Kampf gegen Dritte Startbahn:Düstere Melancholie in schwarz-weiß

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Der junge Freisinger Fotograf Johannes Lesser hat den Widerstand gegen den Flughafenausbau dokumentiert.

Von Katharina Aurich, Freising

Seine Motive sind keine spektakulären Landschaften, Tiere oder Menschen, sondern die Spuren des Widerstands gegen den Bau einer dritten Start- und Landebahn am Münchner Flughafen. Die schwarz-weiß Fotos des jungen Freisinger Fotografen Johannes Lesser sind eindringlich, sie zeigen landende und startende Flugzeuge in dramatisch aufgetürmten Wolkenbergen, Pfützen auf einer Straße voller Schlaglöcher, Zäune und Trostlosigkeit.

Den Spuren des Widerstands widmete Lesser diese Fotoreportage, die er im Rahmen seines Studiums an der Münchner Hochschule im Fach Fotodesign anfertigte. "Ich wollte ein Thema bearbeiten, das mich betrifft", so der Freisinger Fotograf, der im Sommer den Jugendkulturpreis des Landkreises erhalten hatte.

Johannes Lesser widmet sich mit seinen Bildern dem Kampf gegen die Dritte Startbahn. (Foto: lukasbarth.com)

Bei der Vernissage der Ausstellung mit den stimmungsvollen Bildern am Freitagabend herrschte drangvolle Enge in der Freisinger Q-Bar, die Besucher standen bis vor die Tür hinaus und hörten der Begrüßung des Grünen Landtagsabgeordneten Johannes Becher und anschließend den Erläuterungen von Lesser zu. Der junge Mann fotografiert intensiv seit dem Jahr 2015 und er sei schon immer mit dem Widerstand gegen die Bahn verbunden gewesen, sagte er. Es habe Phasen mit viel und solche mit wenig Hoffnung gegeben, das Vorhaben verhindern zu können, schilderte er. Für seine Fotoreportage sei er zwei Monate lang mit seinem Fahrrad durch die Gegend gefahren und habe von außen auf den Flughafen geblickt. Man sehe, wie sich der Airport immer weiter ausbreite, so Lesser. Seine Motive, darunter viele Wolkenbilder, hielt er in schwarz-weiß fest. Diese Art Aufnahmen eigneten sich besser als Farbbilder, denn er wollte möglichst in jedem Foto dieselbe, düstere, melancholische Stimmung erzeugen. Dies funktioniere mit Farbbildern nicht, da bei jeder Aufnahme unterschiedliche Lichtverhältnisse herrschten, erläuterte der junge Mann.

Lesser will, dass der Kampf gegen die Dritte Startbahn im Gespräch bleibt

Vor allem Licht und Schatten nutzt der Fotograf, um damit effektvolle Kontraste zu erzeugen. Die Bilder sind digital aufgenommen und wurden von Lesser nachbearbeitet. Er wünsche sich, dass die Themen "Dritte Startbahn" und der Kampf dagegen im Gespräch bleiben würden. "Redet darüber", betonte Lesser. Die Ausstellung in der Q-Bar, die von vielen unterschiedlichen Menschen besucht werde, sei eine gute Gelegenheit, an das Thema zu erinnern. Becher und Lesser bedankten sich bei den Betreibern der Bar, die das Vorhaben sofort unterstützt hatten.

Unter den überwiegend jüngeren Besuchern der Vernissage herrschte so etwas wie Aufbruchstimmung. Immer wieder wurden die Appelle von Johannes Becher, im Kampf gegen eine dritte Bahn nicht nachzulassen, mit Applaus quittiert. Es bestehe zwar Baurecht für diese Erweiterung des Airports im Moos, rief Becher seinen Zuhörern ins Gedächtnis, derzeit lägen die Pläne jedoch im Tiefkühlfach. Das könne sich aber wieder ändern. Er sei dennoch überzeugt davon, dass die Bahn nicht gebaut werde und er hoffe "dass wir diese Pläne bis 2023 endgültig beerdigen werden." Nicht nur gegen den Bau der Bahn, "sondern auch für den Klimaschutz lasst uns weiter kämpfen", appellierte der Landtagsabgeordnete.

© SZ vom 14.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Freisinger Fotograf
:Dritte Startbahn: Stumme Zeugnisse des Widerstands

Der Freisinger Johannes Lesser hat mit seinen Fotos den zweiten Platz beim Jugendkulturpreis erreicht. Er studiert Foto-Design und arbeitet in der Freizeit an einem Fotoprojekt, das die Reste des Flughafenwiderstands dokumentiert.

Von Alexander Huber

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