Drogenhilfe in Freising:Auf der Suche nach Methadon

Wer von seiner Drogensucht loskommen will, wird meist mit einem Ersatzstoff behandelt. Im Landkreis Freising gestaltet sich das schwierig - nur zwei Ärzte versorgen dort Abhängige mit Methadon.

Alexandra Vettori

Wer im Landkreis Freising lebt und als Drogensüchtiger an einem Drogenersatzprogramm teilnimmt, der muss viel Zeit investieren und lange Wege in Kauf nehmen, um Methadon zu bekommen. Denn im Landkreis gibt es derzeit nur einen Arzt, bei dem Süchtige die Ersatzdroge auf Rezept beziehen können.

Karlsruher Heroin-Projekt

Methadon (im Bild als blaue Flüssigkeit im Becher) wird als Ersatzstoff an Drogenabhängige abgegeben.

(Foto: ag.dpa)

Nun aber haben offenbar zwei weitere Mediziner, einer in Freising und einer in Neufahrn, Interesse bekundet. Das meldete kürzlich Bärbel Würdinger, Leiterin der psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke, Prob Freising, am Rande eines Treffens der Suchtpräventionseinrichtungen im Landkreis. "Seit eineinhalb Jahren suchen wir einen Ausgabe-Arzt, es wäre wirklich schön, wenn das jetzt klappen würde", sagte Würdinger.

Warum die niedergelassenen Ärzte die Methadon-Ausgabe scheuen, sei kein Geheimnis, erklärte die Prob-Leiterin: "Erstens ist eine Zusatzausbildung nötig, dann gibt es unzählige rechtliche Vorgaben und die Patienten sind oft recht schwierig." Noch vor einigen Jahren zählte man 150 Substituierte in Freising, also Drogenabhängige, die an einem Ersatzprogramm teilnahmen, derzeit sind es ungefähr 30. "Der Rest fährt nach München oder hat Ärzte gefunden, die es mit den Spielregeln nicht so genau nehmen", vermutete Würdinger.

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KAV) versucht man seit Jahren die Versorgung mit Ausgabestellen in Bayern zu verbessern. Der Landkreis Freising sei immerhin noch "kein Brennpunkt bei der Versorgung", erklärte Kirsten Warweg, Sprecherin der KAV, und meint damit, dass es hier überhaupt Ärzte gibt, die Drogenersatzstoffe ausgeben.

In ländlichen Gebieten sähe es da ganz anders aus, da sei die Versorgung schlicht nicht gewährleistet. "Der Anteile an Patienten steigt, die Zahl der Ärzte, die Methadon ausgeben, stagniert", sagt Warweg. Ihre aktuellsten Zahlen sind von 2009, da wurden über 9000 Betroffene in Bayern gezählt, denen 250 Ausgabeärzte und sechs Institute gegenüberstanden.

Verbessert habe sich dieser Schnitt seither sicher nicht, ist sie überzeugt. Die Gründe lägen auf der Hand, sagte Warweg: "Es ist nicht gerade Praxismarketing, wenn viele Suchtkranke in den Wartezimmern sitzen". Dazu komme, dass Drogenersatzstoffe nur in Tagesdosen ausgegeben würden, die Patienten also täglich kämen, auch am Wochenende.

Hohe bürokratische Hürden

Auch Warweg verweist auf die hohen bürokratischen Hürden. So gebe es im Landkreis sechs Ärzte, die die Genehmigung zur Ausgabe von Drogenersatzstoffen hätten, vier in Freising, einer in Eching und einer in Allershausen. Auch in Unterschleißheim und Garching sind je ein Arzt gemeldet. Dass nur ein Arzt in Freising auch wirklich Ersatzstoffe ausgibt, sei deren gutes Recht, so Warweg: "Wir können niemand dazu zwingen."

Schon länger sucht die Kassenärztliche Vereinigung deshalb neue Wege für die Ausgabe von Methadon. "Wir versuchen mit Gemeinden und Landkreisen zusammenzuarbeiten, damit sie Räume zur Verfügung stellen, in die die Ärzte kommen und die Stoffe ausgeben, so müssten die Süchtigen nicht in die Praxis kommen", sagt Warweg.

Das Freisinger Krankenhaus sieht sich selbst nicht als Lösungsmöglichkeit, wie der Ärztliche Direktor Christoph Metz betont: "Wir dürfen hier nur Drogenersatzstoffe ausgeben, wenn Abhängige wegen anderer akuten Erkrankungen eingeliefert sind, ambulant aber nicht." Allzu selten kommt es aber nicht vor, dass Drogenabhängige im Krankenhaus sind, "so zweimal im Monat haben wir das schon", sagt Metz.

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