Günzenhausen:Herzensprojekt der Vereine steht auf der Kippe

Günzenhausen: Der Bürgersaal in Günzenhausen könnte im Garten vor dem Gasthaus Grill entstehen. Wenn denn die Nachbarn willens sind, etwas mehr Lärm zu tolerieren.

Der Bürgersaal in Günzenhausen könnte im Garten vor dem Gasthaus Grill entstehen. Wenn denn die Nachbarn willens sind, etwas mehr Lärm zu tolerieren.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Bau des Bürgersaals scheitert, wenn sich auch nur ein Nachbar wegen des zu erwartenden Lärms beschweren sollte.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Bei der geplanten Ansiedlung eines Bürgersaales im Günzenhausener Dorfkern sollen nun die betroffenen Anlieger mitreden. Das Echinger Rathaus sieht zur Realisierung des Herzensprojekts der Günzenhausener Vereine überhaupt nur eine Minimalchance, wenn die Anwohner signalisieren, hinter den Plänen zu stehen. Sollte sich jedoch Widerstand ergeben, wäre aufgrund der Rechtslage zum Lärmschutz nach Einschätzung des Gemeindebauamts jeder Versuch zwecklos.

Um den Bürgersaal baurechtlich zu verankern, müsste ein Bauleitplan erlassen werden, der die nähere Umgebung als "Dorfgebiet" widmet. Jenseits der Ringstraße, über die der Saal erschlossen würde, schließt jedoch ein reines Wohngebiet an, das so schon gewidmet wurde, als Günzenhausen noch selbständig war. Mindestens die nächste Bebauung zur Ringstraße müsste dann zum "Dorfgebiet" umgestuft werden.

Zehn Anlieger wären von dem zu erwartenden Lärm betroffen

Zwischen diesen baurechtlichen Widmungen liegen jedoch zwei Klassen. Ein reines Wohngebiet muss nächtlichen Lärm nur bis 35 dB(A) aushalten, ein Dorfgebiet bis 45 dB(A). Diese Differenz ist in der Wahrnehmung deutlich mehr als eine Verdopplung. Etwa zehn Anlieger wären davon betroffen. Sollte hier nur einer diese Abstufung des Status ablehnen, wäre die Maßnahme chancenlos, erwartet das Gemeindebauamt.

Das Landratsamt habe ohnehin schon angekündigt, eine derartige Umwidmung nicht mitgehen zu wollen. Das Vorgehen sei also "sehr, sehr kritisch", sagte Bauamtsleiter Thomas Bimesmeier im Bauausschuss des Gemeinderats, man werde sich "sehr schwer tun, das gut genug begründen zu können".

Vereine haben bereits fünf Sonderereignisse angemeldet

Und selbst wenn auf dieser Basis ein Saal errichtet werden könne, sei die Einschränkung unverrückbar, wonach nur zehn "laute" Veranstaltungen pro Jahr stattfinden dürften. Vereinsversammlungen etwa fielen nicht unter diese Einschränkungen, aber Bälle oder Feiern sehr wohl. Fünf dieser Sonderereignisse haben die Vereine schon reserviert, so dass der künftige Dorfwirt als potentieller Pächter des Saals den gerade noch für fünf eigene Festivitäten nutzen könnte.

Ein Lärmgutachten weise die nächtliche Schallbelastung im Bestand, also mit einer Gaststätte im Betrieb, für alle Messstellen im Umgriff bei unter 43 dB(A) aus. Mit einem Saal würden die "lauten" Veranstaltungen an drei Stellen die 50 dB(A) überschreiten.

Warnungen könnten im Vorfeld Ängste suggerieren

Christoph Gürtner (FW) rügte den "Grundton" des Vorgehens. Man solle das Projekt mit Überzeugung angehen, "wenn jemand querschießt, haben wir das Problem früh genug". Mit derartigen Warnungen aber "kann man auch Ängste suggerieren". Bürgermeister Sebastian Thaler sagte, es sei doch wohl Pflicht der Verwaltung, die Hürden vorab aufzuzeigen, bevor mit relevanten finanziellen Mitteln in eine Planung eingestiegen werde, die hohe Risiken berge.

"Ganz rechtssicher wird das nie", mahnte Lena Haußmann (Grüne), "wir werden nur Probleme haben." Somit investiere man "sehr viel Geld in ein sehr unsicheres Projekt". Zunächst aber mal den Anliegern die Situation vorzustellen und ihr Feedback abzufragen, entschied der Ausschuss einstimmig.

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