Der Job des Vorfeldmeisters:Geleitschutz für den Riesenvogel

Alfred Ertl und seine Kollegen lösen Probleme am Münchner Flughafen quasi im Vorbeifahren

Alexandra Vettori

Auch ein halbes Jahr nach seiner ersten Landung am Flughafen München lockt der A 380, das größte Passagierflugzeug der Welt, Scharen von Schaulustigen an. Längst bietet der Münchner Flughafen Rundfahrten extra zu den Landungen des Riesenflugzeugs an. Auch an diesem Montagnachmittag drücken sich die Leute im Bus die Nase an den Fensterscheiben platt, um nichts zu verpassen. Vorfeldmeister Alfred Ertl rückt unterdessen mit einem Kollegen aus, um den A 380 der arabischen Fluglinie "Emirates" zu begleiten.

Denn weil der Riesen-Airbus mit seiner Flügelspannweite von fast 80 Metern die Sicherheitsabstände nicht ganz einhält, muss er bei der Landung stets links und rechts von je einem Fahrzeug der Verkehrsleitung begleitet werden. Normale Flieger werden heutzutage von Lasern über das Vorfeld gelotst, die Einwinkkellen - von den Vorfeldmitarbeitern Tischtennisschläger genannt - kommen nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz.

Langsam rollt Alfred Ertl mit seinem schwarz-gelb karierten Auto nach der Landung des A 380 nebenher, fast unter der Tragfläche. Die riesigen Turbinen, fast drei Meter beträgt ihr Durchmesser, sind zum Greifen nahe. Den 45-Jährigen schreckt das nicht, obwohl er lächelnd erklärt: "Der bläst einen im Standgas weg." 517 Passagiere sitzen in dem haushohen Flieger, für den am Münchner Flughafen extra neue Fahrgastbrücken gebaut werden mussten. Damit können nun auch die Passagiere der Business Class und der Ersten Klasse im ersten Stock des Flugzeuges bequem aussteigen, ohne Treppen - und ohne Kontakt zu den Fluggästen der billigen Plätze im unteren Geschoss.

Die Lotsenhilfe für Riesenflieger ist nur ein kleiner Teil der Arbeit der Vorfeldmeister. Früher war Ertl Disponent am Flughafen, dank seiner Erfahrung mit allen betrieblichen Vorgängen wurde er Vorfeldmeister. "Sie müssen die Situation auf dem Vorfeld einschätzen können", erklärt der 45-Jährige. Neun Kollegen sind es insgesamt, die gleichzeitig als Mädchen für alles und oberste Kontrollinstanz auf dem Vorfeld agieren. Ihre Arbeitstage bestehen aus Rundfahrten, bei denen sie quasi im Vorbeifahren alle anfallenden Problemchen lösen, Reparaturteams herbeifunken oder Ersatzfahrzeuge. Penibelst kontrollieren sie das Einhalten der roten Sperrmarkierungen, nichts darf in den Bereich ragen, in dem die Flugzeuge manövrieren.

Ist eine Andockposition frei, meldet es Ertl sofort an den Tower, damit das nächste Flugzeug parken kann. Jeder Flugzeugtyp hat eine genau festgelegte Position, auf der er vor den Fluggastbrücken halten muss. Dafür hat Ertl einen dicken Ordner dabei, der sich ungefähr so liest: "Wir sind auf 224, Alpha-Linie, Bravo-Linie, der kommt auf die Linie 18,5. Das Flugzeug steht ja nicht irgendwie rum, am Flughafen ist alles geplant." Der Grund: Die Fluggastbrücke muss genau passen, die Tank-Pits, aus denen in Schläuchen das Flugbenzin aus dem Boden kommt, müssen genau unter die Tragflächen. Dort nämlich liegen die Tanks.

Und dann ist da noch das Gerümpel, das so rum liegt an Rollbahnen und Vorfeld und sofort weggeschafft werden muss. Flugzeugreifen sind empfindlich, Turbinen haben die unangenehme Eigenschaft, alles einzusaugen. Es ist nicht wenig, was sich findet: Firmen verlieren Werkzeug, Grünpfleger auch und das Gepäck der Passagiere ist auch oft nicht so stabil, wie es sein sollte. Einen ganzen Schaukasten haben die Vorfeldmeister bestückt. Sogar ein Damenslip fand sich schon, der hängt aber nicht im Kasten.

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