repariert, was andere achtlos wegwerfen, weil es einen Defekt hat.

(Foto: dpa)

In Eching entsteht ein Reparatur-Café, damit defekte Geräte nicht zwangsläufig auf dem Müll landen

Von Alexandra Vettori, Eching

Immer mehr Menschen haben keine Lust mehr auf das Ex und Hopp bei Gebrauchsgegenständen, nach dem Motto billig kaufen und bei Problemen gleich auf den Müll. Reparieren ist in, doch die wenigsten wissen noch, wie das geht. Das ist ein Grund, warum sogenannte Reparatur-Cafés immer beliebter werden. Dabei versuchen erfahrene Bastler und unglückliche Besitzer kaputter Föhne, Toaster oder Lampen gemeinsam, die Geräte wieder in Gang zu bringen.

Die Bewegung stammt aus den Niederlanden und ist auch im Landkreis Freising angekommen. Nach der Drei-Rosen-Werkstatt in Moosburg soll nächste Woche auch in Eching ein Reparatur-Café entstehen, die Initiative kommt aus dem Mehrgenerationenhaus.

Einer der Initiatoren dort ist Klaus-Dieter Walter. Ihn fasziniert die Reparatur-Bewegung schon länger, nicht nur wegen des finanziellen Hintergrunds. "Es geht auch um Ressourcen-Schonung und darum, dass man wieder versteht, wie etwas funktioniert, vielleicht sogar junge Leute", erklärt er. Was am Samstag, 14. November, im Alten- und Servicezentrum (ASZ) an der Echinger Bahnhofstraße erstmals stattfindet, könnte der Bewegung auch im Landkreises Freising Schwung geben. Acht versierte Herren, Elektriker vor allem, aber auch Mechaniker und Computerleute, werden dann bereit stehen, um kaputte Gerätschaften in Augenschein zu nehmen. "Es ist allerdings keine Werkstatt, die wir hier aufmachen. Die Leute müssen schon dabei bleiben, möglichst auch selbst Werkzeug in die Hand nehmen und die Sachen, wenn sie nicht mehr zu reparieren sind, wieder mitnehmen und entsorgen", betont Walter. Einer der kundigen Männer komme übrigens aus Freising, betont er, dort gebe es noch keine Reparatur-Initiative, "die Freisinger müssen also dazu nach Eching kommen".

Zusätzlich zur Reparaturanleitung gibt es zum Start am Samstag, 14. November, auch einen hochkarätigen Vortrag zu hören: Wolfgang M. Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums in München, spricht an diesem Tag über die "Kultur der Reparatur". Heckel ist Autor eines gleichnamigen Buches, das auch Klaus-Dieter Walter gelesen hat und das bei ihm großen Nachhall fand. In dem Buch setzt sich Heckl dafür ein, von der Kultur der Wegwerf-Gesellschaft wegzukommen und wieder achtsamer mit den Ressourcen umzugehen, Geräte reparaturfreundlicher zu konstruieren und das Reparieren (wieder) zu erlernen.

Ob Walter selbst ein kaputtes Gerät mitbringt, hängt nach seinen Angaben vom Andrang ab. Er habe schon lange einen kaputten Verschluss an seinem Fotoapparat, aber an den werde er sich nur machen, wenn nicht allzu viele andere Hilfsbedürftige da sind. "Es soll ja nicht heißen, ich würde das initiieren, um meinen Fotoapparat zu reparieren", sagt er mit einem Lächeln. Prinzipiell arbeiten die Reparatur-Fachleute ehrenamtlich, allerdings können dankbare Besitzer reparierter Geräte auch Geld spenden. Damit könnte dann in Zukunft Werkzeug gekauft werden, sagt Klaus-Dieter Walter, für den Anfang bringen die Elektriker und Mechaniker ihr eigenes Werkzeug mit.

Das Reparatur-Café im ASZ Eching, Bahnhofstraße 4, ist am kommenden Samstag, 14. November, von 14 bis 17 Uhr geöffnet, in Zukunft dann einmal im Monat. Genauere Informationen gibt es bei Klaus-Dieter Walter unter der Telefonnummer 0 89/32 71 42-0.

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