Die Hilfsmechanismen versagen:Irgendwie aussichtslos

Kälteschutzräume in der Bayernkaserne in München, 2015

Wenn Familien vor der Obdachlosigkeit stehen und nur noch die Notunterkunft bleibt, ist das Kindern oft nicht zuzumuten.

(Foto: Florian Peljak)

Bei Familien, die vor der Obdachlosigkeit stehen, ist die Lage besonders dramatisch. Das Jugendamt muss prüfen, ob das Kindeswohl gefährdet ist, wenn den Eltern nur noch der Umzug in den Wohncontainer bleibt

Von Peter Becker

Freising - Der Februar könnte ein schlimmes Ende für eine Freisinger Familie nehmen. Ende des Monats ist wegen Mietrückstände eine Zwangsräumung vorgesehen. Obdachlosigkeit droht und in Freising gibt es nach Auskunft von Robert Zellner vom Sozialamt der Stadt Freising keine freie Wohnung, in der die Familie Unterschlupf finden könnte. Es steht der Umzug in einen Wohncontainer bevor. Erwachsenen ist dies zuzumuten. Bei Kindern ist dies schwieriger. Da prüft das Jugendamt ganz genau, ob das Kindeswohl gefährdet ist. Wenn es nur immer geht, schaue dieses immer, dass die Kinder bei den Eltern bleiben können, sagte Robert Winkler, Pressesprecher im Landratsamt.

Dem Vernehmen hatte sich der Familienvater guten Ratschlägen, wie er die prekäre Situation hätte vermeiden können, verschlossen. Er sei kein Unbekannter, sagt Zellner, ohne ins Detail zu gehen, denn das verbietet ihm der Datenschutz. Das Haus, in dem die Familie wohnt, gehört dem Unternehmen Vonovia. "Wir haben sehr viel versucht", sagt Pressesprecherin Bettina Benner. Mit dem Mieter sei Ratenzahlung vereinbart worden, ein Sozialmanager sei eingeschaltet worden. "Wir haben viel gemacht, leider hat nichts geklappt", beschreibt Bettina Benner die Situation. Dem Unternehmen blieb nur die Kündigung. Es habe sich mit einem Gerichtsvollzieher und der Stadt Freising in Verbindung gesetzt.

"Wir versuchen, positiv tätig zu werden." Jahrelang habe das System von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen unterzubringen, "geklappt". Das hängt natürlich auch immer davon ab, inwieweit die Betroffenen kooperationsbereit seien. Doch seit Kurzem funktioniert das System nicht mehr. "Wir wissen nicht mehr, wo wir die Leute unterbringen sollen", beschreibt Zellner die dramatische Lage. "Die Unterkünfte sind voll." Eigentlich könne er den Betroffenen nur raten, wegzuziehen. Denn im Großraum München gebe es kaum mehr bezahlbaren Wohnraum. "Doch jeder will hier bleiben." Zellner betont, dass von Seiten der Stadt alles unternommen worden sei, um der Familie zu helfen. Doch es blieb nur zu Zuweisung eines Containers. Für Kinder sei das aber eine "unzureichende Unterbringung". Das Jugendamt sei informiert worden, sagt Zellner.

Doch dass die Kinder im Falle einer Zwangsräumung tatsächlich von den Eltern getrennt und die Familie auseinander gerissen würde, wenn tatsächlich der Umzug in einen Wohncontainer unvermeidlich ist, steht nicht von vornherein fest. "Das kann man so pauschal nicht sagen", übermittelt Winkler auf Nachfrage vom Jugendamt. Zunächst werde die Behörde das Alter der Kinder und die näheren Verhältnisse feststellen. Schließlich stehe das Wohl der Kinder an erster Stelle. Kommt das Jugendamt zu der Auffassung, dass es in den Kindern nicht zuzumuten ist, mit in den Wohncontainer zu ziehen, ergründet das Jugendamt, ob diese nicht für eine gewisse Zeit bei Verwandten oder Freunden der Eltern unterkommen könnten. Erst wenn diese Möglichkeiten alle ausgeschöpft sind, greift das Jugendamt zu den letzten Mitteln: Es bemüht sich um Pflegeeltern oder um einen Platz in einem Heim.

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