Süddeutsche Zeitung

Landkreis Freising:Schulen brauchen "digitale Hausmeister"

Der Landkreis hat inzwischen für 1,5 Millionen Euro IT-Geräte für weiterführende Schulen gekauft. Doch ein Problem bleibt: Man braucht dort dringend Systembetreuer. Im Landratsamt ersinnt man dafür derzeit ein Konzept.

Von Peter Becker, Freising

Tüchtig zugeschlagen hat der Landkreis Freising, was den Kauf von digitalen Endgeräten für seine Schulen anbelangt. Von 2018 bis 2020 hat er gut 1,5 Millionen Euro ausgegeben. "Doch es geht nicht nur um das Aufstellen von Geräten", sagte Reinhold Reck, Schulkoordinator am Landratsamt im Schulausschuss des Kreistags. Es geht um ein Gesamtkonzept für die Umsetzung des Digitalen Klassenzimmers, die möglichst bis Mai 2024 abgeschlossen sein soll. Denn so lange gibt es staatliche Zuschüsse dafür. Die Verwaltung bekam jetzt vom Schulausschuss, der das Konzept billigte, den Auftrag, eine interne Struktur zu dessen Umsetzung sowie den Bedarf an finanziellen und personellen Ressourcen zu erarbeiten.

Zunächst müssen erst alle Schulen an Glasfaserleitungen angeschlossen sein. Das soll laut Reck bis zum Ende des Jahres umgesetzt sein. Wo es hakt, ist allerdings die technische Betreuung. Ginge es nach der Vorstellung mancher Schulen und einiger Kreisräte, dann wäre die Anstellung eines IT-Hausmeisters an jeder Bildungsstätte ein Traum. Der wäre sofort zur Stelle, wenn zum Beispiel das Anmelden ans Wlan nicht funktioniert. Die Freien Wähler hatten in einem Antrag gefordert, ein Team von mindestens drei Fachkräften zu bilden, das als Ansprechpartner bei Anwenderschwierigkeiten zur Verfügung steht.

Das Landratsamt würde vier offene Fachinformatiker-Stellen sofort besetzen, fände es Personal

Samuel Fosso (FSM) sagte, er sei darauf gespannt, wie viele der Geräte nach einem Jahr noch funktionierten. Er sei enttäuscht, dass zwar an den Kauf der technischen Ausrüstung, aber offenbar nicht an die personelle Ausstattung gedacht worden sei. Das Landratsamt wäre sogar willig und würde vier offene Stellen mit Fachinformatikern besetzen, wenn es denn könnte. "Der Markt ist trotz Corona leer gefegt", sagte Florian Beubl, Sachgebietsleiter Informations- und Kommunikationstechnik am Landratsamt. Berechnungen zufolge sollten 1,5 Fachkräfte für jeweils fünf der 13 Landkreisschulen zuständig sein. Das entspräche 0,4 Vollzeitbeschäftigte pro Schule, hat die Verwaltung ausgerechnet.

Landrat Helmut Petz (FW) berichtete von einem Besuch im Neufahrner Gymnasium. Dort war der Wunsch nach einem IT-Hausmeister laut geworden. Der Logik zufolge bräuchte es demzufolge auch einen Ersatzmann. Zwei Fachkräfte an einer Schule, das sei aber zu viel, sagte Petz. Deshalb sei daran gedacht, Experten im Landratsamt zu konzentrieren. Externe oder interne Kompetenzen müssten aufgebaut werden. Beubl sagte, dass sich Firmen um die 2400 Geräte an den Schulen kümmerten. "Die werden gewartet", ergänzte er, um dann zu präzisieren: "Wir brauchen Hilfestellung für Leute, die nicht wissen, wie sie sich ins Internet einwählen können." Das sei das Hauptproblem.

Bis jetzt betreuen meist Lehrer die Schul-Geräte. Sie sollen auch künftig eingebunden bleiben

Bislang kümmern sich an den Schulen freigestellte Lehrer um die Technik. "Deren Zeit reicht aber nicht", sagte Hans Sailer (FW). "Systembetreuer vor Ort sind wichtig", betonte er aus eigener Erfahrung als Lehrer. Joana Bayraktar (Grüne) sagte, auf lange Sicht solle jede Schule ihre eigene Fachkraft erhalten. "Wir sollten versuchen, das Knowhow selbst auszubilden", schlug sie vor. Das geschieht am Landratsamt, das Ausbildungsplätze im Bereich Informatik anbietet. Lehrer sollten eingebunden bleiben, weil ihr Wissen erhalten bleiben solle. "IT-Berater sind nicht nur rar, sondern auch teuer", gab Martin Pschorr (SPD) die finanziellen Folgen zu bedenken.

Tobias Weiskopf (FDP) und Eva Bönig plädierten für einen digitalen Hausmeister. "Wir brauchen den Support im Unterricht", begründete dies Weiskopf. Ansonsten würde viel Zeit mit Fahrten zwischen den einzelnen Schulen verschwendet. Ein Pool von fünf Leuten könne sicher einiges abdecken, meinte Petz. Doch zunächst gelte es, das Konzept der Verwaltung abzuwarten. Es könnte durchaus sein, dass dieses "digitale Hausmeister", einen dezentralen Nutzungsdienst und externe Fachkräfte mit einbeziehe. Es ist daran gedacht, an diesem Konzept auch die Schulen partizipieren zu lassen, die nicht in der Trägerschaft des Landkreises stehen. Für diesen Service des Landratsamts müssten die Gemeinden und Städte allerdings eine finanzielle Beteiligung leisten.

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SZ vom 16.03.2021/ilos
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