Die Rechnung zahlt der Mieter:Gefahr aus der Dusche

Neue Trinkwasserverordnung soll Krankheitsrisiko minimieren - Mieter zahlen Untersuchungen über die Nebenkosten

Petra Schnirch

Die Gefahr kommt vor allem aus der Dusche: Durch das Einatmen von Wasserdampf können Legionellen in die Lunge gelangen und schwere Entzündungen auslösen. Denn in Leitungsrohren, in bis zu 50 Grad warmem Wasser, fühlen sich die stabförmigen Bakterien besonders wohl. Die neue Trinkwasserverordnung, die seit Anfang November in Kraft ist, soll dieses Risiko minimieren. Eigentümer von Mehrfamilienhäusern müssen zentrale Trinkwasseranlagen künftig einmal im Jahr untersuchen lassen. Zahlen werden dafür letztendlich die Mieter, denn die Ausgaben können auf die Nebenkosten umgelegt werden. Vor allem auf Gesundheitsämter und Hausverwaltungen kommt zudem ein erheblicher Mehraufwand zu. Der Freisinger Stadtwerke-Chef Andreas Voigt rechnet damit, dass etwa die Hälfte der 811 städtischen Wohnungen von der Neuregelung betroffen ist - alle, die über zentrale Trinkwasseranlagen mit einem Speichervolumen von mindestens 400 Liter versorgt werden. Voigt nennt die Entscheidung der Bundesregierung nachvollziehbar, wenngleich die Gefahr in Wohnhäusern nicht sehr groß sei, weil das Wasser dort regelmäßig zirkuliere. In Schulen, Kindergärten und anderen öffentlichen Gebäuden wie Krankenhäusern wird das Trinkwasser schon länger kontrolliert. Eine Infektion kann ganz leicht, mit grippeähnlichen Symptomen verlaufen, aber auch lebensgefährliche Lungenentzündungen, die sogenannte Legionärskrankheit, auslösen - vor allem bei Menschen, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist. Wie aus einer Statistik des Robert-Koch-Instituts hervorgeht, sind 2011 in Bayern bisher 94 Legionellen-Erkrankungen gemeldet worden. Im Landkreis Freising gab es laut Gesundheitsamtsleiter Lorenz Weigl zwei Fälle einer durch Legionellen verursachten Lungenentzündung. Betroffen waren eine 58-jährige Frau, die an Krebs erkrankt war, und zu Jahresbeginn ein 73 Jahre alter Mann, der bereits an einer Lungenerkrankung litt. Wo sich die beiden infiziert hatten, konnte nicht geklärt werden. Melden müssen Eigentümer und Verwalter ihre Gebäude nun bei den Gesundheitsämtern. Weigl sieht deshalb durch Anfragen und Kontrollen deutlich mehr Arbeit auf die Behörde zukommen. Viele Detailfragen könnten aber noch gar nicht abgeschätzt werden, weil auf der unteren Verwaltungsebene noch keine Vollzugshinweise vorlägen. Vermutlich im Frühjahr werden die Stadtwerke die ersten Proben ziehen, schätzt Voigt. Zeit dafür ist bis Ende Oktober. Ein Mitarbeiter sei bereits auf einer Schulung gewesen, derzeit werde eine Bestandsaufnahme in den Gebäuden vorgenommen. Auch ein zugelassenes Labor müsse noch gesucht werden. Vermutlich müsse das Wasser in 13 Mietshäusern kontrolliert werden, vermutet der Stadtwerke-Chef. Nach einer Berechnung des Haus- und Grundbesitzervereins kostet dies für ein Acht-Parteien-Gebäude etwa 200 Euro. Verstöße gegen die Verordnung können als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Kritik an der Neuregelung kommt vom Deutschen Mieterbund. Auch der Freisinger Vorsitzende Volker Zinkernagel moniert, dass sich die Trinkwasser-Analysen "mit Sicherheit" auf die Nebenkosten niederschlagen werden. Er hält die Verordnung für "nicht sinngebend", hier werde "mit Kanonen auf Spatzen geschossen", schimpft er. In normalen Wohngebäuden sei die Gefahr außerordentlich gering.

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