Süddeutsche Zeitung

Debatte um Straßennamen:Eine neutrale Person in Lendenshorts

Eigentlich gibt es in Eching den Grundsatzbeschluss, Frauen stärker bei Straßenbenennungen zu berücksichtigen. Das neue Feuerwehrhaus in Günzenhausen liegt nun aber doch wieder an der St. Florian-Straße.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Das neue Günzenhausener Feuerwehrhaus wird nun doch an der St.-Florian-Straße liegen. Mit klarer Mehrheit hat der Gemeinderat den Vorschlag aus der Günzenhausener Feuerwehr im zweiten Durchgang akzeptiert. Zunächst hatten vor allem die Grünen moniert gehabt, dass mit der männlichen Benennung ein weiteres Mal der Grundsatzbeschluss unterlaufen werde, Frauen stärker bei Straßennamen zu berücksichtigen.

An Alternativen war seit der Vertagung aus den Reihen des Rates lediglich der Straßenname "An der Feuerwehr" in verschiedenen grammatikalischen Varianten eingereicht worden. Das sei ja nun "nicht so richtig kreativ", bilanzierte Leon Eckert für die Grünen, daher wolle man sich doch dem Wunsch der Feuerwehr anschließen.

Mehr weibliche Namen bei Straßenbenennungen

Der gesamte Gemeinderat solle es sich aber "nochmal hinter die Löffel schreiben", bei zukünftigen Benennungen auch den eigenen Beschlüssen zu folgen und weibliche Namen zu forcieren. Die sind im öffentlichen Raum drastisch unterrepräsentiert, weshalb sich der Gemeinderat auf Vorstoß der Grünen darauf festgelegt hatte, das Verhältnis mittelfristig anzunähern.

Feuerwehr-Vorsitzender Bernhard Wallner (CSU) hatte pro St. Florian argumentiert, der sei ja "der Schutzpatron der Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner" und somit "eine neutrale Person eigentlich". Auch FW-Sprecher Christoph Gürtner sah in dem Heiligen "ein religiöses Symbol und nicht eine Person, auch wenn er, wenn man ihm denn die Lendenshorts runterzieht, wohl ein Mann ist".

Gegen die Stimmen von Lena Haußmann und Esma Gelis beschloss der Gemeinderat mit 23:2 Stimmen die St.-Florian-Straße. Haußmann bedauerte, dass der Gemeinderat, "immer, wenn wir progressiv sein könnten, doch alles beim Alten lassen und uns vornehmen, es beim nächsten Mal zu machen". So werde man "in drei Jahren wieder rausgehen und alles wird so sein, wie es war."

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