Die ganze Welt in Freising:Den Humor im Gepäck

Die ganze Welt in Freising: Pepito Anumu stammt aus Togo und lebt seit 16 Jahren in Freising. Für sein Schaffen hat ihn der Landkreis mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet.

Pepito Anumu stammt aus Togo und lebt seit 16 Jahren in Freising. Für sein Schaffen hat ihn der Landkreis mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seine togolesische Fröhlichkeit hat Pepito Anumu behalten, einen leichten bayerischen Dialekt hat er dazugewonnen. Und Rassismus begegnet er einfach mit Gesprächsbereitschaft.

Von Maika Schmitt, Freising

Das Wohnzimmer von Pepito Anumu ist bunt. In der hellen Altbauwohnung in der Freisinger Innenstadt hängen viele seiner Bilder, die eine ungemeine Fröhlichkeit ausstrahlen. So wie Pepito Anumu selbst. Der Künstler lebt seit 2000 in Freising. Geboren ist er in Porto Seguro, in Togo. Bis nach Oberbayern war es ein langer Weg. Aber er beginnt mit einer behüteten und schönen Kindheit im Süden des westafrikanischen Landes. Mit zwei Brüdern und einer Schwester wuchs Anumu auf und konnte in die Schule gehen. Keine Selbstverständlichkeit, wie er berichtet, da die Schulen in Togo Geld kosten.

Gemalt hat Anumu schon damals gerne und viel, sehr zum Leidwesen seiner Eltern, die wollten, dass er sich auf seine Noten konzentrierte. Auch Lehrer bestraften ihn, wenn er mal wieder malte, statt in die Bücher zu schauen. Nur seine Biologie-Lehrerin unterstützte das Hobby und ließ Anumu die Skizzen aus dem Lehrbuch auf die Tafel malen, damit die Klassenkameraden sie abschreiben konnten. "In der Biologie gibt es ja viel, was man zeichnen kann. So konnte ich dann mit der Malerei trotzdem irgendwie weitermachen", berichtet er. Doch 1990 begann der Bürgerkrieg in Togo. Der regierungskritische Süden wandte sich gegen Präsident Eyadema Gnassingbé, Militär und Polizei töteten täglich Menschen, erzählt Anumu mit leiser Stimme. Viele seiner Freunde seien ums Leben gekommen. Seine Eltern drängten ihn, das Land zu verlassen und so kam er 1995 nach Bremen, wo bereits sein Bruder lebte und beantragte in Hamburg Asyl. Von dort aus ging es weiter nach Halberstadt und Halle an der Saale.

Eine schwierige Zeit war das für den damals 25-Jährigen. Rassismus ist auch heute noch Thema für den Künstler. Es gibt immer noch Menschen, die ein Problem mit seiner Hautfarbe haben, es überhaupt nicht in Betracht ziehen, dass er ebenso hier lebt und arbeitet, wie sie. Es kam zum Beispiel vor, dass er aufgefordert wurde, "nach Hause" zurückzukehren. Doch trotzdem sucht Anumu das Gespräch mit diesen Menschen und versucht, Berührungsängste abzubauen. Für ihn ist die Hautfarbe überhaupt kein Thema: "Wir sind doch alle Menschen!"

Anumus Leidenschaften sind das Malen, die Musik und das Kochen

Aber Unterschiede zwischen Togo und Deutschland, die gebe es trotzdem. Zum Beispiel seien die Leute hier so ernst. "Wir aus Togo lachen dagegen viel", sagt Anumu spitzbübisch, "das ist meine Kultur, das möchte ich anderen näherbringen". Neben dem Malen ist die Musik wichtig für ihn. Oft gibt er Trommelworkshops in Schulen. Im Juni wirkt er beim Projekt "Zusammenkunst" des Kreisjugendrings mit, das im Künstlerhaus Schafhof stattfindet.

Außerdem kocht Anumu sehr gerne "Die Küche ist mein Zuhause", sagt er. Seine Familie und Freunde mögen es, wenn er togoisch kocht. Dann gibt es zum Beispiel Spinathühnchen, Okraschoten, Soße und Fufu, einen speziellen Grießbrei. Und es wird natürlich mit den Fingern gegessen. Ansonsten wird gerne international gekocht , von Oma und Opa gibt es ab und zu den klassischen Schweinebraten.

"Es ist wichtig, dass man kommunizieren kann"

Eine Sache, an die sich Pepito Anumu in Deutschland jedoch nur schwer gewöhnen kann, sind die vielen Termine. Pünktlichkeit habe er hier gelernt und dass man immer anrufen müsse, bevor man irgendwo vorbeikommt. Inzwischen ist er in Deutschland angekommen, hat eine Familie in Freising und eine Arbeit bei Hawe Hydraulik als CNC-Innenschleifer. Und das, obwohl er eigentlich immer nach England zum Studieren wollte. Hauptsächlich, um neben Französisch und Englisch nicht noch eine Fremdsprache lernen zu müssen.

"Es ist wichtig, dass man mit den Menschen kommunizieren kann", betont er immer wieder. "Da bin ich auch manchmal ein bisserl wütend auf meine Landsleute, wenn die hier herkommen und die Sprache nicht lernen", sagt er und man hört die leichte bayerische Färbung in seiner Sprache. Deutsch hat er damals in der VHS Freising gelernt und nach 20 Jahren kehrte er dahin zurück: Einer seiner vielen Ausstellungen wird in den Räumen der Volkshochschule sein. Trotzdem, das Heimweh nach Togo ist immer da. Sein Blick schweift kurz in die Ferne. "Aber so lange die Politik noch so ist wie jetzt, so lange ist man nicht frei."

Aber sowieso ist es für den Künstler nicht wichtig, wo man ist, sondern was man dort tut. In seinem Fall ist es das Malen. Wenn er anfängt mit einem Bild, wisse er nie, wie es später aussehe. Es entstehe erst während des Malens. "Manchmal bin ich so gefangen in dem Prozess, dass ich bis spät in die Nacht male, auch wenn ich wieder früh in die Arbeit muss." Während er erzählt, spürt man die Leidenschaft, die er für seine Kunst hat. Auch der Landkreis Freising hat das erkannt und Pepito Anumu 2012 mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet. Für ihn persönlich war es nicht nur eine Anerkennung seiner Werke, sondern gleichzeitig eine wichtige Botschaft: "Du bist nicht nur dabei, sondern mittendrin. Du bist angekommen."

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