Freisinger Domberg:Ein recyceltes Gotteshaus

Freisinger Domberg: Die amerikanische Künstlerin Kiki Smith gestaltet eine neue Kapelle für den Domberg.

Die amerikanische Künstlerin Kiki Smith gestaltet eine neue Kapelle für den Domberg.

(Foto: imago images)

Der Freisinger Domberg soll eine neue kleine Kapelle bekommen, die zugleich ein Kunstobjekt ist. Herzstück des kleinen Bauwerks aus recycelten Dachziegeln, das die amerikanische Künstlerin Kiki Smith gestaltet, wird ein farbiges Glasfenster sein.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Freisinger Domberg soll eine neue kleine Kapelle bekommen, die zugleich ein Kunstobjekt ist. Vorgesehen ist ein Platz neben dem Diözesanmuseum, als Künstlerin konnte die Amerikanerin Kiki Smith gewonnen werden. Das Bauwerk selbst soll aus recycelten Materialien errichtet werden. Museumsleiter Christoph Kürzeder stellte das Projekt am Montag gemeinsam mit Architekt Peter Brückner im Gestaltungsbeirat in der Luitpoldhalle vor. Die Erzdiözese muss allerdings noch zustimmen, derzeit findet der Abstimmungsprozess statt.

Die Kapelle mit dem Titel "Light of the World" soll vier mal vier Meter groß und - an der Spitze - sechs Meter hoch werden. Blickfang ist ein rundes, farbiges Glasfenster, das Kiki Smith mit der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München entwerfen will, mit der sie bereits mehrmals zusammengearbeitet hat. Außerdem sieht der Entwurf eine Nische für Kerzen und einen Umhang vor, der den Mantel Mariens symbolisiert. Als Standort ist ein Platz an der Hangkante zwischen Museumsterrasse und Depotgebäude vorgesehen, dort wo künftig wieder ein Weg aus der Altstadt auf den Domberg heraufführen wird.

Die Planer verzichten auf Geld

Die Kapelle sei ein gemeinschaftliches Werk aller Planer, sagte Kürzeder, die dafür kein Geld verlangten. Denn sie entstehe aufgrund einer Art Gelübde, weil bei der Sanierung des Museums, das im Herbst dieses Jahres wiedereröffnet werden soll, bisher alles gut gegangen sei. An der Finanzierung der Kapelle soll sich auch der Freundeskreis des Diözesanmuseums beteiligen. Fertig werden soll sie nach Möglichkeit bis zum Eröffnungstermin.

Der Recycling-Gedanke spielt laut Architekt Peter Brückner - das Büro Brückner & Brückner ist für den Umbau des ehemaligen Knabenseminars verantwortlich - eine wichtige Rolle. Eigentlich hatte er dafür auf Dachziegel vom Abriss des benachbarten Kardinal-Döpfner-Hauses gehofft. Das sei so kurzfristig aber schwierig gewesen. Deshalb startete Kürzeder einen Aufruf in der gesamten Erzdiözese. In Ruhpolding wurden die Freisinger fündig.

Die Ziegel stammen von einer alten Kirche

Dort wurde die Kirche neu gedeckt. Deren alte Dachziegel, alles Biberschwänze, sollen nun auf dem Domberg zum Einsatz kommen. "Die waren begeistert", schilderte Brückner. Es sei eine schöne Geste, dass das Material aus einem Teil des Erzbistums stamme, das sich diesem noch nicht so eng verbunden fühle, ergänzte Kürzeder. Und endlich würde auf dem Domberg wieder eine neue Kapelle stehen, wenn die Pläne genehmigt werden - im Laufe der ereignisreichen Geschichte mit zahlreichen Umbauten waren mehrere verloren gegangen.

Die Idee: Die Votivkapelle soll komplett aus dem recycelten Material zusammengesetzt werden. Die Ziegel werden laut Brückner so geschichtet, dass sich ein Gewölbe ergibt. Kiki Smith schwebe ein Raum vor, der sich "sehr introvertiert verhält", abends nur mit Kerzen beleuchtet wird und leicht strahlt. Das Fenster soll in Richtung Stadt zeigen.

Kiki Smith befasst sich viel mit religiösen Themen

Die Künstlerin Kiki Smith, Jahrgang 1954, hat sich vor allem als Bildhauerin und Druckgrafikerin einen Namen gemacht. Sie hat bereits in vielen Ländern ausgestellt, 2018 auch im Haus der Kunst in München. Bekannt sind ihre lebensgroßen Skulpturen, bei denen sie das sonst Verborgene des Körpers nach außen stellt. Auch die Themen Natur, Tiere sowie märchenhafte Motive interessieren sie. Sie sei eine sehr frauenbewegte Künstlerin, sagte Kürzeder, mit religiösen Themen befasse sie sich intensiv, vor allem mit Maria. Im Diözesanmuseum sei zeitgenössische Kunst nichts Neues. Markantes neues Element innerhalb des Gebäudes werde der Lichtraum vom James Turrell. Außerhalb davon soll nun die Arbeit von Kiki Smith dazu kommen.

Architekt Rudolf Hierl, der dem Gestaltungsbeirat angehört, sprach von einem "sehr schönen Projekt", etwas unsicher sei er wegen des gewählten Platzes. Die Votivkapelle werde ziemlich eingeklemmt, er frage sich, ob sich neben der Museumsterrasse eine "spirituelle Atmosphäre" entfalten könne. Kürzeder glaubt, dass das gut funktionieren werde. Auch Brückner findet, dass dieser Ort, den Kiki Smith bei einem Besuch in Freising "intuitiv erspürt hat", gerade durch die Engstelle und die Ausrichtung zur Stadt etwas Besonderes darstelle. Die Kapelle sei eine Art Schrein, eine begehbare Skulptur. Ludwig Wappner, der Moderator der Diskussion, fand den Standort letztendlich nicht schlecht, weil man ihn sich mit der Treppenanlage denken müsse. Dank der Fugen werde die Kapelle skulptural, rural wirken, "wie eine Kardinalsmütze".

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