Landtagsabgeodnete zum "Donaulied":"Geschmacklos und aus der Zeit gefallen"

Donaulied

Festwirte, Kommunen und Politiker lehnen das sexistische „Donaulied“, das bisher häufig auf Volksfesten gespielt wurde, überwiegend ab.

(Foto: dpa)

Festwirte, Kommunen und Politiker lehnen das sexistische "Donaulied", das bisher häufig auf Volksfesten gespielt wurde, überwiegend ab. Von Verboten halten die meisten nichts, aber sie wollen mit den Bands sprechen.

Von Thilo Schröder, Freising

Sollte man ein Volkslied verbieten, dem unterstellt wird, Vergewaltigungen zu verharmlosen? Im Landtag sieht das die Mehrheit anders, eine Passauer Petition gegen das als sexistisch empfundene "Donaulied" hat man lediglich "zur Kenntnis genommen". Die Einrichtung einer bayerischen Antidiskriminierungsstelle lehnt man ab, die gebe es bereits im Bund. Kommunen können nun entscheiden, wie sie mit dem Appell aus Niederbayern hinsichtlich ihrer Volksfeste verfahren. Freisinger Landtagsabgeordnete legen nahe, mit den Festwirten entsprechende Regelungen zu treffen. Die wollen sich selbst nicht zum Lied positionieren und sehen eher Bands und Veranstalter am Zug.

Ein Mann geht am Ufer der Donau entlang und sieht dort eine schlafende Frau, heißt es im Donaulied. Der Protagonist beschreibt das mit sexualisierenden Worten. In einer Version des Schlagersängers Mickie Krause singt der Mann wörtlich: "Ich mach' dich zur Mutter und lass' dich allein." Ist solch ein Lied heute noch angebracht auf Volksfesten?

"Bis jetzt ist es immer gespielt worden, jetzt ist es auf einmal schlimm", sagt Festwirtin Susanne Widmann

"Bis jetzt ist es immer gespielt worden, jetzt ist es auf einmal schlimm", sagt Susanne Widmann. "Viele sagen: So ein Quatsch." Die Freisinger Festwirtsfamilie wolle sich selbst aber nicht positionieren. "Da halten wir uns komplett raus, das ist eine Sache der Bands, ob sie es jetzt noch spielen. Da vertrauen wir auf die Bands, da müssen wir nicht auf Verbote setzen."

Bastian Krämmer wägt ab. Er ist Juniorchef der Krämmer Festzeltbetriebe aus Landshut, die unter anderem in Moosburg als Festwirtsfamilie fungieren. Es gebe ja die künstlerische Freiheit, das Brauchtum. Jedoch sei das Thema ernst zu nehmen. "Wer es lustig findet, Vergewaltigungen zu verherrlichen, der hat doch den Schuss nicht gehört", sagt Krämmer. "Es ist richtig, dass darüber gesprochen wird."

"Es ist richtig, dass darüber gesprochen wird", findet Festwirt Bastian Krämmer

Es gebe aber etwa aus rechtlicher Sicht "viele Fragezeichen". Er wolle sich daher "auf gar keine Seite schlagen" oder sich einmischen. Klar sei: "Wenn der Herr Dollinger sagen würde: Wir spielen das hier in Moosburg nicht, dann gebe ich das so an die Kapellen weiter." Aber wer entscheidet nun darüber, ob ein Lied, das als diskriminierend wahrgenommen wird, auf Volksfesten gespielt werden darf? Der Landtag offenbar nicht, bestätigt Abgeordneter Benno Zierer (Freie Wähler).

"Das müssen die Städte und Gemeinden im Vorfeld von Volksfesten mit den Festwirten regeln und die dann mit den Bands und Kapellen", sagt der Freisinger. "In Passau und Regensburg haben das die Oberbürgermeister schon angekündigt. Ich denke, das ist der richtige Weg und man sollte in Freising auch so verfahren." Der Text des Liedes sei "geschmacklos und aus der Zeit gefallen, das muss man klar sagen". Seiner Wahrnehmung nach sei es allerdings "in unserer Gegend Gott sei Dank eh nicht mehr verbreitet".

Die Kommunen sollten darauf hinwirken, dass das Lied nicht mehr gespielt werde, so Johannes Becher (Grüne)

Sein Moosburger Kollege Johannes Becher (Grüne) drückt es noch bestimmter aus: "Übler geht's nicht! Das hat weder in bayerischen Bierzelten noch sonst irgendwo etwas verloren." Moosburg und alle anderen Kommunen seien gut beraten, mit den Festwirten zu sprechen und darauf hinzuwirken, dass das Lied nicht mehr gespielt werde - "wann auch immer das nächste Fest stattfindet".

In diversen bayerischen Städten gibt es bereits Konzepte zum Umgang mit dem Lied, etwa in München oder Dachau, in Erlangen hat es der Stadtrat zuletzt verboten. Gemeinden im Landkreis Freising, in denen üblicherweise Volksfeste stattfinden, gehen bisher noch nicht so weit. Ohne Frage lehne man "dieses Musikstück ausdrücklich ab" und weise Gastronomiebetriebe, die Bands buchen, auch darauf hin, teilt die Stadt Freising mit.

In der Stadt Freising lehnt man "dieses Musikstück ausdrücklich ab"

Sie verweist aber auch auf die Kunstfreiheit, weshalb es nicht möglich sei, das Aufführen des Donaulieds "ausdrücklich zu untersagen". Anfang 2019 sei neben praktischen Maßnahmen zur Sicherheit im öffentlichen Raum die Kampagne "Luisa ist hier!" gegen sexuelle Belästigung etabliert worden, die "sofort auch von unseren Wirten unterstützt" worden sei, so die Stadt. Man lehne Diskriminierung "in jeder Form" ab, die Menschen könnten sich damit jederzeit an die Verwaltung wenden.

Von der Stadt Moosburg heißt es: "Selbstverständlich werden wir, wenn wieder mal was sein sollte, mit dem Festwirt reden, dass er die von ihm verpflichteten Bands anhält, auf sexistisches und/oder gewaltverherrlichendes Liedgut zu verzichten." Von der Gemeinde Hallbergmoos verlautet, man sei zwar Veranstalter der Hallberger Wiesn, aber nicht für den Zeltbetrieb "bis ins Kleinste verantwortlich". Verträge mit Bands und Kapellen schließe der Betreiber. Man könne sich bei Belästigungen per E-Mail an die Gemeinde wenden.

Echings Bürgermeister Sebastian Thaler äußert sich kritisch zur Lied-Debatte im Landtag: Dass der eine weitergehende Diskussion ablehne, "finde ich äußerst fragwürdig. Sexuelle Diskriminierung sollte keinen Platz mehr finden dürfen in unserer Gesellschaft". Bei Festen wie der Echinger "Brass Wiesn" seien ihm keine sexistischen Liedinhalte aufgefallen, "ausschließen kann ich das aber nicht". Von einer kommunalen Befugnis zum Verbot von Liedern wisse er indes nichts, nachgehen würde er Beschwerden aber schon, so Thaler. Zuständig sei dann wohl die Polizei. In der Gemeindeverwaltung gehe man "sehr sensibel" mit Belästigungsvorwürfen um.

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