Neue Verwerfungen in Eching:Wahl des Zweiten Bürgermeisters vertagt

Neue Verwerfungen in Eching: Der große Sitzungssaal im renovierten Echinger Rathaus schaut gut aus. Allerdings ist die Stimmung im Gemeinderat zerrüttet.

Der große Sitzungssaal im renovierten Echinger Rathaus schaut gut aus. Allerdings ist die Stimmung im Gemeinderat zerrüttet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Befürworter einer Verschiebung sehen vor weiteren Entscheidungen Diskussionsbedarf wegen des Strafbefehls für Sebastian Thaler. Der wird sich bekanntlich wegen des Vorwurfs der Untreue vor dem Freisinger Amtsgericht verantworten müssen.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Im Echinger Gemeinderat, dessen Arbeit seit Monaten unter den ungeklärten Vorwürfen gegen Bürgermeister Sebastian Thaler leidet, geraten zunehmend auch durchaus wichtige Entscheidungen unter die Räder. So wurde am Dienstagabend die Wahl eines neuen Zweiten Bürgermeisters für Eching vertagt. In einer Kampfabstimmung hat der Gemeinderat die Wahl auf April verschoben. Als Nachfolger der gesundheitsbedingt zurückgetretenen Stefanie Malenke (SPD) hätte Axel Reiß (Grüne) kandidiert.

Heinz Müller-Saala (FDP) aber beantragte die Vertagung mit Verweis auf den tags zuvor publik gewordenen Strafbefehl gegen Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos). Dadurch habe sich "eine neue Situation ergeben", argumentierte er, über die erst intern beraten werden müsse.

Thaler sagte, er könne hier keine Zusammenhänge erkennen, unterstützte den Antrag aber dennoch, weil im Gemeinderat am Dienstag fünf Ratsmitglieder fehlten. Es sei doch "sinnvoll, wenn dazu möglichst viele anwesend sind", argumentierte er. Axel Reiß, der sich als Einziger nominell beworben hatte, plädierte dagegen für eine unverzügliche Wahl. Man könne "nicht die Geschäfte der Gemeinde liegen lassen, nur weil diese Dinge nicht geklärt sind".

Allerdings wäre bei einer Abstimmung am Dienstag der Wahlausgang sehr unsicher gewesen. Zum Zeitpunkt der Debatte über die Durchführung der Wahl gab es zwischen den potenziellen Unterstützern von Reiß und den mutmaßlichen Gegnern ein Stimmenpatt. Je ein Gemeinderat der beiden Lager trudelte dann noch verspätet ein, so dass die Wahl wohl dadurch entschieden worden wäre, wer früher an seinem Platz war.

CSU, FW, FDP, "Bürger für Eching", Bürgermeister Thaler und ein SPD-Rat setzten so mit 13:7 Stimmen gegen Grüne und drei SPD-Vertreter die Verschiebung der Wahl durch. Reiß war als Kandidat der "bunten Koalition" aus SPD, Grünen, BfE, Echinger Mitte und ÖDP nominiert worden, die bei Vollbesetzung eine Mehrheit von 14 aus 25 Räten plus Bürgermeister hätte. Ob CSU oder FW überhaupt auch einen Bewerber präsentiert hätten, ist offen.

Esma Gelis ist die erste Muslima im Gemeinderat

Unproblematisch sind dagegen die Personalien neu geregelt worden, die sich aus den Verwerfungen innerhalb der Echinger SPD ergeben haben. Als Nachrückerin für den zurückgetretenen SPD-Gemeinderat Carsten Seiffert wurde Esma Gelis vereidigt. Die 24-Jährige ist nach einem Studium der technologie- und managementorientierten Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität München derzeit Praktikantin bei BMW im Projektmanagement.

Gelis ist die erste Muslima im Echinger Gemeinderat. Für die SPD wird sie künftig dem Bauausschuss angehören. Den Sitz von Seiffert im Rechnungsprüfungsausschuss übernimmt Patricia Linner. Neuer Fraktionssprecher der SPD ist Herbert Hahner.

Seiffert war bekanntlich zurückgetreten, weil ihn die Verwerfungen innerhalb der Echinger Gemeindepolitik nach eigenem Bekunden zu sehr belastet hatten. Die Arbeit im Gemeinderat sei zuletzt nicht mehr vertrauensvoll gewesen, zudem habe man viel zu viel Energie für die Aufklärung der Affären um Echings Bürgermeister Sebastian Thaler aufwenden müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: