Feiern am Hollerner See:"Da herrscht Anarchie"

Feiern am Hollerner See: In diesem Jahr beginnt der Ärger schon im März: Anwohner beschweren sich über nächtliche Partys, in den Sommermonaten ist auch die Insel nicht vor den Feierwütigen sicher.

In diesem Jahr beginnt der Ärger schon im März: Anwohner beschweren sich über nächtliche Partys, in den Sommermonaten ist auch die Insel nicht vor den Feierwütigen sicher.

(Foto: Marco Einfeldt)

In letzter Zeit häufen sich Klagen über exzessive Feiern am Nordufer des Hollerner Sees. Die Polizei hat wegen der unklaren Rechtslage keine Handhabe einzugreifen.

Von Alexandra Vettori, Eching

Nach der langen Zeit massiver Corona-Beschränkungen gibt es durchaus Verständnis für im Freien feiernde Jugendliche, schließlich sind Clubs noch immer zu. Dennoch scheint die Sache am Hollerner See aus dem Ruder zu laufen. Die jüngsten Abiturfeiern haben wieder eine Beschwerdeflut nach sich gezogen, wegen des Lärms und des vielen Mülls. Vor allem am Nordufer geht an den Wochenenden bei gutem Wetter die Post ab. Die zuständige Neufahrner Polizei rückt zwar regelmäßig an, doch seit die nächtlichen Ausgangssperren wegen der Corona-Regularien gefallen sind, haben die Beamten nicht mehr viel in der Hand.

Grund dafür ist die nach wie vor nicht ganz klar definierte Situation am Nord- und Nordwestufer des Hollerner Sees. Bis heute gehört der Bereich offiziell nicht zum Badesee und ist auch nicht mehr Landschaftsschutzgebiet, beides Nachwirkungen der Thermenplanung aus früheren Jahren. Damals klammerte der für den See zuständige Zweckverband der Nachbarkommunen Eching und Unterschleißheim das Areal explizit aus. Und so sind hier nicht ganz so viele Dinge verboten, wie am Badesee. Dazu kommt, dass der Security Dienst, der an den Badeufern für Ordnung sorgt, hier nicht zuständig ist. Der Job bleibt also an der Polizei hängen, doch die hat ein kleines Problem.

Die Polizei ist machtlos

Schon voriges Jahr habe man wegen der vielen Beschwerden deutlich mehr Präsenz gezeigt, sagt der Neufahrner Dienststellenleiter Hermann Eschenbecher. Einen geplanten Großeinsatz habe man aber abgeblasen, "weil die Maßgaben dort unklar sind. Wer ist Eigentümer, ist das für die Öffentlichkeit freigegeben, ist das Privatgrund?", nennt Eschenbecher ungeklärte Fragen. "Da sind zwar auch bestimmte Dinge verboten, aber eben nicht sanktioniert", erklärt der Dienststellenleiter. "Insgesamt", sagt er, "ist die Konstellation da hinten sehr, sehr schwierig." Selbstverständlich könne man wegen nächtlicher Ruhestörung einschreiten, "aber ein größerer Einsatz wäre da rechtlich nicht sauber".

Der Ball liegt also, und das schon länger, im Feld des Zweckverbands. Dort aber ist derzeit nur die Satzungsänderung dahingehend in Arbeit, dass der Badesee-Bauabschnitt 2 um die östliche Hälfte des Nordufers erweitert wird. Für das naturbelassene nördliche und nordwestliche Ufer dagegen bestünden keine Satzungsänderungspläne, heißt es aus dem Echinger Rathaus. Für Gregor Buchmeier, den nächsten Anwohner am Nordufer, ist das unverständlich: "Da muss eine Satzung her, seit 20 Jahren ist das Niemandsland." Buchmeier ist mit der Gemeinde Eching schon beim inzwischen zu seinen Gunsten nachgebesserten Halteverbot vor seinem Haus im Clinch gelegen, nun geht es ihm um seine Nachtruhe und die seltenen Vögel, die gerne im Schilf am Nordufer brüten würden. "Da herrscht Anarchie", schimpft er.

Immerhin hegt man im Echinger Rathaus den Plan, das nordwestliche Ufer wieder in das Landschaftsschutzgebiet "Echinger Gfild" zu integrieren. Dann wäre die Rechtslage ein wenig klarer. Feuermachen ohne Genehmigung des Grundstückseigentümers, also je nach Standort entweder der Stadt Unterschleißheim oder der Gemeinde Eching, schlägt dann laut Bußgeldkalender mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 1500 Euro zu Buche.

Bald öffnet der neue Kiosk

Am brav geregelten Südufer des Hollerner Sees gibt der für die Badebereiche zuständige Erholungsflächenverein derweil eine gute Nachricht bekannt. Am 1. Juli wird wieder ein Kiosk eröffnet, nicht in der inzwischen abgebauten Container-Anlage, sondern, wie der Vorsitzende des Vereins, Jens Besenthal es beschreibt, "ein Kiosk mit Almhütten-Charakter" und kleinem Biergarten. Der Betreiber soll sich auch um die nahe Toilettenanlage kümmern. Das dürfte Badegäste freuen, gab es zuletzt doch Klagen über die nur wöchentliche Reinigung der Toiletten.

Noch möchte Jens Besenthal nicht öffentlich kund tun, wer der neue Kiosk-Betreiber ist. "Die Verträge sind noch nicht unterschrieben", begründet er das. Die Seehütte ist freilich nur ein Provisorium, bis das allseits gewünschte Seerestaurant steht. Geht alles glatt, so Besenthal, ist das in zwei Jahren der Fall. Mehr Lärm und Müll, sagt er, habe man derzeit auch im Badebereich, und zwar an sämtlichen Seen, nicht nur in Eching. "Die Leute drängen ins Freie und haben einen gesteigerten Feierbedarf und manche schlagen da über die Stränge. Ich glaube, das wird sich wieder einpendeln."

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