Die Mängelliste ist lang:Zukunft der alten Auer Hopfenhalle ist ungewiss

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Eine Sanierung des traditionsreichen Gebäudes wäre sehr teuer, einige Marktgemeinderäte sind deshalb für einen Abriss

Von Peter Becker, Au

Kulturdenkmal oder abrissreife Bauruine, zwischen diesen beiden Extremen sind die Kommentare angesiedelt, mit welchen die Auer Marktgemeinderäte am Dienstagabend das Gutachten zur Bausubstanz der alten Hopfenhalle würdigten. Christian Kayser vom Ingenieurbüro Barthel & Maus hatte es vorgestellt. Es förderte Erstaunliches zu Tage, was selbst alt eingesessene Auer nicht wussten.

Das 1889 im Stil der Kaiserzeit erbaute Gebäude ist später noch zweimal verändert worden. Nicht unbedingt zu seinem Vorteil, denn die Holzenbalkenkonstruktion beugt sich unter den ihr zugemuteten Lasten. Fest steht nach dem Vortrag von Kayser nur eines: Alleine würde die Marktgemeinde die Sanierung der Hopfenhalle nicht stemmen können. Investoren müssten nach Ansicht von Bürgermeister Karl Ecker (FW) dafür ins Boot geholt werden.

Die Hopfenhalle war ganz im Stil der Kaiserzeit mit Ziegeln gebaut worden. In den Zwanzigerjahren war sie aufgestockt worden. Ihr Aussehen passte sich dem Zeitgeist der klassischen Moderne an. In den Dreißigerjahren änderte sich ihr Erscheinungsbild ein weiteres Mal. Das Gebäude sei noch einmal um eine Dachlandschaft aufgestockt worden, sagte Kayser. Das Aussehen änderte sich der politischen Lage gemäß zu einem konservativen Heimatstil, zu dem auch die Wandmalereien passen. Es sei mutig gewesen, auf die ursprüngliche Konstruktion noch einmal das Doppelte draufzusatteln, sagte Kayser.

So spannend die Baugeschichte der Hopfenhalle ist, so wenig erfreulich fällt das Gutachten aus, das Kayser vortrug. Die Holzkonstruktion sei überlastet, stellte er fest. Diesem Problem könnte durch Stahlträger abgeholfen werden. Da die Böden doppelte Lasten tragen müssen, hängen sie bis zu 20 Zentimeter durch und der dem Fluss zugewandte Teil der Hopfenhalle neigt sich zur Abens hin. Grundierungen wären im Fundament nötig, das sich zum Teil im schlammigen Boden befindet. Mängel gibt es auch im Inneren, wo das Mauerwerk zum Teil große Sprünge aufweist. Das Dach ist undicht und vom Kaminkopf könnten Steine herunterfallen. Technisch sei jedoch alles machbar, versicherte Kayser. Dann seien gute Nutzungsmöglichkeiten gegeben.

Klaus Stuhlreiter und Michael Altmann (beide GOL) würden das Gebäude gerne erhalten, wenn möglich später angefügte Bauteile wieder entfernen. "Das Gebäude stiftet Identität", argumentierte Stuhlreiter. "Der Ort lebt schließlich vom Hopfen." Es auf die Bestandteile des Kaiserreichs zurückzubauen, bringt laut Kayser aber nicht viel, denn die Böden wären dann immer noch überlastet.

Manche Gemeinderäte bevorzugen eher radikale Lösungen. Florian Schwaiger (CSU/PfW) erinnerte an die Kosten moderner Brandschutzauflagen. "Was wollen wir mit dem Ding?", fragte er. Er würde die Hopfenhalle, die der Marktgemeinde gehört, abreißen lassen und etwas Neues hinstellen. "Das kommt uns billiger!" Das einzig Gute sei das Vordach, meinte Andreas Baumann (FWG). Da habe er immer sein Auto abgestellt, als er noch dort in der Nähe wohnte. Martin Linseisen (CSU/PfW) riet, die Hopfenhalle abzureißen. "Alles andere ist rausgeschmissenes Geld."

Egal, auf welche Weise die Marktgemeinde eine renovierten Hopfenhalle nutzen würde: "Wir bleiben auf ein paar Millionen Euro sitzen", vermutete Franz Asbeck (FWG). Erika Wittstock-Spona (FWG) sagte, dass die Hopfenhalle einst als reiner Zweckbau errichtet worden sei. Als solcher habe sie ihren Dienst getan. "Das ist kein Kulturdenkmal."

Wohnungen wünscht sich Bürgermeister Ecker. Ohne Investoren sei das aber nicht zu schaffen. Doch er gebe die Hoffnung nicht auf, denn derzeit sei eine sehr gute Zeit, um Investitionen zu tätigen, sagte er.

© SZ vom 09.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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