Dritte Startbahn:Moorschutz statt Flughafenausbau

Es gibt Karten, die belegen, dass die Startbahnen und Rollfelder des Flughafens schon jetzt eines der letzten zusammenhängenden Niedermoorgebiete in Bayern stark beeinträchtigt haben.

Von Kerstin Vogel

Freising - Dass der Bund Naturschutz gegen den Bau einer dritten Startbahn im Erdinger Moos kämpft, ist kein Geheimnis. Unterstützung müsste er dabei seit kurzem aber auch von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder erhalten. So sieht das jedenfalls BN-Artenschutzreferentin Christine Margraf, nachdem sie einen genaueren Blick auf Söders Klimaschutzprogramm geworfen hat, das Ende Juli vorgestellt worden ist.

Konkret ist es der darin aufgeführte Masterplan zum Schutz und Erhalt der bayerischen Moore, der Margraf hellhörig werden ließ. Denn mit der geplanten Erweiterung des Münchner Flughafens würden weitere 345 Hektar Fläche versiegelt, darunter gut zwei Drittel wertvolle Niedermoorflächen, wie Margraf schätzt: "Schutz sieht anders aus."

Söder war mitsamt seinem Kabinett Ende Juli eigens auf die Zugspitze gereist, um sein neues Klimaschutzprogramm vorzustellen. Als Ziel wurde dabei unter anderem die Minderung von Treibhausgasemissionen formuliert - und dabei will der Ministerpräsident nicht nur auf die energetische Sanierung staatlicher Liegenschaften, den Ausbau erneuerbarer Energien oder die Förderung innovativer kommunaler Klimaschutzprojekte setzen, wie es in dem von der Staatskanzlei veröffentlichten Bericht aus der Kabinettssitzung heißt. Als wesentlicher Baustein wird dort auch der neue Masterplan "Moore in Bayern" propagiert.

Moorschutz sei Klimaschutz. Moore würden seit Jahrtausenden der Atmosphäre CO₂ entziehen und es langfristig binden, heißt es dort weiter: "Moore sind wichtige CO₂-Tresore." Angekündigt werden Maßnahmen auf breiter Fläche, die weiterhin eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung der Moore ermöglichen. Aufbauend auf dem Klimaprogramm 2050 der Staatsregierung solle zudem die klassische Renaturierung von Mooren durch die Naturschutzverwaltung verdreifacht werden, denn: "Entwässerte Moore tragen mit fünf Prozent zu den Treibhausgasemissionen Bayerns bei." Dieser Effekt solle durch den Masterplan deutlich reduziert werden.

Das alles können Christine Margraf und der Kreisgeschäftsführer des BN in Freising, Manfred Drobny, so durchaus unterschreiben. Tatsächlich hat der Bund Naturschutz schon, als es vor Gericht um die umstrittene dritte Startbahn ging, auf die enorme Bedeutung der verbliebenen Moorflächen im Erdinger Moos verwiesen - vergeblich, wie Margraf sagt. Wenn für Baumaßnahmen wie den Münchner Großflughafen das Grundwasser in großem Umfang abgesenkt werde, dann "mineralisiert der Moorboden und das darin gebundene CO₂ entweicht". Die Entwässerung sei natürlich ein Treibhausgasfaktor, sagt Margraf. Klimarelevant seien vor allem die Niedermoore, von denen schon beim Flughafenbau riesige Flächen zerstört worden seien - und wo nun auch noch die Reste unter einer dritten Startbahn einbetoniert werden sollten.

Margraf hat Karten dabei, die belegen, dass die Startbahnen und Rollfelder des Flughafens schon jetzt eines der letzten zusammenhängenden Niedermoorgebiete in Bayern stark beeinträchtigt haben. Von ähnlicher Größe wie das Erdinger/Freisinger/Dachauer Moos sei ansonsten nur noch das oberbayerische Donaumoos bei Ingolstadt.

Außer als CO₂-Speicher dienten die Moorböden auch als Frischluftschneisen sowie zum Hochwasserschutz. Söders Masterplan zum Schutz dieser Flächen sei also durchaus zu begrüßen, so Margraf: "Aber wenn die Staatsregierung den Schutz der Moore ernst meint, dann muss sie sich vom Bau der dritten Startbahn verabschieden."

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