Die Nacht der ruhelosen Seelen steht bevor:Bis das Blut gefriert

Die Freisinger SZ gibt Tipps, in welcher Verkleidung und mit welchen Accessoires die Halloween-Party sicher ein voller Erfolg wird

Von Dennis Wenzl, Freising

Wer kennt das nicht. Es ist Halloween und kurz vor knapp soll noch ein Kostüm für eine Party oder Dekoration für das eigene Gruselkabinett her. Aber welcher Stil passt zu wem? Die SZ-Stilkritik hilft bei der Entscheidung.

Der Klassiker

Er scheint so alt wie die Angst selbst zu sein. Nur nachts tritt er auf, um seiner dunklen Leidenschaft zu frönen. Mit dunklen Schwingen gleitet er über die Hügel und Täler von Transsylvanien. Ob Nosferatu oder Graf Dracula, eines ist für jeden Vampir unerlässlich: die spitzen Eckzähne. Ohne Hauer ist kein Vampir auf einer Halloweenparty als solcher wiederzuerkennen. Das wohl bekannteste Grusel-Gadget hatte jeder irgendwann schon einmal in seiner Verkleidungskiste. Zwar nicht gerade bequem im Mund, verleiht einem das Plastikgebiss dennoch die richtige Mimik, um sein Verlangen nach Blut auszudrücken. Wer Wert darauf legt, seine Beißerchen im nächsten Jahr wiederzuverwenden, sollte sie aber herausnehmen, bevor er sich auf den Süßkram oder die Wienerwürste im Fingerlook stürzt. Denn obwohl sie keine Zahnzwischenräume haben, machen einem Schokolade oder Ketchup die Prothesenpflege nicht sonderlich leicht. Wem das nicht Warnung genug ist und die Aufbewahrung bis zum nächsten Jahr sowieso gegen das Hygieneverständnis geht, kann sich auch in einem Jahr neue kaufen, denn eines ist sicher: Diesen Klassiker wird es immer geben.

Dracula Zähne, 0,50 Euro, Woolworth

Der Perfektionist

Die Schminke ist dick und kreativ aufgetragen, das Kostüm sitzt, wackelt und hat Luft. Doch irgendetwas trübt die Makellosigkeit des Gruselauftritts. Der tiefe Blick in den Spiegel offenbart: Die Augen sehen noch zu menschlich aus. Es heißt immer, die Augen verraten viel über einen Menschen. Genauso viel verraten sie über einen Untoten. Wie soll man als Zombie wandeln, wenn die Augen nicht trüb genug sind, um zu zeigen, dass der Sehsinn schon lange dem instinktiven Verlangen nach menschlichem Fleisch gewichen ist? Und der Blutsauger braucht nicht nur im Film rote Augen, um trotz seiner menschlichen Erscheinung seine Fixierung auf sein Lebenselixier zu zeigen. Zur vollendeten Illusion fehlen farbige Kontaktlinsen. Für den langjährigen Benutzer kein Problem, kostet es den Ungeübten häufig große Überwindung sich ins eigene Auge zu fassen und dort auch noch ein Stück Plastik zu platzieren. Aber für das perfekte Kostüm nimmt man das Jucken und Kratzen der Linsen schon einmal in Kauf. Der Effekt auf andere ist die Quälerei wert. Richtig präsentiert, schockt man mit den Farblinsen jeden Ahnungslosen.

Die Nacht der ruhelosen Seelen steht bevor: Sofia und Isabella (l.) sind für die Nacht der Untoten und ruhelosen Seelen gerüstet. Sie haben ihr Anwesen an der Kochbäckergasse gruselig dekoriert.

Sofia und Isabella (l.) sind für die Nacht der Untoten und ruhelosen Seelen gerüstet. Sie haben ihr Anwesen an der Kochbäckergasse gruselig dekoriert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Kontaktlinsen in weiß, gelb, schwarz und rot, 9,95 Euro, Nanu Nana

Der Sammler

Ein grusliges Kostüm ist ja schön und gut. Aber das ist nur die eine Seite der Halloween-Tradition. Die andere lautet: Süßigkeiten. Bei dem Marsch von Haus zu Haus sollen die kleinen Gruselfreunde möglichst viel Schokolade, Gummibärchen und Karamell ergattern, sonst droht "Saures". Um nicht unter Eier-Bombardement zu geraten, einen Jahresvorrat Toilettenpapier vom Auto abwickeln zu müssen oder tagelang eingeseifte Fenster putzen zu müssen, sollte der Nachbar lieber mit Leckereien rausrücken. Doch worin landen die süßen Geister-Besänftiger? Eine Plastiktüte läuft bei einem erfolgreichen Beutezug Gefahr, zu reißen. Und ein Einkaufskorb steht vielleicht Rotkäppchen, doch das ist nicht gerade gruslig. Die Lösung: ein Halloween-Korb im Kürbis-Look. Der kleine Behälter grinst den Süßigkeiten-Spender fröhlich an und ist für jeden kleinen Sammler der perfekte Helfer. Für den vollendeten Auftritt vor der Nachbartür bleibt den Mini-Spukgestalten dann nur noch möglichst bedrohlich "Süßes, sonst gibt's Saures" zu rufen und schon steht einem Zuckerschock nichts mehr im Wege. Zumindest am Transport wird es nicht scheitern. Und andernfalls gilt: Der Kürbis bringt auch Eier sicher an ihren Bestimmungsort.

