Deutliches Zeichen:Moosburg lehnt die MVV-Reform ab

Deutliches Zeichen: Pendler in Moosburg sollen künftig deutlich mehr bezahlen - dagegen protestiert nun auch der komplette Stadtrat.

Pendler in Moosburg sollen künftig deutlich mehr bezahlen - dagegen protestiert nun auch der komplette Stadtrat.

(Foto: Marco Einfeldt)

Stadtrat stimmt fraktionsübergreifend gegen die "unverhältnismäßige Steigerung der Ticketpreise" und hofft nun auf Unterstützung vor allem durch den Kreistag.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Stadt Moosburg hat im Kampf gegen die geplante Tarif- und Strukturreform des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) jetzt ein klares Zeichen gesetzt. "Unverhältnismäßige Steigerung der Ticketpreise", "willkürlich wirkende Preissprünge im Tarifsystem", "gewünschte Vereinfachung im Tarifsystem wird in Teilbereichen nicht erreicht" - so lauten die Gründe, mit denen der Stadtrat in einer fraktionsübergreifend erarbeiteten Stellungnahme die MVV-Reform ablehnt. Die Stellungnahme, die das Gremium am Montagabend einstimmig beschloss, soll nun an Landrat Josef Hauner (CSU), alle Kreistagsmitglieder, alle Gesellschafter des MVV, den Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) sowie die Landtagsabgeordneten Florian Herrmann (CSU), Benno Zierer (FW) und Christian Magerl (Grüne) weitergeleitet werden.

Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) nannte den einstimmigen Beschluss ein "gutes Signal". Bei der interfraktionellen Zusammenarbeit sei "eine sehr gute Stellungnahme rausgekommen, die ganz wichtig ist". Grünen-Fraktionssprecher Johannes Becher dankte seinen Kollegen, "dass alle Fraktionen trotz der Sommerpause so gut zusammengearbeitet haben, manche haben sogar aus dem Urlaub per Mail mitgemacht". Nahezu der ganze Landkreis sei "Verlierer der Reform, das dürfen wir uns nicht gefallen lassen". Es gehe dabei "auch, aber nicht nur um Moosburg, da ist auch das Umland einbezogen".

Nun sei "der Kreistag ganz wichtig", sagte SPD-Fraktionssprecher Gerd Beubl: "Wenn ein Landkreis gegen die Reform ist, ist sie gestorben." Es heiße jetzt zwar, "dass man 2020 noch mal über die Reform reden kann", sagte sein Fraktionskollege Martin Pschorr, "aber wir müssen jetzt ganz massiv Stellung beziehen, sonst ist bis 2020 der erste Ärger verflogen und dann wird sich nichts mehr ändern".

Für Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW) ist die Stellungnahme "auch ein ganz wichtiges Zeichen für die Umlandgemeinden". Aus diesen kämen viele Leute, "die von Moosburg aus pendeln, wenn wir heute den Beschluss fassen, werden sich andere Kommunen vielleicht auch dem Aufruf anschließen". Michael Hilberg (UMB) verwies auf den diesjährigen Sommer. "Der hat uns gezeigt, dass Klimaerwärmung nicht nur ein hohles Wort ist - und der öffentliche Nahverkehr ist ein geeignetes Mittel, um den Schadstoffausstoß zu minimieren." Sollte die geplante MVV-Reform kommen, "haben in meinem Bekanntenkreis bereits viele gesagt, dass sie wieder mit dem Auto fahren, weil es billiger ist".

In der Stellungnahme bekennt sich der Stadtrat zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs. "Eine auskömmliche Finanzierung des MVV ist aus Sicht der Stadt Moosburg grundsätzlich nachvollziehbar", schreibt der Stadtrat. Allerdings müssten bei jeder Reform eines Systems Ziel und Maß gehalten werden. Daher sei die geplante MVV-Reform unverständlich, "die für die Fahrgäste am Bahnhof Moosburg und die ganze Region massive und unverhältnismäßige finanzielle Nachteile beinhaltet". Dass die Fahrpreise für manche zwischen 15 und 115 Prozent steigen sollen, könne den Bürgern nicht zugemutet "und auch in keiner Weise erklärt werden".

Kritisiert wird in der Stellungnahme auch die Einstufung Moosburgs in der preislich ungünstigen Zone 6. Der Stadtrat fordert "die komplette Eingruppierung der nördlichen Landkreiskommunen in Tarifzone 5". Auf Kritik stoßen bei den Stadträten zudem die "willkürlich wirkenden Preissprünge" zwischen verschiedenen Tarifen im neuen System. Abschließend kritisiert der Stadtrat, dass 70 Prozent der Fahrgäste laut MVV preislich Gewinner der Reform seien und zehn Prozent Verlierer: "Somit finanzieren zehn Prozent der Fahrgäste, zu denen überwiegend die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Freising zählen, die Vergünstigungen der großen Mehrheit. Dies ist für uns nicht hinnehmbar und völlig unverhältnismäßig."

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