Kommentar:Mehr Zerrüttung geht nicht

Wenn der Gemeinderat (nahezu) geschlossen mit anwaltschaftlichem Beistand gegen den eigenen Bürgermeister vorgeht, dann ist der Gemeinsinn, der zu den Wurzeln des Verständnisses einer Gemeinde gehört, restlos dahin.

Kommentar von Klaus Bachhuber

Mehr Zerrüttung geht nicht. Wenn der Gemeinderat (nahezu) geschlossen mit anwaltschaftlichem Beistand gegen den eigenen Bürgermeister vorgeht, dann ist der Gemeinsinn, der zu den Wurzeln des Verständnisses einer Gemeinde gehört, restlos dahin.

Mit dem diesbezüglichen Beschluss des Echinger Gemeinderats wird auch das Verhalten von Bürgermeister Sebastian Thaler vollends zur Groteske, der beharrlich "business as usual" zelebriert; als wäre bis auf ein Strafbefehlchen vom Amtsgericht, über das noch zu verhandeln sein wird, nichts vorgefallen und alle hätten sich lieb.

Sarkastisch gewendet, ist "business as usual" freilich angebracht, denn die Zerrüttung ist jetzt in der Tat der Normalzustand in Eching. Wenn der Strafbefehl wegen Untreue gegen den Bürgermeister vor dem Amtsgericht mal verhandelt ist, wird die Landesanwaltschaft übernehmen und sein Verhalten in der Abrechnung des Rechtsstreits um die Auseinandersetzung am Echinger See ebenso dienstrechtlich würdigen wie seine Vergabe von Gemeinde-Aufträgen an den eigenen Schwager. Und parallel wird dann die Klage des eigenen Gemeinderats vor Verwaltungs- oder Zivilgerichten laufen.

Zur Klärung trägt der Bürgermeister nichts bei

Zur Klärung der Vorwürfe gegen ihn oder auch nur zur Unterstützung, dass sich die von ihm repräsentierte Gemeinde eventuell zu Unrecht ausgegebenes Geld zurückholen könnte, trägt der Bürgermeister nichts bei, lässt Anfragen unbeantwortet, schweigt zu allem. Das kann im Sinne einer moralischen Beurteilung des Geschehens nun jeder interpretieren, wie er möchte.

Für das Gemeinwesen aber ist es jenseits aller juristischen, politischen und ethischen Beurteilungen verheerend. Als ob in Eching jetzt noch irgendwas wieder ins Lot geraten könnte, wenn juristische Urteile gefällt sind! Ganz abgesehen davon, dass dies über alle Instanzen Jahre dauern wird.

Bürgermeister und Gemeinderat sind zwei Organe einer Kommune. Wer ist denn künftig noch "die Gemeinde", wenn ihre zwei zentralen Organe gegeneinander arbeiten? Eching ist gerade ganz, ganz tief unten.

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