Halloween Korb in schwarz, grün und lila, 1,99 Euro, Woolworth

Der Nachhaltige

Zu den Pflichten eines guten Nachbarn gehört an Halloween auch, den vorüberziehenden Monsterscharen einen lustig-grusligen Empfang zu bereiten. Man soll nicht so erschreckt werden, dass man sich gleich für "Saures" entscheidet, aber dass man über die Dekoration lachen kann. Neben dem obligatorischen ausgehöhlten Kürbis, Spinnweben und Fledermäusen kann man auch Puppen und Figuren aufstellen. Da die Energiewende auch vor Halloween nicht halt zu machen scheint, gibt es dafür nun eine solarbetriebene Mumie mit Leuchtaugen. Nach sechs bis acht Stunden in der Sonne kann dieser Sarkophag-Bewohner, den Zuckersuchenden den Weg mit seinen Augen weisen. Das kann er sechs Stunden lang, bis seine Augen dunkel werden. So kann das Bandagen-Monster den regen Verkehr an der Haustür auch in tiefer Nacht noch beleuchten. Sogar für die Kleinsten kann dieser Solarkamerad gekauft werden, denn bei genauerer Betrachtung ist die kleine Mumie eher niedlich als abschreckend. Trotz ihrer leuchtenden Augen strahlt sie nicht zu viel Kitsch aus und obwohl thematisch stark an den grusligsten Tag im Jahr gebunden, ist die ein langlebiger und lustiger kleiner Vorgartenschreck.

LED Solarfigur, 16,95 Euro, Nanu Nana

Der Authentische

Nichts bringt einem das Blut in den Adern schneller zum Gefrieren als ein überzeugend grusliger Veranstaltungsort für die Halloweenparty. Eine Folterkammer, in der blutverschmierte Marterinstrumente herumliegen. Das Versteck eines wahnsinnigen Serienkillers mit Fotos von Opfern. Eine antike Opferstätte mit rituellen Symbolen und einem Altar, auf dem die Gabe an die Götter erbracht wird. Oder einfach das Schlachthaus des Metzgers, der nicht nur Tierfleisch verarbeitet. Für all diese Szenarien sind abgetrennte Körperteile und herumliegende Organe das Zünglein an der Waage, das über den Grad der Sträubung der Nackenhaare entscheidet. Das Organ, das am meisten an den Tod erinnert, wenn es vom menschlichen Körper getrennt ist, ist das Herz. Das kann man mit praktischer Aufhängevorrichtung kaufen und im eigenen Spukhaus an die Wand pinnen. Das absolut authentische Kunststoff-Duplikat hat die richtige Farbe und ist noch ausreichend mit Blut beschmiert. Es ist dabei auch noch verpackt wie der Sonntagsbraten in der Kühltheke im Supermarkt. Wenn dieser herausgetrennte Muskel an der Haustür hängt, überlegt es sich der Lausbub von nebenan gleich zweimal, ob er sich das Klopapier nicht lieber aufheben sollte.

Blutiges Herz, 3,99 Euro, Woolworth

Der Vorbereitete

Die Party ist in vollem Gange und Zombies, Vampire und Werwölfe feiern fröhlich vor sich hin. Doch dann: Panik. Ein Notfall. Die Bowle im ausgehöhlten Kürbis und mit den herumschwimmenden Gelatineaugen sieht zwar super aus, schmeckt aber gar nicht. Der gute Gastgeber ist für diese Art von Notfällen aber vorbereitet. Er hat immer Blutkonserven im Kühlschrank. Was sich erst einmal nach einer Bowle für echte Vampire anhört, entpuppt sich schnell als süßer Schwindel. Das Blut ist Erdbeersirup. Die Bowle ist gerettet. Aber auch als Ergänzung zum Vampirkostüm ist sie sicher ein Renner. Bestimmt wollen der blutverschmierte Chirurg und die Zombie-Krankenschwester auf dieses leckere Accessoire auch nicht verzichten. Für alles was über den Verzehr hinaus geht, sollte man sich aber an Kunstblut (oder echtes Blut) halten. Denn das verklebte Kostüm nächstes Jahr noch einmal anzuziehen ist bestimmt nicht lustig, auch wenn es sicher gut riecht. Und auch von einer echten Infusion ist abzuraten, auch wenn der Zuckergehalt im Blut von so manchem Süßigkeiten-Jäger nicht viel niedriger liegen kann. Wenn die Konserve am nächsten Tag noch nicht leer ist, kann man damit bestimmt sein Eis garnieren.

Blutkonserve, 2,95 Euro, Nanu Nana

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