Discounter wird modernisiert:Aldi darf erweitern

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Bauausschuss des Moosburger Stadtrats stimmt Ausbau im Gewerbegebiet Degernpoint zu

Von Alexander Kappen, Moosburg

Für Alfred Wagner (UMB) ist die Entscheidung so etwas wie der Anfang vom Ende der Innenstadt. Für Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) ist sie einfach nur "im Interesse der Kunden und bringt keine Nachteile oder negativen Auswirkungen für die Innenstadt". Letztlich vertrat die Mehrheit des Moosburger Bauausschusses die Sichtweise der Bürgermeisterin und votierte am Montagabend mit 8:4 Stimmen für eine Erweiterung des bereits bestehenden Aldi-Marktes im Gewerbegebiet Degernpoint, der seine Verkaufsfläche somit um 270 auf dann 1200 Quadratmeter erweitern darf.

Im Mittelpunkt der kontroversen Diskussion stand einmal mehr die seit jeher umstrittene und im März 2015 bestätigte Bebauungsplanänderung. Demnach sind in Degernpoint - abgesehen vom Bestand - innenstadtrelevante Sortimente ausgeschlossen, um die Geschäfte im Stadtzentrum zu schützen. Ende Mai hätte der Antrag schon einmal behandelt werden sollen, Aldi zog ihn damals kurzfristig zurück, weil sich abgezeichnet hatte, dass im Bauausschuss noch Redebedarf besteht. Am Montag waren nun Ralph Zöller, der zuständige Leiter für Filialentwicklung bei Aldi, und Thomas Schwarzmann in der Firma Standort Kommune in der Sitzung, um die Pläne zu erläutern.

Aldi investiere einen hohen neunstelligen Betrag, um seine Filialen flächendeckend "umzurüsten und modern und zeitgemäß zu gestalten", sagte Zöller. Man tausche die Möbel komplett aus, dazu gebe es neue Fliesen und ein neues Farbkonzept. Außerdem rüste man die Beleuchtung auf LED um, verbreitere die Gänge und installiere ein Kunden-WC, was unter den derzeitigen räumlichen Verhältnissen nicht möglich sei, so Zöller. Der Umbau habe aber "nichts mit einer Sortimentserweiterung zu tun", betonte er. "Wir werden nicht plötzlich zum Textiler, aber Aktionen, bei denen solche Waren angeboten werden, wird es wie bisher geben". Thomas Schwarzmann, dessen Firma nach eigenen Angaben auch Gutachten für Gerichte erstellt, kam in seiner Wirkungsanalyse zu dem Schluss, dass die Auswirkungen der Erweiterung "ausschließlich typgleiche Anbieter im Umfeld, also in Degernpoint, betreffen, etwa Lidl oder Kaufland". Die Innenstadt sei zu weit entfernt und habe eine andere Zielgruppe: "Die Leute werden nicht sagen: Ich kaufe nicht mehr in der Innenstadt ein, sondern beim Aldi, weil der jetzt größer ist."

In den Augen von Alfred Wagner "ist das Gutachten für unsere Zwecke nicht brauchbar". Etwa deshalb, weil es sich nur auf die Erweiterungsfläche beziehe und nicht auf die Gesamtfläche des Marktes. Die übrige Fläche bestehe bereits "und hat jetzt schon eine Wirkung, daran ändert sich nichts", entgegnete Schwarzmann. Wagner befürchtet, dass durch die Zustimmung zur Aldi-Erweiterung "Lidl der Nächste ist, dann kommen auch der Bio-Markt und eine Apotheke". Er befürchtet "eine Aufweichung der Sortimentsliste, und dann fällt die Innenstadt, dann gute Nacht". Auch für Evelin Altenbeck (Grüne) "ist jede Erweiterung in der Degernpoint eine Schwächung der Innenstadt". Außerdem sei der Bauantrag vom Konkurrenten Lidl in der Vergangenheit abgelehnt worden. Die Bürgermeisterin stellte klar, dass Lidl nicht erweitern, sondern an anderer Stelle komplett neu bauen wollte: "Das alte Gebäude wäre weiterhin als Markt nutzbar gewesen, somit wäre zusätzliche Fläche dazu gekommen, das ist nicht vergleichbar."

Martin Pschorr (SPD), der der Sortimentsbeschränkung in Degernpoint ohnehin kritisch gegenübersteht, konnte "nicht verstehen, was an der Erweiterung schädlich sein soll. Aldi bietet jetzt auch schon periodisch innenstadtrelevante Sortimente an". SPD-Sprecher Gerd Beubl fragte sich, "warum es nicht möglich sein sollte, den Laden zu erweitern, um Platz für ein WC und breitere Gänge zu schaffen?" Jörg Käst (ÖDP) schlug Zöller als Kompromiss vor, "die Filiale in Degernpoint zu erweitern und zugleich einen ,Aldi to go' in der Innenstadt zu eröffnen".

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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