Süddeutsche Zeitung

Eching:Die Vorfreude auf die Glocken wächst

21 Jahre nach der Fertigstellung hat die evangelisch-lutherische Magdalenenkirche doch noch einen Turm bekommen, voraussichtlich am Freitag wird die langersehnte Lieferung aus der Passauer Gießerei eintreffen

Von Alexandra Vettori, Eching

Lang ersehnt und durchaus umstritten, steht er nun da, der Turm der evangelisch-lutherischen Magdalenenkirche. Spätestens am kommenden Freitag werden auch die drei Glocken in Eching ankommen, die in dem Turm einmal erklingen werden. 21 Jahre nach der Fertigstellung des Gotteshauses an der Danziger Straße ist damit realisiert, was von Anfang an geplant war - eine Kirche mit Geläut.

Aus Kostengründen hatte die evangelische Gemeinde Eching Ende der Neunzigerjahre auf Turm und Glocken verzichtet. Die 1,7 Millionen Euro für Kirche und Gemeindezentrum musste man schließlich aus Eigenmitteln finanzieren, mit Spenden, privaten Darlehen und Zuschüssen von Gemeinde und Landeskirche. Nach zehn Jahren war das Gotteshaus zwar schuldenfrei, doch hatte sich die Kirchengemeinde da schon dem Geldsammeln für eine 320 000 Euro teure Orgel zugewandt. Kaum war diese 2012 abbezahlt, wurden die Glockenturm-Pläne wieder diskutiert. Es gab durchaus kritische Stimmen, die neuerliche Kosten scheuten, vor allem angesichts der Baupreise. Jetzt aber, weiß Pfarrer Markus Krusche, "freut sich eine große Mehrheit darauf". Die Akzeptanz zeige sich auch am bisherigen Spendenaufkommen von knapp 150 000 Euro. Gekostet freilich haben Turm und Glocken gut 300 000 Euro, es ist also noch einiges zu sammeln. Umso mehr freut sich Krusche, dass auch die weltliche Gemeinde Eching das Projekt finanziell fördert. Aber, sagt er, "ich werde noch den einen oder anderen Bettelbrief schreiben müssen". Was man nicht selbst finanziert, laufe wie bei der Orgel über einen Kredit, der dann langsam abbezahlt werden müsse. Er selbst sieht den Turmbau zu Eching als wichtiges Signal, "gerade jetzt", wie er betont. Und er fügt hinzu: "Es ist schön, wenn die Kirche einfach mal fertig ist."

Läuft alles nach Plan, werden die drei Glocken am Freitag von der Passauer Gießerei Perner geliefert. Am Samstag, 31. Oktober, dem Reformationstag, kann man sie dann das erste und wohl einzige Mal hautnah betrachten, dann stehen sie im Garten des Gemeindezentrums. Um 11 Uhr wird dort ein Gottesdienst gefeiert, wegen Corona unter freiem Himmel, "egal, ob es regnet oder schneit, mit Maske und Abstand", wie Pfarrer Krusche betont. Das nächste Mal treten die Glocken dann Anfang November in Erscheinung, wenn sie mit einem Kran in den schon stehenden Turm eingehoben werden. Danach sind sie nur noch zu hören, nicht mehr zu sehen. Denn entgegen den ursprünglichen Plänen ist es nun kein offener Turm geworden, sondern ein geschlossener. Grund dafür, erklärt der Pfarrer, sei der Klang der Glocken, der in einem geschlossenen Turm ein weicherer sei. Zusammen mit dem Glockensachverständigen der Landeskirche habe man in München verschiedene Kirchen besucht und sich die unterschiedlichen Glockenklänge angehört. Letztendlich ist es dann ein Turm mit Schall-Löchern geworden. Das wirke "wie ein Musikinstrument", so Krusche. Die Töne der drei Glocken sind darüber hinaus mit dem Geläut der nahen katholischen St.-Andreas-Kirche abgestimmt, damit ein harmonischer Gesamtklang entsteht. Die Magdalenenkirche wird auch nur ein liturgisches Geläut erhalten, das heißt, außer zu Gottesdiensten und besonderen Anlässen wie Beerdigungen oder Hochzeiten, ertönen nur um 12 Uhr Mittag die Glocken.

Der Turmbau ist derweil fast abgeschlossen, auf dem knapp elf Meter hohen, quaderförmigen Bau ist schon der Rohputz aufgebracht. "Das geht jetzt alles ziemlich zügig", so Markus Krusche. An welchem Tag die Glocken eingehoben werden, weiß der Pfarrer noch nicht. Sicher ist bis jetzt nur, dass es ein Wochentag Anfang November wird. Die drei Glocken werden untereinander hängen. Es gibt eine kleine, die "Taufglocke", mit einem Gewicht von 470 Kilogramm, eine mittelgroße, 650 Kilo schwere "Friedensglocke" und die große "Hoffnungsglocke" mit einem Gewicht von 1000 Kilo.

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SZ vom 27.10.2020
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