Die Stadtkapelle kommt ins Fernsehen....:Sogar der frühere Papst Benedikt ist Fan

Der Bayerische Rundfunk arbeitet an einem Porträt der Freisinger Stadtkapelle. Die gibt aus diesem Anlass auf dem Marienplatz ein Standkonzert. Die Blasmusiker zeichnen sich durch ihr ungewöhnliches Repertoire aus. Auch moderne Filmmusik gehört dazu.

Von Viola Kiel

Die Schöße des dunkelblauen Trachtenmantels wippen im Takt, wenn Jürgen Wüst dirigiert. 30 Musikanten, aufs Feinste herausgeputzt in Dirndl und Lederhosen, mit Hut und Janker, stehen auf dem Marienplatz in Freising und spielen Blasmusik - mal mehr und mal weniger konventionell. Mit dabei ein Team des Bayerischen Rundfunks (BR), denn die Freisinger Stadtkapelle wird zu einem Protagonisten einer Folge der Kultursendung "weiß blau". Lea Meingast ist Mitarbeiterin des BR und sieht die Besonderheit der Stadtkapelle in ihrem ungewöhnlichen Repertoire: "Die spielen ja auch Filmmusik, Fluch der Karibik zum Beispiel, und das ist schon was Besonderes." In einer 45 Minuten langen Sendung sollen kulturelle Kostbarkeiten aus dem Freisinger Land porträtiert werden, darunter eben auch die Freisinger Stadtkapelle. Jürgen Wüst, Leiter des Ensembles, trägt Sonnenbrille, Trachtenhut und Ringe in den Ohren. Den Wunsch, frischen Wind in die Blasmusik-Szene zu bringen, kauft man ihm ab. Und der gelernte Trompeter steht hinter seiner Tätigkeit: "Das Schönste ist die Arbeit mit den Musikern", so Wüst, "das Bestmögliche aus ihnen rauszuholen. Dann ist die Kapelle wie ein Instrument." Ein nicht ganz kleines, mittlerweile hat die Stadtkapelle etwa 60 Mitglieder, junge und ältere. Fritz Kirmaier ist mit 65 Jahren der älteste Musiker und seit 1998, dem Geburtsjahr der Kapelle, immer dabei. Musik habe ihn sein ganzes Leben begleitet, erzählt Kirmaier, er war stellvertretender Leiter der Freisinger Musikschule und irgendwann meinte ein Kollege: "Etz musst an Sport machen, wirst Tubist." Besonders weiß er das Engagement und die Disziplin der jüngeren Musiker zu schätzen: "Die nehmen die Musik wirklich ernst. Man kann sich auf jeden verlassen und so bringt man ordentlich was zusammen." Lampenfieber fällt ihm aber nicht im Traum ein, "der Spaß ist doch viel wichtiger". Und auch die Jüngsten gehen professionell und routiniert an den Auftritt heran. Felix Zipser ist der "Taferl-Bua" der Truppe, ihm kommt die ehrenvolle Aufgabe zu, eine Holztafel mit der Aufschrift "Stadtkapelle Freising" hoch zu halten und das macht er mit Ernst und Hingabe. Die frühe Nachmittagssonne scheint auf den Platz, das Metall der Instrumente blitzt. Vor dem Freisinger Bürgerbüro haben sich die Blechbläser mit Schlagzeug und Pauke aufgestellt. Um die Musiker hat sich ein Kreis von Zuhörern gebildet, fröhlich wird mitgeschunkelt. Eine ältere Frau mit beigefarbenem Wollkleid und Perlmuttohrringen schwenkt ihr Handtäschchen rhythmisch hin und her, ein anderer, in mit Edelweiß besticktem Hemd, brummt heiter den Takt. Viele sind gekommen, vor allem aus Neugier, ein bisschen auch aus Stolz. Und wegen des besonderen Mix der Musik. Peter Marinkovic ist seit zwei Jahren Haus- und Hoffotograf der Kapelle. Dabei war diese Art von Musik nicht immer seins: "Ich hasste früher Blasmusik, ehrlich. Aber dann hat mich das Jahreskonzert der Kapelle total verblüfft. Die haben wirklich symphonische Qualität." Und nicht nur das, sie haben auch einen prominenten Fan: Ex-Papst Benedikt hat sich schon persönlich für ein Ständchen der Kapelle bedankt. Das muss man erst mal von sich behaupten können.

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