Eching:Diskutieren und entwickeln

Eching: Eching wandelt sich seit Jahren. Hier ein Aufnahme vom Bau des Echinger Bürgerhauses aus dem Jahr 1980. Der Ort soll sich noch weiter wandeln.

Eching wandelt sich seit Jahren. Hier ein Aufnahme vom Bau des Echinger Bürgerhauses aus dem Jahr 1980. Der Ort soll sich noch weiter wandeln.

(Foto: Gemneindearchiv)

1976 ist in Eching das erste Gemeindeentwicklungsprogramm (GEP) erstellt worden. Nach zwei Überarbeitungen soll es im kommenden Jahr eine dritte Fortschreibung geben. Es geht um alle Lebensbereiche und eine Weichenstellung für die Zukunft der Gemeinde.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Im kommenden Jahr feiert Eching das 1250. Jubiläum seiner ersten schriftlichen Erwähnung - und im Jubiläumsjahr soll auch eine große Weichenstellung für die weitere Zukunft stattfinden. Das beinahe 50 Jahre alte Gemeindeentwicklungsprogramm soll zum dritten Mal fortgeschrieben werden. Mit einem entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat den Prozess einstimmig eingeleitet.

Die erste Auflage des Gemeindeentwicklungsprogramms (GEP) war 1976 nach monatelanger Diskussion verfasst worden. Auf 64 Seiten bündelte es die damaligen Entwicklungsziele, von der Strategie beim Flughafenabwehrkampf bis zur Anreicherung der Agrarlandschaft mit Hecken und Gehölzen. Das perspektivische Gesamtziel war, dass der Ort sich als "weitgehend geschlossener Lebenskreis" entwickeln sollte, mit Möglichkeiten zum Wohnen, aber auch mit guten Arbeitsplätzen, attraktiven Einkaufsmöglichkeiten und einer sozialen Infrastruktur.

Im ersten GEP war die Drosselung des Einwohnerwachstums das entscheidende Ziel

Der griffigste Leitsatz im ersten GEP - und gleichzeitig die Basis für alle Gestaltungsvorhaben - war die Beschränkung des Einwohnerwachstums. Ausgehend von gut 2000 Einwohnern im Jahr 1960 war die Bevölkerung Echings bis Mitte der 1970er Jahre jährlich um etwa zehn Prozent gewachsen. Hochgerechnet hätte man ohne Drosselung im Jahr 2000 den 50.000ten Einwohnern begrüßen können. Die Gemeinde setzte sich als Zielvorgabe zunächst ein Einwohnerwachstum von jährlich maximal 3,5 Prozent und senkte sie bei der ersten Fortschreibung auf nur noch zwei Prozent. Diese Beschränkung wurde konsequent durchgehalten. Eching geht aktuell auf 15.000 Einwohner zu.

Bei einer Bilanz aller Gemeindeentwicklungsprogramme in Bayern Ende der 1990er Jahre wurden diese allgemein als wenig effektiv bewertet. Mit einer leuchtenden Ausnahme allerdings: Eching habe durch sein GEP "eine sehr positive Wandlung vom dörflichen Ort zu einer gut strukturierten, lebendigen Gemeinde erfahren", schwärmte der damalige Leiter der Bayerischen Obersten Landesplanungsbehörde im Wirtschaftsministerium.

Das GEP aus dem Jahr 1976 war für einen Zeitraum von etwa 15 Jahren ausgelegt. Eine erste Fortschreibung zur Korrektur von "Kinderkrankheiten" erfolgte aber bereits 1983, die zweite Nachbesserung war 2003 dran. Vor 13 Jahren gab es lediglich eine Teilfortschreibung eines einzelnen Kapitels zur damals geplanten Therme am Hollerner See. Mit einer dritten Fortschreibung im kommenden Jahr wäre beim Echinger GEP ein 20-Jahres-Rhythmus etabliert.

Erst vor wenigen Wochen hat man in Eching ein Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (Isek) gestartet, das laut einer Behördendefinition "gesamtörtliche Strategie und gebietsbezogene Lösung" vereinen soll. Das Isek bildet die Grundlage für finanzielle Zuschüsse aus der staatlichen Städtebauförderung. Auch das Isek soll "alle Aspekte von der Barrierefreiheit der Gehwege über die Nachhaltigkeit der Energieversorgung bis hin zur Gewerbefreundlichkeit oder Identitätsstiftung gemeinsam denken", hieß es bei der Auftaktveranstaltung in Eching.

Eine Hoffnung ist, dass allein die öffentliche Debatte schon positive Effekte entfalte werde

Dafür ist ein Planungsbüro beauftragt, das unter anderem in einem Bürgerdialog das neue städtebauliche Konzept entwickeln soll. Für das GEP will das Rathaus nun noch ein weiteres Büro beauftragen, das den Bürgerdialog zu dessen Fortschreibung moderieren soll. Im Rathaus hat man die Vorstellung, dass das überarbeitete GEP das übergreifende Papier wird, in welches das Isek mit seinen städtebaulichen Aspekte als ein Teilbereich einfließt. So werde sich eine "sinnvolle Synergie" ergeben.

Als Inhalte des GEP sind eine ganze Reihe von Themen vorgesehen: neben der demografischen und städtebaulichen Entwicklung geht es um Kinderbetreuung und -bildung, Verkehrsplanung, Nahversorgung, wirtschaftliche Entwicklung, finanzielle Entwicklung, Natur-, Landschafts- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Energieversorgung sowie Freizeit, Sport und Erholung.

Schon die Diskussion der Ortsentwicklung werde positive Effekte entfalten, war der mittlerweile verstorbene Alt-Bürgermeister Joachim Enßlin überzeugt. Enßlin, der 1976 und 1983 die beiden ersten GEP-Fassungen verantwortete, warb zuletzt immer wieder für eine Fortschreibung. Die Debatte im Ort sei seinerzeit "ein wirklich schöner Prozess" gewesen, sagte Enßlin, und das gemeinsam erarbeitete Gemeindeentwicklungsprogramm haben sich für die ganze Gemeinde als "ein Segen" erwiesen.

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