Eching:Künstler besetzen Ortsmitte

Mit Kunstausstellungen in zwei leer stehenden Geschäften soll auf das Problem der verödenden Innenstädte aufmerksam gemacht werden. Vernissage ist am 25. Januar

Von Birgit Goormann-Prugger

Eching: Da bekommt man wenig Lust auf einen Einkaufsbummel: Seit Jahren wird in Eching diskutiert, wie die Ortsmitte belebt werden könnte. Jetzt ergreift eine Gruppe von Künstlern die Initiative und will leer stehende Geschäfte "entern".

Da bekommt man wenig Lust auf einen Einkaufsbummel: Seit Jahren wird in Eching diskutiert, wie die Ortsmitte belebt werden könnte. Jetzt ergreift eine Gruppe von Künstlern die Initiative und will leer stehende Geschäfte "entern".

(Foto: Marco Einfeldt)

"Lassen wir die Ortszentren sterben?" Diese provokante These ist ausnahmsweise nicht das Motto einer Wahlkampfveranstaltung, sondern einer Kunstausstellung. Die organisiert zurzeit der Echinger Künstler Paul Raphael Reindl im Echinger Ortszentrum. Die internationale Ausstellung "Kunst Klimazonen" vom 25. Januar bis zum 12. April soll anhand des Echinger Präzedenzfalls auf das Problem der verödenden Innenstädte aufmerksam machen. Passend dazu stellen die Künstler aus Eching, München, Mannheim, Icking, Tittling, Frankenthal und dem schweizerischen Basel ihre Werke auf 182 Quadratmeter in zwei leer stehenden Geschäften an der Bahnhofstraße 4b in Eching aus - mit Erlaubnis der Besitzer natürlich.

Es ist überall das Gleiche: Während am Ortsrand glitzernde Einkaufspaläste mit Vollsortiment und großräumigen Tiefgaragen entstehen, geben in den Ortszentren immer mehr Einzelhändler auf. Die Belebung der Echinger Ortsmitte wird in der Gemeinde schon seit Jahren diskutiert. In der Nachbargemeinde Neufahrn bemüht sich die Initiative "Marktplatztreff" darum, das Zentrum wieder bunter und vor allem lebendiger zu gestalten, in der Stadt Moosburg kämpft man ebenfalls seit Jahren mit dem Problem Ladenleerstand, das auch für die neue Marketing-Genossenschaft zu einer Herausforderung zuwerden scheint. In Freising gibt es das Innenstadtkonzept mit dem die City aufgehübscht werden soll, was aber wenig hilft, wenn die Kommune die Grundstücke, die sie dafür benötigt, nicht selbst besitzt, wie man am Beispiel des an einen Investor verkauften Aldigrundstücks an der Angerbadergasse sehen kann.

Nun also "entern" in der Gemeinde Eching die Künstler die leer stehenden Geschäfte, wie Paul Raphael Reindl das im Konzept zur Ausstellung formuliert. "Bis vor ein paar Jahren gab es im Echinger Zentrum viele Geschäfte, auch die Post war da, wer etwas zu erledigen hatte, musste dort hin und das ging auch zu Fuß", berichtet er weiter. Dann sei am Ortsrand ein großes Supermarktzentrum entstanden. Dort befinde sich nun auch die Post, eine Apotheke und der Friseur. "Da fährt jetzt jeder mit dem Auto hin, Eching erstickt ohnehin schon im Verkehr und im Zentrum ist alles öde", kritisiert er . Die einzigen, die sich halten könnte, seien Lokale und Arztpraxen Die Künstler wollten mit ihrer Ausstellung darum "den Finger in die Wunde legen". Das Problem der leblosen Ortszentren sei auch keines, das speziell die Gemeinde Eching habe.

"Das ist ja überall so, nicht nur in Deutschland, auch im Ausland, darum habe ich ja auch den Schweizer Künstler Gianfranco Doti mit seinen besonderen Skulpturen für dieses Ausstellung begeistern können."

Zunehmend viel kleinere, mittlere und auch große Orte litten immer mehr unter Ladenleerständen oder deren Zweckentfremdung durch Spielotheken. Damit verbunden sei ein extremer Niveauverfall, einmal ganz abgesehen von den anderen Folgen dieser Entwicklung wie der drastischen Zunahme des Kurzstrecken-Verkehrs. "Das Zentrum ist das Herz jeden Ortes und der Einsatz dafür sollte eine Pflicht sein", fordert Reindl darum. Gezeigt werden bei dem Kunstprojekt an der Bahnhofstraße 4b in Eching Gemälde und Skulpturen in wechselnden Ausstellungen. "Wir wollen auf alle Fälle etwas Schönes präsentieren. Es soll ja Leben ins Zentrum kommen." Paul Raphael Reindl, der die Idee für diese Ausstellung hatte und sie auch kurzfristig organisiert hat, ist jetzt noch auf der Suche für Sponsoren. Die Künstler selbst verzichteten zwar alle auf eine Honorar, für die Vernissage am 25. Januar habe er jedoch einen renommierten Gitarristen an der Hand, den er bezahlen müsse. Außerdem sei geplant, während der Ausstellungszeit auch Kaffee und Tee anzubieten.

"Kunst Klimazonen", Künstler Galerie, Bahnhofstraße 4b, Eching, Vernissage am 25. Januar um 17 Uhr, bis 12. April. Öffnungszeiten: Mittwoch, 17 bis 20 Uhr, Samstag, 11 bis 14 Uhr, Sonntag, 15 bis 18 Uhr und nach Terminvereinbarung unter 01 76/78 75 00 67 (Montag bis Freitag von elf bis 15 Uhr)

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