Der SZ-Überblick:Wo sich die EU im Landkreis Freising konkret zeigt

Die SZ-Redaktion ist auf Spurensuche gegangen und hat zahlreiche Projekte gefunden, die es ohne Gelder aus Brüssel nicht geben würde. Auch die Bauern im Landkreis profitieren von den Subventionen. Und für den Naturschutz sind die Vorschriften der EU geradezu ein Segen.

Von der Redaktion

Das EU-Parlament, das auch 133 246 Landkreisbürger am Sonntag wählen dürfen, hat mehr zu sagen, als viele denken. Die 96 deutschen Abgeordneten wirken an Gesetzgebungsverfahren mit und überwachen die Arbeit der Kommission. Die SZ ist in den vergangenen Wochen und Monaten auf Spurensuche gegangen und hat nachgeforscht, wo sich Europa im Landkreis Freising wiederfindet.

Fündig geworden ist die Redaktion an vielen Orten und in vielen Bereichen. In der Landwirtschaft, in der Kultur, bei öffentlichen Bauprojekten, im Umweltschutz, im Sport und auch in den Hochschulen. So unterstützt die Europäische Union finanziell viele Projekte an der TU München und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Sie ermöglicht es Studierenden, einfach an eine Lehranstalt im Ausland zu wechseln. Und für die Natur ist Europa geradezu ein Segen. Die EU wacht darüber, dass die wertvollsten Flächen auf dem Kontinent erhalten bleiben. Allein im Landkreis Freising gibt es sechs FFH-Gebiete, dazu zählen Ampertal, Isarauen und die Heidelandschaften im Süden.

Auf dieser Seite ist noch einmal in einem kurzen Überblick zusammengefasst, wo und wie die Bürger des Landkreises ganz konkret von den Entscheidungen des Europäischen Parlaments betroffen sind. Es geht also nicht nur darum, dass etwas von oben reglementiert wird, es geht oft auch um Unterstützung für diverse Projekte oder um Notfälle, beispielsweise wenn in der Landwirtschaft nach einem Dürresommer wie dem vergangenen hohe Ernteausfälle zu verzeichnen sind. Eines ist bei der Spurensuche klar geworden: Der Landkreis Freising ist seit Jahren eng mit Europa verbunden. Seine Bürger sollten darum am Sonntag zur Wahl gehen. bt

1. Ausländerrecht im Sport

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(Foto: Marco Einfeldt)

Sport, so heißt es, sei völkerverbindend. So verwundert es nicht, dass man Europa auch in vielen Vereinen im Landkreis begegnet. Etwa beim Ringer-Bundesligisten SV Siegfried Hallbergmoos - allerdings nicht in unbegrenztem Maß. Obwohl rechtlich zweifelhaft, ist der Einsatz von EU-Ausländern aufgrund einer freiwilligen Vereinbarung der Klubs in der Bundesliga beschränkt. Mehr zum Thema finden Sie hier. axka

2. Mehr Schutz für Naturschönheiten

Amper kürz vor der Mündung in die Isar, der sogenannte Amperdurchbruch bei Volkmannsdorf
(Foto: Wolfgang Lorenz/oh)

Nicht nur ästhetisch, auch ökologisch ist der wilde Zufluss, den sich die Amper bei Volkmannsdorf in die Isar gegraben hat, besonders wertvoll. Hier grenzen zwei Europäische Naturschutzgebiete, die Isarauen und das Ampergebiet, aneinander. Das hat auch geholfen, das in der Nähe von den Münchner Stadtwerken geplante kleine Wasserkraftwerk umweltverträglicher zu gestalten. Mehr zum Thema finden Sie hier. av

3. Junge Leute mischen mit

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(Foto: Marco Einfeldt)

"Wir sind überzeugt, dass Jugendliche, egal welchen Alters, mündig sind mitzureden", sagt Tobias Weiskopf. Das Abstrakte der Politik greifbar machen, jungen Leuten eine Stimme geben: Das ist das Ziel des Arbeitskreises Politik des KJR Freising, der zahlreiche Angebote zur Wahl organisiert hat. "Wir wollen Jugendlichen zeigen, dass Politik cool ist und dass man mitreden kann, erklärt Luisa Huesmann. Mehr zum Thema finden Sie hier. nta

4. Hilfe für die Landwirtschaft

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(Foto: Marco Einfeldt)

Mit ihren Agrarsubventionen steuert die Europäische Union zu einem großen Teil, was und wie angebaut wird. Im Jahr 2017 haben im Landkreis Freising 1546 landwirtschaftliche Betriebe 16,5 Millionen Euro erhalten. Die EU-Mittel sind für viele Landwirte sehr wichtig. Zum einen, da sie für jeweils sieben Jahre verlässlich Geld bedeuten. Bei beispielsweise extremer Trockenheit wie im Hitzesommer im Vergangene Jahr und Ernteausfällen sind sie sogar zum Überleben notwendig. Es sind aber nicht nur Landwirte, die EU-Geld bekommen. Auch Behörden und staatliche Stellen, die Umweltschutzaufgaben erfüllen oder sich um die Infrastruktur im ländlichen Raum kümmern, sind Empfänger. Zuschüsse gibt es beispielsweise für Flurbereinigungs- und Dorferneuerungsmaßnahmen, für Hochwasserschutzmaßnahmen oder für Leader-Projekte. Und sogar Unternehmen, die hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig sind, können Agrarsubventionen beantragen. Mehr zum Thema finden Sie hier. av

