Fasching in BayernNärrische Familien

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Die Geschwister Wallner von links bei ihrem jüngsten Auftritt in Garching: Maria, Anna, Theresa und Silvia.
Die Geschwister Wallner von links bei ihrem jüngsten Auftritt in Garching: Maria, Anna, Theresa und Silvia. (Foto: Marco Einfeldt)

Bei der Heidechia Eching-Neufahrn ist der Fasching schon beinahe reine Familiensache. Ganze Generationen werden eingebunden. Die vier Wallner-Schwestern sind da nur ein Beispiel, wenn auch ein ganz besonderes. Ein Besuch beim Endspurt.

Von Davida Schauer und Antonia Grabowski, Eching

Seit 1959 begeistert die Narrhalla Heidechia Eching – Neufahrn Faschingsfans mit aufwendigen Shows. Fasching ist in Eching mittlerweile beinahe reine Familiensache. Ganze Generationen werden eingebunden. Das sieht man an der Familie Wallner. Seit Jahren prägen die vier Wallner-Schwestern Maria, Anna, Silvia und Theresa in der Garde das Geschehen des Vereins und nicht nur sie.

In diesem Jahr regiert Theresa Wallner als närrische Hoheit Theresa II. zusammen mit Tobias I. (Eisenmann) unter dem Motto „Mystica - eine sagenhafte Welt“. Die Wallner-Ära in Eching begann mit der Ältesten der Schwestern. Maria Wallner stand schon 2018 als Prinzessin der Narrhalla Heidechia auf der Bühne.

Maria Wallner (Mitte), damals Prinzessin, und die Garde der Heidechia bei einem Auftritt im Jahr 2018.
Maria Wallner (Mitte), damals Prinzessin, und die Garde der Heidechia bei einem Auftritt im Jahr 2018. (Foto: Marco Einfeldt)
Ex-Prinzessin Maria Wallner ist heute in der Garde mit vollem Einsatz dabei.
Ex-Prinzessin Maria Wallner ist heute in der Garde mit vollem Einsatz dabei. (Foto: Marco Einfeldt)

Viel Erfahrung habe sie damals nicht gehabt, erzählt Maria Wallner.  „Die größte Herausforderung war, dass ich von nichts eine Ahnung hatte.“  Jetzt weiß sie alles über Kleider, Krönchen und Frisuren, hat Kontakte zu den Schneiderinnen und kann ihr Wissen an ihre drei jüngeren Schwestern mitgeben. Nun führt Theresa Wallner als Prinzessin das Narrhalla-Erbe der Familie Wallner weiter. Auch Silvia und Anna haben sich dem Verein angeschlossen.

Mittlerweile sind alle zu Hause ausgezogen. Der Fasching führt die vier Schwestern wieder zusammen.  Wie zu Kindertagen sitzen sie dann wieder gemeinsam am Frühstückstisch. „Ich habe mich riesig darauf gefreut, den Fasching gemeinsam mit meinem Freund und der Garde zu erleben“, sagt Theresa II. „Ich war neugierig, was mit dieser besonderen Rolle verbunden ist, und konnte es kaum erwarten.“

Das aktuelle Prinzenpaar Theresa Wallner und Tobias Eisenmann.
Das aktuelle Prinzenpaar Theresa Wallner und Tobias Eisenmann. (Foto: Marco Einfeldt)
Silvia Wallner bei letzten Proben vor dem Auftritt
Silvia Wallner bei letzten Proben vor dem Auftritt (Foto: Marco Einfeldt)

So wie ihre große Schwester Maria, die erste Wallner-Prinzessin, weiß sie nun: Es steckt mehr dahinter, als manche denken. Die Kostümauswahl, das Styling, das intensive Training – all das erfordert viel Zeit und Planung. Auch kleine Dinge spielen eine Rolle, der passende Glitzer fürs abendliche Make-up beispielsweise. Es sind Details, die das Gesamtbild perfektionieren.

Als Prinzessin darf man den Verein nach außen präsentieren, hat sozusagen hochherrschaftliche Verpflichtungen. So wie man sich verhält, wird der Verein wahrgenommen. Es wird erwartet, Einladungen von anderen Vereinen und Institutionen anzunehmen. Man muss im Seniorenheim genauso auftreten wie in der Kita.  Zwischendurch kümmert man sich um die Garde und bringt kleine Geschenke vorbei, auch mal Sekt und Snacks.

Ex-Prinzessin Maria gibt ihrer Schwester Theresa II. hilfreiche Tipps. Support kommt natürlich auch von den Eltern, damit alle die Saison durchhalten.  „Unsere Mama verpasst kaum einen unserer Auftritte, sie filmt, macht Fotos und sorgt dafür, dass immer etwas zu essen im Kühlschrank ist und lädt auch immer wieder die ganze Garde zu uns nach Hause ein“, erzählt Anna Wallner.

Alle vier zusammen beim Ausmarsch

Der Familien-Fasching schweißt zusammen. Eines werden die vier Wallner-Schwestern nie vergessen: „Für uns war der schönste Moment im Jahr 2023, als wir alle vier am Ende der Show zusammen unseren Ausmarsch getanzt haben“.

