Städtebauliche Entwicklung in Eching:Identitätssuche mit Anlaufschwierigkeiten

Städtebauliche Entwicklung in Eching: Seelenlose Viertel in diversen Baustilen - auch bei den Echinger Wohngebieten sieht die Städteplanerin gehörigen Verbesserungsbedarf.

Seelenlose Viertel in diversen Baustilen - auch bei den Echinger Wohngebieten sieht die Städteplanerin gehörigen Verbesserungsbedarf.

(Foto: Johannes Simon)

Gerade mal 20 Interessierte, darunter acht Gemeinderäte, kommen zum Auftakt des Isek-Prozesses ins Bürgerhaus. Dabei hat der Ort nach einer Bestandaufnahme von Städteplanerin Barbara Hummel an allen Ecken und Enden Handlungsbedarf - im Ortskern genauso wie in den Wohngebieten, in denen sie keinen Baustil wahrnehmen kann.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wie ist denn die Wahrnehmung von Eching von außen? Nicht unbedingt positiv. "Ikea, Verkehr, Verkehr und Verkehr", fasste es Städteplanerin Barbara Hummel zusammen. Was ist mit der Identität des Ortes, einem Heimatgefühl oder einem unverwechselbaren Ortsbild? Das alles will man in Eching erreichen und ein "Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept" (Isek) soll helfen, diese Ziele zu erreichen. An diesem Montag ist der Startschuss gefallen und die Echingerinnen und Echinger haben sich mit einer Bestandsaufnahme auf den Weg gemacht.

Beim Isek-Konzept, das machte Hummels in ihrem Initialvortrag deutlich, geht es um weit mehr, als staatliche Fördermittel für den Umbau des Huberwirts abzugreifen. Die Entwicklung der Gewerbebrache im Herzen des Ortes war für Eching nur der Aufhänger, in das Isek einzusteigen. Das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept soll nun auch den generellen Rahmen für die überfällige Fortschreibung des Gemeindeentwicklungsprogramms abgeben.

Allerdings läuft es ziemlich holprig ab. Nach einer halbherzigen, kaum mehr als pflichtschuldigen Ankündigung der Auftaktveranstaltung verloren sich gerade mal 20 Interessierte im Bürgerhaus, darunter acht Gemeinderäte. Die knapp 15.000 Köpfe zählende Echinger Bürgerschaft war mithin zu 0,13 Prozent repräsentiert. Der spontan ans Ende der Veranstaltung gesetzte "Workshop" sammelte dennoch von den 20 Leuten Ansichten, was an Eching gefällt und was weniger.

"Mehr Stadt als Dorf - oder irgendwas dazwischen"

Barbara Hummel vom Planungsbüro Hummel und Kraus stellte bei einem Rundgang durch Eching zunächst ihre Bestandsaufnahme vor. Eching, bis 1945 ein reines Bauerndorf mit gut 1500 Einwohnern, sei heute "mehr Stadt als Dorf, oder irgendwas dazwischen", sagte sie. Was genau Eching darstelle oder sein wolle, erschließe sich freilich nicht: "Das Gewerbegebiet ist präsenter als der Ort." Zuletzt habe die Gemeinde "immer nur auf den Bedarf reagiert", analysierte Hummel: Ein Baugebiet da ausgewiesen, Nachverdichtungen dort zugelassen, ein anderes Baugebiet wieder ganz anders und anderswo gestaltet. "Ein Baustil ist nicht mehr richtig wahrnehmbar", bedauerte sie, irgendwo im Ort finde sich jede erdenkliche Stilform.

Heftiges Kopfschütteln ernteten Hummel für die Analyse, dass die Echinger Baugebiete recht seelenlos angelegt seien, "keinen Quartierscharakter" entwickelt hätten und der Ort deutlich zu wenig Grünzüge aufweise. Gerade dies war in Eching seit jeher für eine große Stärken gehalten worden: Das üppige Grün - die Hubergasse etwa - und die liebevoll konzipierten Siedlungen wie "Schachterlhausen" oder "Westlich der Frühlingstraße". Die Außenansicht scheint eine ganz andere zu sein, als die eigene Wahrnehmung. Doch zur Diskussion war der Auftakt am Montag nicht gedacht. Als vorläufigen planerischen Tiefpunkt stellte die Städteplanerin das gerade entstandene Neubaugebiet östlich der Böhmerwaldstraße heraus: Unmittelbar am S-Bahnhof und dem Knotenpunkt der Buslinien Doppelhäuser vorzusehen, sei "nicht zu verstehen".

Eching ist sehr Auto-orientiert - "ein überkommener Ansatz", so die Planerin

Den Ortskern, das engere Isek-Zielgebiet, bewertete Planerin Hummel als "ziemlich Auto-orientiert". Eching sei gewachsen mit der Idee des Einkaufens mit dem Auto, in dieser Hinsicht sei der Ort stark aufgestellt. Allerdings vermittle dieser überkommene Ansatz keine Einkaufsqualität. Die Bahnhofstraße, in der Theorie Echings vermeintliche Einkaufsmeile, präsentiere sich nach außen mit "viel Blech und dahinter könnte ein Laden sein". Zwar kriege man "immer einen Parkplatz", doch die Situation "lädt nicht gerade zum Bummeln ein", monierte Hummel.

Städtebauliche Entwicklung in Eching: Die Bahnhofstraße, Echings vermeintliche Einkaufsmeile, präsentiert sich in den Augen der Stadtplanerin alles andere als in einladender Verfassung.

Die Bahnhofstraße, Echings vermeintliche Einkaufsmeile, präsentiert sich in den Augen der Stadtplanerin alles andere als in einladender Verfassung.

(Foto: Johannes Simon)

Den Verkehr neu zu ordnen, mit viel mehr Raum für Fußgänger und Radler, wäre ein Ansatz im Isek. Außerdem müsse den Wohnquartieren mehr Charakter verliehen werden, unter anderem durch deutlich mehr Grünanlagen. Und "gutes Bauen könnte auch Einfluss auf die Atmosphäre haben", merkte die Planerin an.

Mit dem Isek sollte sich der Ort nun aufmachen, zukunftsträchtiger zu planen und mehr Identität zu gewinnen. Das "i" für "integriert" sei dabei der Auftrag, alle Aspekte von der Barrierefreiheit der Gehwege über die Nachhaltigkeit der Energieversorgung bis hin zur Gewerbefreundlichkeit oder Identitätsstiftung gemeinsam zu denken. Auf eineinhalb Jahre mindestens sei der Prozess angesetzt, in dem es permanent Rückkoppelungen mit dem Gemeinderat geben werde. Auch weitere öffentliche Foren wie das am Montag sollen eingeschaltet werden.

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