Der schönste Tag im Leben:Raum für Ja-Sager

Der schönste Tag im Leben: Freisings Standesbeamter Peter Mitterhofer ist ein begeisterter Zeremonienmeister. Für die zahlreichen Dankesbriefe hat er bald keinen Platz mehr.

Freisings Standesbeamter Peter Mitterhofer ist ein begeisterter Zeremonienmeister. Für die zahlreichen Dankesbriefe hat er bald keinen Platz mehr.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Standesamt in Freising ist bei Brautpaaren gefragt. Das liegt auch an "Zeremonienmeister" Peter Mitterhofer, der sich für die künftigen Eheleute viel Zeit nimmt und die Feiern ganz individuell gestaltet.

Von Katharina Aurich, Freising

Im Sommer wird geheiratet. Von Mai bis September herrscht Hochsaison in den Trauzimmern. Und speziell für das heutige Datum, den 16. August 2016, hätte der Leiter des Freisinger Standesamts, Peter Mitterhofer, auch besonders viele Eheschließungen erwartet. Doch offensichtlich war das leicht zu merkende Datum doch nicht so attraktiv für angehende Eheleute: Nur zwei Paare wollen an diesem Dienstag den Bund fürs Leben schließen.

Geheiratet wird an allen Wochentagen, besonders oft jedoch freitags. Die Zahl der Paare, die sich in Freising das Ja-Wort geben, ist seit zehn Jahren ungefähr gleich geblieben. 2015 waren es 255. Im gesamten Landkreis Freising blieben die Eheschließungen bisher auch relativ konstant. 2014 waren es 756. Einzig im vergangenen Jahr entschieden sich deutlich mehr - nämlich 812 - Paare für die Ehe. Ob das ein dauerhafter Trend sei, könne er nicht sagen, so Mitterhofer. "Gefühlt" werde aus seiner Sicht jedoch wieder mehr geheiratet. Auch die Zahl der kirchlichen Trauungen hat 2015 zugenommen. 187 Paare traten im Landkreis vor einen katholischen Traualtar, im Jahr davor waren es nur 165. Evangelisch ließen sich weitere 31 Paare trauen.

Besonders ehefreudig scheinen die Menschen in den vier Gemeinden der VG Zolling, Zolling, Haag, Wolfersdorf und Attenkirchen, zu sein. Hier ist die Zahl der Eheschließungen von 67 im Jahr 2010 auf 96 im Jahr 2015 gestiegen - bei nur leicht höherer Einwohnerzahl. Bei Brautpaaren besonders beliebt sind aktuell die Trauungen im Freisinger Standesamt. Allein im ersten Halbjahr 2016 habe er 40 Paare mehr getraut als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, meldet Mitterhofer. Ein Viertel komme allerdings von auswärts. Denn jedes heiratswillige Paar kann sich das Standesamt frei aussuchen und es hat sich offenbar herumgesprochen: Im Freisinger Standesamt ist eine Trauung ganz großes Kino.

Da nur noch wenige Paare kirchlich heirateten, werde der standesamtliche Akt immer wichtiger, sagt Mitterhofer. Deshalb gestalte er die Eheschließung als feierliche Zeremonie mit viel Symbolik, an die sich das Paar ein Leben lang erinnere. Bis zu 80 Gäste haben in seinem Trauungszimmer Platz. Es gebe aber auch Paare, die es ganz schlicht bevorzugen würden - und manchmal säßen sogar nur zwei Menschen vor ihm, ohne Trauzeugen oder Angehörige. Peter Mitterhofer ist ein begeisterter Zeremonienmeister. Für jedes Paar nimmt er sich viel Zeit und schreibt eine individuelle Trauungsrede. Zuvor beantworten die zukünftigen Eheleute einen Fragebogen, auf dem Mitterhofer nach der gemeinsamen Geschichte und dem ersten Treffen fragt - oder warum man sich für diesen einen Menschen entschieden habe. Heiraten sei für den Weg, den Paare gemeinsam gehen wollen, wichtig und es sei wunderschön, zwei Menschen dabei zu begleiten, schwärmt Mitterhofer. Eine Wand seines Büros ist mit rührenden Dankeskarten übersät, er habe aus Platzmangel aufgehört, alle aufzuhängen, erzählt der Standesbeamte, der seit acht Jahren Paare traut.

Wer heute eine Eheurkunde unterschreibt, hat sich diesen Schritt meist gut überlegt. Durchschnittlich 30 Jahre alt sind die Paare, die sich im romantischen Trauungszimmer des Freisinger Standesamtes das Ja-Wort geben. Die Paare seien meist mitten im Leben angekommen, hätten schon einiges ausprobiert und beruflich Fuß gefasst, sagt Mitterhofer. Aus steuerlichen Gründen würden nur ganz wenige heiraten, die kämen dann im Dezember, erzählt der Standesbeamte weiter.

Inzwischen geben sich auch gleichgeschlechtliche Partner das Ja-Wort. 2014 wurden es in Freising sieben eingetragene Partnerschaften geschlossen, ein Jahr später waren es nur vier. Und nicht nur junge Menschen sitzen feierlich vor Mitterhofer, alle Altersstufen wagen diesen Schritt, häufig auch schon zum zweiten Mal.

Wer den Bund fürs Leben eingeht, muss sich auch für einen Nachnamen entscheiden. Der Trend gehe dabei zum einfachen Namen, Doppelnamen würden immer weniger gewählt und es gebe zunehmend Männer, die den Nachnamen ihrer Frau annähmen, berichtet Mitterhofer.

Eine Trauung im Standesamt kann sich jeder leisten, zwischen 80 und 130 Euro kostet die 30-minütige Zeremonie im Trauungszimmer, während der die Eheleute die Urkunde unterschreiben und sich, wenn sie möchten, die Ringe auf die Finger schieben. Wesentlich teurer wird meist das Hochzeitsfest, durchschnittlich 10 000 Euro geben Paare in Deutschland für die Party aus, weiß Mitterhofer. Nicht nur klassische Standesbeamte dürften Ehen schließen, auch Bürgermeister, wenn sie dafür regelmäßig Kurse besuchen. Man erzähle sich, dass Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ein stimmungsvoller Zeremonienmeister sei, verrät Mitterhofer.

Auch für den Zollinger Pater Ignatius sind Trauungen ganz besondere Anlässe. Ungefähr 14 Mal im Jahr spende er Paaren den kirchlichen Segen für eine Ehe, sagt er. Zuvor nehme er sich viel Zeit für Vorgespräche, um den Ablauf und die Lieder zu besprechen. Zu ihm kämen auch Menschen, die nicht katholisch seien oder gar kein Bekenntnis hätten. In seiner Predigt gehe er auf die Nächstenliebe ein, was Jesus predigte und natürlich auf das Eheversprechen. Doch Pater Ignatius schließt nicht nur "frische" Ehen: Heuer waren auch schon sieben Paare bei ihm, die vor 60 Jahren geheiratet haben. Sie erneuerten das Eheversprechen im letzten Abschnitt ihres Lebens in einem feierlichen Gottesdienst.

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