Auch für andere bei der Heidechia ist der Fasching zum Vollzeit-Hobby geworden. Conni Feichtner zum Beispiel tanzt seit 13 Jahren in der Echinger Garde. Auch ihr Cousin und ihre Mutter stecken mitten im Faschingsfieber. Mit neun Jahren hat sie in der Kindergarde angefangen, danach hat ihr Cousin sie zur Teeniegarde gebracht. Noch heute steht er ihr tatkräftig zur Seite, wenn sie Fragen hat zum Vorstand, in dem sie mittlerweile selbst wirkt. Für die 21-Jährige ist das eine Ehre, auch weil sie damit eine Familientradition weiterführt. Die Mama sitzt im Elferrat und der Papa immer im Publikum.

Stefan und Conni Feichtner.
Stefan und Conni Feichtner. (Foto: Marco Einfeldt)

Fasching bedeutet ihr alles. Sie richtet ihr Freizeit- und Arbeitsleben nach ihrem Hobby: Fasching und Garde tanzen. Ohne die Unterstützung ihrer Familie hätte sie sich nicht so engagieren können: Mehrmals die Woche Mama-Taxi zu Proben und Auftritten. „Meine Eltern holen mich zu jeder Tages- und Nachtzeit ab.“ Wenn sie bei Auf- und Abbau, zwischen Auftritten oder auf den Veranstaltungen nicht ohnehin Zeit miteinander verbringen.

Wenn sie ihren Freundinnen in der Schulzeit für Freitagabend abgesagt hat, habe das immer keiner verstanden. Aber die Proben seien wichtig für sie gewesen und Schwänzen keine Option: „Für mich war auch klar, wenn ich das mache, dann mache ich es richtig.“ Als Kind habe sie sich schon sehr früh zwischen Ski fahren und Garde entscheiden müssen. Denn wenn sie sich verletzt hätte, wäre der Fasching für sie gelaufen.

Für die Familie von Conni, aber auch für sie selbst, heißt Fasching Prioritäten setzen. Als Krankenschwester arbeitet sie im Dreischichtbetrieb. Sie versucht stets an allen Proben, dem Trainingslager und den Auftritten teilzunehmen: „In der Ausbildung und jetzt auf der Station habe ich geschaut, alles unter einen Hut zu bringen.“

Stolze Eltern bei der Inthronisation

Mit Begeisterung dabei ist auch Annika Liebert: „Als ich mit zwölf Jahren als Prinzessin inthronisiert wurde, das war ein besonderer Moment. Mein Papa hat mich damals als Hofmarschall anmoderiert“, erzählt Annika Liebert. In der Saison hatte sie sich mit ihrer Mutter und ihrer Oma ein Märchen ausgedacht, um das Publikum zum Thema „Perle des Orients abzuholen“.

Annika Liebert mit dem passenden Glitzer heute.
Annika Liebert mit dem passenden Glitzer heute. (Foto: Marco Einfeldt)
Und hier als Kinder-Prinzessin im Alter von zwölf Jahren.
Und hier als Kinder-Prinzessin im Alter von zwölf Jahren. (Foto: privat)
Annika Liebert bei einem Auftritt.
Annika Liebert bei einem Auftritt. (Foto: privat)

Seit einem Jahr tanzt sie in der Echinger Erwachsenengarde. Die Faschingsbegeisterung liegt in der Familie. Schon ihr Großvater hatte als Guggenmusiker im Stuttgarter Fasching gute Laune verbreitet. Die Leidenschaft für das Tanzen hat sie von ihrer Mutter Petra, die früher Balletttänzerin war. Als Annika noch klein war, hat ihre Mutter die Auftritte für die Kinder- und Teeniegarde organisiert. „Die haben crazy Sachen an Land gezogen. Zum Beispiel, dass wir am Stachus getanzt haben auf der Charivari-Bühne“, erzählt sie.

Annika Liebert mit der Truppe bei einem Auftritt am Stachus.
Annika Liebert mit der Truppe bei einem Auftritt am Stachus. (Foto: privat)
Auch heute ist Annika Liebert noch mit Leidenschaft dabei.
Auch heute ist Annika Liebert noch mit Leidenschaft dabei. (Foto: privat)

Natürlich essen sie in der Faschingszeit zusammen traditionell Krapfen. „Und für den Kinderfasching backt mein Papa Kuchen und Muffins wie ein Weltmeister“, sagt die Gardetänzerin. Noch immer ist die Faschingszeit für Annika eine ganz besondere Zeit.

Was Fasching für sie ausmacht? „Wir machen uns gemeinsam fertig, sind vor dem Auftritt wahnsinnig aufgeregt und versuchen einander zu beruhigen. Gemeinsam auf der Bühne zu stehen und von anderen zu bewundert werden und sich nach dem Auftritt zu freuen, dass es geschafft ist: Besser geht’s nicht“, erzählt die 20-Jährige.

Als 2021 wegen Corona der Fasching ausfiel, habe sie gar nicht gewusst, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte. „Wenn es nicht da ist, dann fehlt es.“ Das will sie auch einmal an ihre Kinder weitergeben. „Dafür werde ich sorgen“, sagt sie einem großen Lächeln im Gesicht.

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