Das Thema Asyl hat den Landkreis in den vergangenen Jahren besonders stark beschäftigt - und wird das auch 2018 noch tun. Etwa 2000 Flüchtlinge leben derzeit in verschiedenen Unterkünften - 737 davon als sogenannte Fehlbeleger. Das heißt, sie haben zwar inzwischen Bleiberecht, müssen aber weiterhin in den Unterkünften bleiben, da sie keine eigene Wohnung haben. "Ohne Unterstützung finden Fehlbeleger nur ganz, ganz selten etwas", sagt Beate Drobniak, Leiterin der Diakonie Freising.
Die mühevolle Suche sei kaum erfolgreich. In der Stadt fast nie, in den entfernteren, zumeist schlecht angebundenen Gemeinden nur manchmal. Langfristig löse dies bei den Betroffenen Frustration aus, "die sind von ihrer Wohnsituation erschöpft, irgendwann sehen sie keine Perspektive mehr und resignieren".
Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, sehr knapp - in der Stadt Freising und fast im gesamten Landkreis. Grundsätzlich haben die Bleibeberechtigten zwar die Verpflichtung, die Asylbewerberunterkünfte zu verlassen. "Aktuell aber dürfen sie bleiben, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben, um zu verhindern, dass die Gemeinden für sie als Obdachlose zuständig werden", sagt Landratsamtsprecher Robert Stangl. Für die Nutzung der Unterkünfte werden Gebühren erhoben. Bei eigenem Einkommen müssen Fehlbeleger die Miete selbst bezahlen; wenn sie Leistungen vom Jobcenter beziehen, werden diese Gebühren übernommen.
Das Landratsamt Freising könne zwar keine eigenständige Wohnungs-Akquise betreiben. Aber es werde sich zukünftig verstärkt - ergänzend zu der Asylsozial- und Migrationsberatung der Wohlfahrtsverbände - um die Beratung beim Übergang vom Asylbewerber zum Bleibeberechtigten kümmern, schildert Stangl. "Dabei spielt auch die Vermittlung von Wohnraum eine wichtige Rolle." Dass das auf einem leer gefegten Wohnungsmarkt bislang aber nicht sonderlich erfolgreich war, verrät ein Blick auf die Zahlen: 14 Wohnungen für etwa 40 Fehlbeleger konnten durch das Landratsamt vermittelt werden. Verhandlungen mit Vermietern seien am Laufen, sagt Robert Stangl. Die Wohnungsnot im Landkreis aber könne nicht das Landratsamt lösen, der soziale Wohnungsbau werde von den Gemeinden selbst veranlasst. Ein eigenes Zuhause zu haben, einen Bereich, in dem man sich sicher fühlt, wäre für das eigene Selbstverständnis enorm wichtig, erklärt Beate Drobniak von der Diakonie. "In den Unterkünften sind sie doch auch als Bleibeberechtigte noch immer fremdbestimmt."
Integration funktioniert so nicht, meint Diakonieleiterin Beate Drobniak
Für Fehlbeleger sei eine Integration kaum möglich, sagt Drobniak. "Die Integration aber darf man nicht nur als Wort nehmen, die muss umgesetzt werden." Für Landratsamtsprecher Robert Stangl geschieht das bereits mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern. "Gerade in kleinen dezentralen Unterkünften kann die Integration in den Wohnort besser gelingen, da der Kontakt zur Bevölkerung dort enger ist", sagt Stangl.
Dennoch sieht auch Allershausens Bürgermeister Rupert Popp die große Zahl der Fehlbeleger mit Besorgnis. Gut 80 Flüchtlinge leben derzeit in den drei Unterkünften der Gemeinde - knapp die Hälfte davon als Bleibeberechtigte. Falls diese die Unterkünfte verlassen müssten, wäre die Gemeinde für deren Unterbringung zuständig. Freien und bezahlbaren Wohnraum aber gebe es in seiner Gemeinde kaum.
Große Probleme erwartet sich der Bürgermeister auch durch den Familiennachzug - dann, wenn Angehörige der anerkannten Flüchtlinge kommen. Natürlich könne man große Zelt- oder Containerstädte am Rande der Ortschaften errichten, "aber das wird auf Dauer nicht funktionieren". Eine Integration zumindest sei dann von Anfang an ausgeschlossen. "Dann haben wir Gettos mit allen Konsequenzen", warnt Rupert Popp.