Der Rohbau steht:Ein Neubau, der Akzente setzt

Freisinger Lebenshilfe feiert Richtfest für eine Schule, die noch gar keinen Namen hat

Petra Schnirch

Freising - Für die Kinder der Fröbelschule ist jetzt Halbzeit: Im Herbst war der Unterricht von der Gartenstraße nach Lerchenfeld in die "Container-City" verlegt worden, wie die etwa 160 Schüler ihr Ausweichquartier getauft haben. Ein Schuljahr werden sie dort noch bleiben, dann soll das neue Förderzentrum fertig sein. Am Dienstag feierte die Lebenshilfe Richtfest und Bereichsleiter Manfred Renner führte stolz durch den Rohbau. Ein Baukran zog die mit weiß-blauen Bändern geschmückte Krone nach oben.

Das Förderzentrum wird der erste Neubau in Bayern sein, der auf ein Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Schülern ausgelegt ist. Wie viele Kinder ohne Handicap aufgenommen werden, ist laut Lebenshilfe-Geschäftsführer Franz Burger derzeit noch unklar, ebenso wie die Fröbelschule künftig heißen wird. Nicht einfach wird für die Lebenshilfe die Finanzierung des Großprojekts. Die Kosten für Schule und Kindergarten übernimmt der Freistaat - wenn auch gestreckt über mehrere Jahre. Der Landkreis Freising hilft mit einer Zwischenfinanzierung aus. Die Tagesstätte, dort werden die Kinder und Jugendlichen nach Unterrichtsschluss betreut, wird nach den Worten Burgers allerdings gar nicht gefördert. Die Lebenshilfe müsse die 5,5 Millionen Euro selbst aufbringen, durch Kredite und mit Hilfe von Sponsoren. Aus diesem Grund werde die Organisation demnächst eine Spendenaktion starten.

Grund- und Hauptschule, Berufsschule, Schülercafé und Heilpädagogische Tagesstätte sind künftig in einem Gebäude untergebracht, die einzelnen Bauteile gruppieren sich um den Pausenhof. Die lichtdurchflutete Aula - das Glasdach fehlt noch - soll "zentraler Treffpunkt und Feierort" sein, wie Burger sagte. Das Kinderhaus wird ein halbrunder Bau. Lediglich Turnhalle und Schwimmbad sind stehen geblieben, sie werden renoviert. Auch dort wird die rote Klinkerfassade, die das alte Schulgebäude prägte, hinter Dämmmaterial verschwinden. Neubau und Renovierung kosten insgesamt etwa 21 Millionen Euro. Die Lebenshilfe hatte sich für einen Abriss der 30 Jahre alten Schule entschieden, weil eine Sanierung zu teuer gekommen wäre.

Burger begrüßte den politischen Kurswechsel, sodass behinderte Menschen ihre Schule nun frei wählen und auch Regeleinrichtungen besuchen können. Er mahnte aber, dafür genügend Fachpersonal zur Verfügung zu stellen. Sonst wäre "die Gefahr eines Qualitätsverlustes bis hin zu erheblichen Abstrichen bei der Bildung groß". Ein weiteres Problem sei, dass im Regelbereich keine Tagesstätten-Angebote vorhanden seien. Eine ähnlich intensive Betreuung wie am Förderzentrum sei dort nicht möglich. Um eine Separierung Behinderter zu vermeiden, werde die Schule auch für andere Kinder geöffnet. "Unser Neubau wird kein Ort mit Stigma und Diskriminierungsgefahr sein, sondern ein zukunftsgerichtetes Haus", sagte Burger.

Auch Landrat Michael Schwaiger betonte, wie wichtig "gemeinsame Lebenswelten" seien, um Hemmschwellen abzubauen. Bürgermeister Rudi Schwaiger sprach von einem "Neubau, der Akzente setzt". Das Freisinger Förderzentrum sei die "Perle" in einer "Kette der Integration", die von der Gartenstraße bis in die Altstadt reiche. Der Chor der Fröbelschule hatte zum Richtfest ein Lied einstudiert und pries, angelehnt an den WM-Song der Sportfreunde Stiller, die Jahre 1968 (Gründung der Lebenshilfe in Freising), 1976 (Bau der Fröbelschule) und 2010 (Umzug in die Container-City).

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