Die Küche ist ihr Heiligtum:Kochen für die Community

Die Küche ist ihr Heiligtum: Foodbloggerin Christine Kock zeigt ihren Followern, wie einfach gesundes Kochen ist.

Foodbloggerin Christine Kock zeigt ihren Followern, wie einfach gesundes Kochen ist.

(Foto: Marco Einfeldt)

Christine Kock aus Moosburg ist Foodbloggerin. Sie lässt ihre "Follower" per Website daran teilhaben, was bei ihr in die Pfanne kommt. So will sie anderen zeigen: Es ist ganz leicht, gesund zu essen

Von Clara Lipkowski, Moosburg

Während es an diesem Novembertag seit Stunden nicht aufhört zu regnen und es einfach nicht richtig hell zu werden scheint, schaltet Christine Kock die LED-Strahler über der viereckigen Kochinsel in der Mitte ihrer Küche ein. Auf einem dicken Holzbrett beginnt sie dunkelroten Mangold zu schneiden und sagt: "Immer weniger Menschen nehmen sich Zeit für gutes Essen."

Christine Kock ist Foodbloggerin. Als solche will sie anderen zeigen: Es ist ganz leicht, gesund zu essen. Und gesund zu kochen muss nicht lange dauern. Dafür kocht sie ständig neue Gerichte. Die besten schaffen es als Blogeintrag auf ihre Website "My touch of spice" und in die Kanäle verschiedener sozialer Medien. Optimal ausgeleuchtet und ansprechend angerichtet finden ihre Leser die neuesten Kreationen auf Fotos zum Anklicken, Kommentieren und Nachkochen.

Den Hightech-Ofen bedient sie per Smartphone-App von der Arbeit aus

Weil sie selbst so begeistert ist von gesundem Essen und Kochen, ist die Küche so etwas wie ihr Heiligtum. Perfekt durchdacht. Ein extra großer Kühlschrank bietet viel Stauraum für Gemüse, den Hightech-Ofen bedient Kock auch mal per App auf dem Smartphone von der Arbeit aus und der Traum eines jeden Hobbykochs, eine vollautomatische Küchenmaschine namens Thermomix, knetet schon den Teig, während Kock mit blitzender Klinge Gemüse in Stücke teilt.

An diesem Tag gibt es ein herbstliches Gericht: Serviettenknödel mit Mangold-Champignon-Gemüse. Den Knödelteig schiebt Kock nun in den Backofen, der sich mit einer Melodie zum Dienst meldet, dann schiebt sie das Gemüse in die Pfanne. Wenn die 46-Jährige Moosburgerin nicht gerade kocht oder ihrer Arbeit als IT-Spezialistin bei einer Bank nachgeht, durchstreift sie die Märkte und Hofläden auf der Suche nach Frischware. Für das Herbstgericht gibt es Zutaten vom Markt und der wöchentlichen Bio-Kiste, die ihr nach Hause geliefert wird.

1000 Likes für einen Beitrag

Etwa 1000 Rezepte hat Kock gesammelt seit sie mit 20 das Kochen für sich entdeckt hat. Allesamt ihre, sagt sie, denn jedem Rezept gebe sie eine persönliche Note. Mit Anwachsen der Sammlung kam ihr die Idee, sie mit anderen zu teilen. Nicht nur mit dem Lebensgefährten und der Tochter, einer angehende Köchin, sondern mit der Community "da draußen". Im Blog lädt sie seit September Rezepte hoch, zehn sind es bisher, eins pro Woche ist der Plan. Mal mit Hähnchen, mal fleischlos, mal süß. Auch auf Facebook ist der Blog verlinkt. Dort sagen mittlerweile 125 Nutzer "Daumen hoch" für ihre Rezepte, 25 User haben ihren Kanal auf Instagram abonniert.

Ihr bisher größter Erfolg: Einen Beitrag auf ihrer Homepage "likten" etwa 1000 Leute. "Aber ich stehe ja noch ganz am Anfang", sagt Kock. Denn das Foodbloggen sei ja nur Freizeitbeschäftigung neben dem Beruf. "Bis ein Gericht mal auf der Website steht, braucht es schon vier bis fünf Stunden", sagt Kock. Denn kein Gericht landet einfach so im Netz. Ein wenig Bildbearbeitung und eine Anekdote müssen her. Expertin für Internetseiten ist Christine Kock von Berufswegen: Seiten erstellen, designen, alles kein Problem. Auch sonst lässt sich ihr Hobby gut mit der Arbeit vereinbaren: In der Mittagspause gibt es immer frisch Gekochtes. Eine Leberkassemmel mit ordentlich Senf zur Mittagszeit? Gebratene Asia-Nudeln mit Plastikgabel? Undenkbar. Stattdessen fährt sie zum Kochen und Essen heim. "Alles eine Frage der Organisation" sagt sie.

"Leinsamen sind genauso gut wie Chia"

"Es gibt nicht die gesunde Ernährung", findet sie, "jeder muss für sich herausfinden, was gut für den Körper ist." Dosengemüse gehe gar nicht, sagt Kock und schaltet die Hitze unter der Pfanne herunter. Superfood? Hält sie für einen übertriebenen Hype - "Leinsamen sind genauso gut wie Chia." Fleisch kauft sie ausschließlich beim Metzger. "Man schmeckt einfach, dass es dem Tier gut ging und es bei der Schlachtung keinen Stress hatte."

Nun ist es fertig, das Essen, tatsächlich nach nur 25 Minuten. Vorsichtig richtet Kock die Serviettenknödel in Scheiben neben dem bunten Gemüse auf dem Teller an und zückt die Kamera für das Blog-Foto. Dabei erzählt sie: "Beim Einkauf sollte es schon saisonal, regional und bio sein." Deswegen ist Christine Kock auch regelmäßig auf dem Moosburger Markt anzutreffen - und gern gesehen: "Bei so einem Einkauf kommen locker 80 bis 110 Euro pro Woche zusammen", sagt Kock. Auf's Jahr allerdings noch mehr: "Wir haben das mal ausgerechnet", erzählt ihr Lebensgefährte. "Im Jahr geben wir etwa 10 000 Euro für Lebensmittel aus. Denn das gute Biofleisch vom Metzger kostet eben ein paar Euro mehr."

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