Expertise gefragt: An dem Einsatz nach der Explosion in einer Raffinerie in Vohburg war auch der Freisinger Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) beteiligt. Grund dafür ist, dass sich er auf das Abstützen einsturzgefährdeter Gebäude spezialisiert hat. 28 Einsatzkräfte seien am Sonntagmittag ausgerückt, berichtet der Ortsbeauftragte Michael Wüst. Vor Ort habe man zwei turmähnliche Gebäude mit Hilfe von Holzkonstruktionen gesichert.
Am frühen Samstagmorgen war es zu der Explosion in der Raffinerie der Firma Bayernoil im Landkreis Pfaffenhofen gekommen. 16 Menschen wurden dabei verletzt, wie die Polizei berichtet. Auch in den umliegenden Gemeinden kam es zu Gebäudeschäden. Das Landratsamt Pfaffenhofen löste Katastrophenalarm aus, etwa 2000 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen. An dem Einsatz waren etwa 600 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk beteiligt.
Der Freisinger Ableger des Technischen Hilfswerks war am Sonntagmorgen über den anstehenden Einsatz informiert worden. Der Ortsverband Pfaffenhofen habe in Freising angerufen und die sogenannte Freisinger Abstützkomponente um Unterstützung gebeten, erklärt Wüst. Die Einsatzkräfte seien dann in insgesamt acht Fahrzeugen ausgerückt und hätten bis zum frühen Montagmorgen durchgearbeitet. "Aufgrund der massiven Zerstörungen vor Ort dauerten die Arbeiten die ganze Nacht", schreibt der Freisinger Ortsverband des THW in einer Mitteilung. Beim Einsatz habe man sechs Rundhölzer mit einer Länge von zwölf Metern so gegen die beiden einsturzgefährdeten Türme gelehnt, dass diese nicht umfallen können. Die Hölzer wurden mit einem Mobilkran an die Gebäude gehoben. Erschwert wurde der Einsatz durch die vielen Rohre, Anbauten und Arbeitsplattformen an den Türmen, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Bei der Aktion handelte sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Die Türme seien nicht unmittelbar vor dem Einsturz gestanden: "Aber man weiß nie, welche Schäden das Fundament davongetragen hat", so Wüst. Zum Zeitpunkt der Arbeiten seien die Brände in der Raffinerie schon größtenteils gelöscht worden. "Aber an einer Stelle hat es noch gebrannt."
Vohburg:Bild der Verwüstung nach Explosion in Raffinerie
Nach der Beinahe-Katastrophe in einer Raffinerie reagieren die Retter schnell und umsichtig, Innenminister Herrmann spricht von "Glück". Die Ursache ist noch unklar.
Die Ursache der Explosion ist weiter unklar
Die Holzstämme für den Einsatz mussten die Freisinger Einsatzkräfte am Sonntag spontan in einem Sägewerk abholen. Denn normalerweise arbeite die Gruppe mit einer anderen Holzkonstruktion, erklärt der Ortsbeauftragte. Diese sei aber für einsturzgefährdete Wände gedacht und hätte im Fall der schiefen Türme nichts genutzt. An Einsätzen mit einer Zerstörung diesen Ausmaßes arbeite der Freisinger Ortsverband nur alle ein bis zwei Jahre mit.
Wie lange die Holzkonstruktion stehen bleibt, ist unklar. Zum Ausmaß der Schäden an der Anlage und in den umliegenden Gemeinden kann die Polizei laut einer Pressemitteilung noch keine Angaben machen, auch die Ursache der Explosion ist weiterhin unklar. Die Kriminalpolizei Ingolstadt hat die Ermittlungen übernommen.
Insgesamt hätten die Einsatzkräfte schnell und professionell reagiert, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Samstag bei einer ersten Bilanz. Dadurch habe Schlimmeres verhindert werden können. Von Glück kann man auch sprechen, weil zum Zeitpunkt der Explosion nur 30 Mitarbeiter statt der an Werktagen üblichen bis zu 150 Angestellten gearbeitet hatten, wie ein Bayernoil-Experte der SZ sagte.