5. Campus Weihenstephan

Doktoranden an der TUM
(Foto: Lukas Barth)

Die Hochschulen in Weihenstephan profitieren erheblich von Europa. Nicht nur der Austausch von Studierenden ist erheblich einfacher geworden, mit dem Erasmus-Programm fördert die EU Auslandsaufenthalte auch finanziell. Für Forschungsprojekte macht sie ebenfalls viel Geld locker und stößt damit oftmals länderübergreifende Kooperationen an. Mehr zum Thema finden Sie hier. psc

6. Kunst verbindet

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(Foto: Marco Einfeldt)

Der europäische Gedanke und die Kunst sind im Freisinger Schafhof untrennbar miteinander verbunden. Seit 2005 vergibt der Bezirk Oberbayern das "Europäische Kunststipendium Oberbayern", dessen Ziele die Förderung des europäischen Gedankens ist, Daran teilgenommen hat 2010 auch SZ-Tassilopreisträger Alexander Dworsky (2. v. r.). 2010 war er Stipendiat und kam so in Kontakt mit Künstlern aus Spanien. Mehr zum Thema finden Sie hier. bt

7. Regeln für die Auftragsvergabe

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(Foto: Marco Einfeldt)

Wenn Kommunen öffentliche Aufträge zu vergeben haben, sind ihnen in der Regel die Hände gebunden. Wird ein gewisser Schwellenwert überschritten, müssen diese sogar EU-weit ausgeschrieben werden. Das mag, wenn es beispielsweise um Schulverpflegung geht, absurd anmuten. Für Kommunen und Landkreise aber ist es längst Routine. Bei Bauvorhaben gilt für EU-Ausschreibungen ein Schwellenwert von etwa 5,5 Millionen Euro. In der Stadt Freising greift dies in jüngster Zeit vor allem bei der Generalsanierung des Asamgebäudes am Marienplatz, der Neugestaltung der Innenstadt und dem Bau der Westtangente. Mehr zum Thema finden Sie hier. psc

8. Jugendliche diskutieren mit Kandidaten

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(Foto: Marco Einfeldt)

Mitreden, Antworten bekommen, sich eine Meinung bilden: Das war das Ziel der Fishbowl-Diskussion, zu der Mitte Mai rund 50 Jugendliche ins Alte Jugendzentrum gekommen sind. Mit dabei: Sechs Kandidaten zur Europawahl, die Fragen beantworten mussten. Abstrakte Antworten ließen die Jugendlichen ihnen nicht durchgehen - und vor allem beim Thema Klimaschutz mussten die Politiker ganz schön einstecken. Mehr zum Thema finden Sie hier. NTA

Die EU in Zahlen

Wahlberechtigte

Rund 400 Millionen Menschen wählen zwischen dem 23. und 26. Mai 2019 das neue Europäische Parlament. In Deutschland sind etwa 64,8 Millionen Bürger wahlberechtigt, in Bayern rund 9,5 Millionen.

Im Landkreis Freising dürfen am Sonntag etwa 118 000 Bürger ihre Stimme für Europa abgeben. Im Landratsamt ist dazu eine Kreiswahlleitung gebildet worden, die sich um die Organisation der Wahl, die Verteilung der Stimmzettel und den korrekten Ablauf kümmert. Am Sonntagabend werden im Großen Sitzungssaal die Ergebnisse aus den Gemeinden bekanntgegeben, die Veranstaltung ist öffentlich.

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Wer im Europaparlament sitzt - oder gerne säße

Nach dem Austritt Großbritanniens besteht das Parlament in Zukunft statt aus 751 nur noch aus 705 Parlamentariern. Davon kommen 96 davon aus Deutschland.

Aus Bayern kommen derzeit 14 EU-Abgeordnete: Einer gehört der ÖDP an, fünf der CSU, drei der SPD, einer der Linken, eine den Grünen, eine den Freien Wählern und einer den "Europäischen Konservativen und Reformern".

Auch aus dem Landkreis Freising kommen Kandidaten, die Parteien für die Europawahl aufgestellt haben. Reinhard von Wittken geht für die Grünen ins Rennen, Benedikt Flexeder für die CSU. Robert Weller steht auf der Kandidatenliste der Freien Wähler und Reinhold Reck kandidiert für die ÖDP.

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Wer wählen darf und wer nicht

18 Jahre alt muss man sein, um in Deutschland wählen zu dürfen. In Österreich dürfen auch 16-Jährige schon an der Europawahl teilnehmen.

Das Europaparlament wird alle fünf Jahre neu bestimmt. In Deutschland kreuzt dabei jeder Wähler eine Partei an, einzelne Kandidaten können nicht gewählt werden.

Heuer dürfen zum ersten Mal auch Menschen mit Behinderung, die vollumfänglich betreut werden, an der Europawahl teilnehmen. Wie viele Bürger das im Landkreis Freising betrifft, lässt sich nicht genau sagen - im Wahlamt der Stadt Freising sind 70 Menschen mit vollumfänglichen Betreuungen registriert.

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