Diskussion um die Moosachöffnung:Brandgefährlich

Noch gibt es gar keine Detailplanung für das Projekt. Doch schon jetzt diskutieren Experten mögliche Schwierigkeiten bei Feuerwehreinsätzen. Eine Option wäre eine Verschiebung des Bachlaufs

Von Kerstin Vogel

Diskussion um die Moosachöffnung: In der Freiisnger Fischergasse fließt die Moosach offen.

In der Freiisnger Fischergasse fließt die Moosach offen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Vorwürfe, die Stefan Mühl erhebt, klingen ernst: Beim Realisierungswettbewerb für die Umgestaltung der Innenstadt seien die Belange des Brandschutzes nicht ausreichend berücksichtigt worden, kritisierte er vor zwei Wochen in einer Mail an Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und diverse Stadträte. Wenn die Moosach wie geplant geöffnet werde, würden die Aufstellflächen für die Feuerwehr nicht reichen. Die Stadt würde sich über eine Richtlinie in Bayern hinwegsetzen, die einem Gesetz gleichkomme. Der CSU kam diese Kritik als ein Argument zum Auftakt ihres Bürgerbegehrens zur Moosachöffnung gerade recht, in der Stadtverwaltung dagegen reagiert man ebenso gelassen wie im Büro der Wettbewerbssieger - und verweist auf die ausstehende Detailplanung.

Stefan Mühl ist nicht nur Anwohner der Innenstadt, sondern auch Landschaftsarchitekt und geprüfter Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz. Und tatsächlich sehen die "Richtlinien über Flächen für die Feuerwehr", aus denen er zitiert, ausgreifende Aufstellflächen für eine "Anleiterung" vor. Konkret: Sobald genehmigte Wohnungen in mehr als acht Metern Höhe liegen und es keinen anderen Fluchtweg gibt, muss für die Drehleitern der Feuerwehr eine Fläche mit einer Breite von mindestens 8,50 Meter von der Hauswand her zur Verfügung stehen. Dafür aber reicht der Platz nicht aus, wenn die Moosach an der Oberen Hauptstraße in ihrem bestehenden Bett geöffnet werden sollte.

Landschaftsarchitekt Tobias Micke, dessen Büro "ST Raum a" den Realisierungswettbewerb gewonnen hat - und der an diesem Mittwoch im Planungsausschuss wohl auch den Auftrag für die Detailplanung erhalten wird - sieht darin zunächst kein Problem. Zwar sei im Auslobungstext der Stadt schon auf das schwierige Brandschutzthema hingewiesen worden. Sein Büro habe jedoch, wie fast alle anderen Wettbewerbsteilnehmer auch, den Eindruck gewonnen, dass dem Element der Moosachöffnung eine sehr hohe Priorität eingeräumt werden sollte. Wie die Idee dazu exakt umgesetzt werden könnte, müsse in so einem Wettbewerb noch nicht ausgearbeitet werden, so Micke. Dazu setze man sich nachher mit allen Beteiligten an einen Tisch und erarbeite Lösungen. "Im Wettbewerb aber sind die Planer völlig frei."

Denkbar wäre für Micke beispielsweise, die Fluchtwege für die betroffenen Häuser auf die Rückseite zu verlegen. Alternativ könnte man jedoch auch eine geringfügige Verschiebung des Bachlaufes nach Norden in Erwägung ziehen. Diese Idee hat auch Freisings Stadtbrandinspektor Anton Frankl schon ins Spiel gebracht, weshalb in manchen Debatten in den sozialen Netzwerken nun schon von einer angeblich geplanten "Moosachverschiebung" die Rede ist. Es sei richtig, dass für "die Gebäude an der Oberen Hauptstraße Flächen für die Feuerwehr benötigt werden, um Hubrettungsfahrzeuge einsetzen zu können", bestätigt Frankl seinerseits in einer Mail.

Gleichzeitig versichert er, dass er in allen Debatten um die Moosachöffnung immer wieder auf die Notwendigkeit dieser Flächen hingewiesen habe - auch in der Jury des Realisierungswettbewerbs. Frankls Einschätzung: "Beim Siegerentwurf ist es mit Umplanung möglich, die Moosach in gewissen Bereichen so zu öffnen, dass die Belange der Feuerwehr berücksichtigt werden können." Wenn "die Moosach ein wenig nach Norden verschoben wird, besteht kein Problem mehr zur Anleiterung". Eine Einschränkung macht der Stadtbrandinspektor allerdings: Ganz im Westen - also vor der ehemaligen "Zinnernen Kanne" - sei es tatsächlich zu eng für eine Öffnung des Bachs, eine Einschätzung, die Frankls Stadtratskollege Hans Hölzl unlängst auch schon geäußert hat.

In der Stadtverwaltung weist man unterdessen die im sozialen Netzwerk Facebook verbreitete Behauptung, man müsse bereits von einer geplanten Moosachverschiebung sprechen, zurück. Dabei gehe es vielleicht um "Nuancen", wenn man die Mauern rechts und links vom Bachbett ohnehin entferne, heißt es im Bauamt. Bestätigt wird von dieser Seite, dass die Problematik mit dem Brandschutz den Wettbewerbsteilnehmern bekannt gewesen ist - und, dass der Bereich vor der Zinnernen Kanne möglicherweise geschlossen bleiben muss. Auch hier verweist man allerdings auf die erst noch anzufertigende Detailplanung und darauf, dass mit Stadtbrandinspektor Frankl stets ein Feuerwehrexperte in den Prozess einbezogen gewesen sei. Als nächster Schritt werde nun die besagte, detaillierte Planung des Projektes in Auftrag gegeben - und erst diese sei dann die Basis für den Projektbeschluss. Zu erwarten ist dieser wohl frühestens Ende des Jahres.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: