LandschaftspflegeKräftiger Rückschnitt für die Artenvielfalt

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Begutachten das Ergebnis des Hecken-Rückschnitts bei Günzenhausen: (von links) Konstanze Throm (Landschaftspflegeverband Freising), Franz Wirth sen., Franz Wirth jun. (Gartenbaubetrieb Wirth), Elke Schweiger (LfL), die Echinger Umweltreferentin Martina Britz und David Eschler (Landschaftspflegeverband).
Begutachten das Ergebnis des Hecken-Rückschnitts bei Günzenhausen: (von links) Konstanze Throm (Landschaftspflegeverband Freising), Franz Wirth sen., Franz Wirth jun. (Gartenbaubetrieb Wirth), Elke Schweiger (LfL), die Echinger Umweltreferentin Martina Britz und David Eschler (Landschaftspflegeverband). (Foto: Marco Einfeldt)

Landschaftshecken kommt eine besondere ökologische Bedeutung zu, aber sie müssen gepflegt werden. Die Gemeinde Eching übernimmt hier mit Unterstützung des Landschaftspflegeverbands eine Vorbildfunktion. Die Eingriffe sind wichtig – auch wenn sie Naturfreunde womöglich erst einmal vor den Kopf stoßen.

Von Petra Schnirch, Eching

Hecken an Rand von Äckern und Wiesen haben eine wichtige Funktion. Sie prägen nicht nur das Landschaftsbild, sondern dienen auch als Wind- und Erosionsschutz und fördern die Biodiversität. Dennoch müssen sie immer wieder einmal drastisch zurückgeschnitten werden, damit sie nicht vergreisen und ihre ökologische Bedeutung verlieren. Dies sei wichtig, auch wenn Spaziergänger und Naturfreunde oft erst einmal mit Unverständnis auf solche Eingriffe reagieren.

Allerdings sollten diese schonend vorgenommen werden – das heißt, maximal auf einer Länge von 20 bis 25 Metern, erklärt Konstanze Throm vom Landschaftspflegeverband Freising. Größere Abholzungsaktionen, wie man sie häufig entlang von Autobahnen oder Straßen beobachtet, seien dagegen nicht fachgerecht.

In der Gemeinde Eching betreut der Verband gleich mehrere Landschaftshecken, eine davon befindet sich bei Günzenhausen an der Staatsstraße 2339 Richtung Haimhausen. Es handele sich um eine typische Flurneuordnungshecke, erklärt Landschaftsökologin Elke Schweiger von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Der schmale Streifen zwischen Acker und Feldweg wurde vermutlich in den Siebzigerjahren angelegt. Nach wenigen Metern klafft seit einigen Wochen eine Lücke.

Sträucher sind hier auf Stock gesetzt, also eine Handbreit über dem Boden abgeschnitten worden. Sie werden neu austreiben und sich so verjüngen. Auch ein größerer Baum wurde gefällt, um den Lebensraum für die Gehölze zu erhalten. Besonders wertvolle Büsche für Vögel und Insekten wie Holunder, Wildobst und Weißdorn dagegen sind erhalten worden.

Diese Sträucher sollen neu austreiben.
Diese Sträucher sollen neu austreiben. (Foto: Marco Einfeldt)

Idealerweise sei eine Hecke möglichst artenreich, erklärt Elke Schweiger. Die Sal-Weide etwa blüht sehr früh im Jahr und ist eine der ersten Nahrungsquellen für Wildbienen. Weitere typische Pflanzen sind Hasel, Kornelkirsche, Pfaffenhütchen und Schlehe.

Mehrere Partner arbeiten bei dem Projekt eng zusammen. Auf Initiative des Landschaftspflegeverbands kam in Kooperation mit der Echinger Umweltreferentin Martina Britz ein Pflegevertrag für sieben Gemeindehecken auf sechs Flurnummern zustande. Er läuft über fünf Jahre. Im ersten, dritten und fünften Jahr werden sie abschnittsweise zurückgeschnitten, möglich ist das jeweils bis Ende Februar.

Maximal 20 Prozent des Schnittguts bleiben als Totholz vor Ort liegen. Er selbst habe einmal beobachtet, dass ein Rebhuhn in einem solchen Haufen Schutz vor einem Greifvogel gefunden habe, erzählt Franz Wirth sen. von der gleichnamigen Gartenbaufirma, die das Pflegekonzept umgesetzt hat. „Oft ist die Landschaft viel zu aufgeräumt.“

Das Pflegeprojekt hat Vorbildfunktion,
Das Pflegeprojekt hat Vorbildfunktion, (Foto: Marco Einfeldt)

„Tabula rasa“ dürfe bei dem Rückschnitt nicht gemacht werden, warnt David Eschler. Die Lücken für Insekten, Vögel und Niederwild dürften nicht zu groß werden. Das Pflegeprojekt habe deshalb auch Vorbildfunktion, ergänzt Elke Schweiger. Neben den sieben Hecken in der Gemeinde Eching betreut der Landschaftspflegeverband auch eine in Neufahrn und eine weitere in Freising.

Zum Auftakt organisierte er im November gemeinsam mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) einen Heckenpflegetag in Eching, an dem auch Bauhofmitarbeiter und Landwirte teilnahmen. Franziska Müller-Waldeck vom AELF spricht von einer „Win-win-Situation“ für Natur, Gemeinde und Landschaftspflegeverband.

Der Windschutz verhindert, dass wertvoller Boden abgetragen wird

Dieser möchte in den kommenden Jahren weitere Kooperationen mit Gemeinden zur Pflege von Landschaftshecken eingehen, um die Biodiversität zu fördern. Ansprechpartner ist David Eschler, Telefon 08161/600-38305. Auch Landwirte können Unterstützung bei der Heckenpflege beantragen. Sie profitieren auch selbst davon durch eine größere Zahl an Bestäubern oder den Windschutz, der verhindert, dass wertvoller Boden abgetragen wird.

Die praktische Umsetzung kann, wie in Eching, über das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) für die Erneuerung von Hecken und Feldgehölzen gefördert werden. Die Lfl betreut es fachlich. Die Maßnahme soll zum Erhalt und der Verbesserung dieser wichtigen Strukturen in der Landschaft beitragen.

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