Die Insekten werden immer weniger, darauf reagierte 2018 das Bayerische Umweltministerium mit einem "Blühpakt". Auf allen gesellschaftlichen Ebenen soll für das Thema sensibilisiert werden. So entstand auch die Initiative "natürlich Bayern", bei der Landschaftspflegeverbände insektenfreundliche Maßnahmen in Kreisen und Kommunen anstoßen sollen. Nachdem der Freisinger Landschaftspflegeverband ein sehr rühriger ist und mit dem ebenfalls sehr aktiven Heideflächenverein auch noch ein idealer Partner vor Ort ist, lag es auf der Hand, sich gemeinsam mit einem Projekt um die Aufnahme in "natürlich Bayern" zu bemühen. Der Titel des Freisinger Projekts: "Das Gfild blüht auf", sein primäres Ziel: neue Bindeglied-Biotope zwischen Isarauen und Garchinger Heide.
Nach einem Bürgerprojekt in Freising zogen andere Gemeinden nach
Den Anfang machte vorigen Sommer ein Bürgerprojekt in Freising. Dort haben die Vereine mit 20 Nachbarn auf 4000 Quadratmetern eine Blühwiese angelegt. Den aktuell nicht benötigten Grund hatte die Heilig-Geist-Spital-Stiftung auf Anfrage der Nachbarn zur Verfügung gestellt. Nun zogen die Kommunen im Landkreis nach, zumindest Eching, Neufahrn und Freising. Echings Bürgermeister Sebastian Thaler und Vertreter der Vereine präsentierten eine Beispiel-Wiese nahe des Echinger Sees.
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Die Besonderheiten erläuterte Sandra Semmler vom Heideflächenverein. Zum einen stammt das Saatgut aus der Heide, zum anderen sind die Flächen mehrjährig. Trotz eines Schnitts im Juli und in Ausnahmen im Herbst, wird darauf geachtet, dass die Insekten im Spätherbst noch Halme und Verstecke zum Überwintern haben. Dass auch einjährige Blumen in der Saatmischung sind, erklärte Semmler damit, dass mit Lein und Kornblume schon jetzt etwas blühe, bis im nächsten Jahr die mehrjährigen Arten wie Wiesensalbei, Margerite oder Kartäusernelke blühen. "Man braucht etwas Geduld", so Semmler.
"Wenn nicht wir anfangen, wer dann?"
Das trifft auch auf das Anliegen zu, generell mehr Blühflächen zu schaffen. Ein Baustein des Projekts ist deshalb die Information von Grundbesitzern, auch Landwirten. Trotzdem sind bis jetzt die neuen Flächen nicht auf Privatbesitz entstanden, was insoweit in Ordnung ist, als die Kommunen besondere Verantwortung und Vorbildfunktion haben. So fragte Echings Bürgermeister Thaler; "Wenn nicht wir anfangen, wer dann?"
Auf dem Weg zum Biotopverbund zwischen Heide und Garching ist man dennoch ein kleines Stück weiter gekommen. Nahe der Dietersheimer Brenne wurde ein Randstreifen verlängert, und die Stadt München wird zwei ohnehin geplante Ausgleichsflächen in der Nähe anlegen. Dafür seien solche Gespräche so wichtig, betonte Semmler, weil nur so solche Synergieeffekte geschaffen werden könnten. Dass solche Blühkonzepte, zumal mit Netzcharakter und Mehrjährigkeit, Sinn machen, betonte auch Jörg Steiner von der Unteren Naturschutzbehörde im Freisinger Landratsamt. In der früher kleinräumigen Landwirtschaft ohne schwere Maschinen und chemische Mittel sei genug Platz für Beikräuter und Insekten gewesen. Heute nicht, so Steiner, "jetzt sind sie auf solche Flächen angewiesen".