Der Bürger ist gefragt:"Geschmäcker und Vorlieben sehr unterschiedlich"

Mit einem Fragebogen an alle Haushalte will das "KulturForum" herausfinden, was die Echinger sich wünschen. Zum Beispiel welche Angebote überhand nehmen und welche ganz fehlen. Aber es soll auch erforscht werden, was die Bürger unter Kultur verstehen

Interview von Klaus Bachhuber, Eching

Mit einem Fragebogen an alle Echinger Haushalte will das "KulturForum" abfragen, wie es Eching mit der Kultur hält. Das Konsumverhalten der Echinger soll darin ebenso ermittelt werden wie die Wünsche ans örtliche Angebot oder auch neue Potenziale erschlossen, wie die "KulturForum"-Vorsitzende Sybille Schmidtchen erläutert.

Wie füllen denn Sie den Fragebogen aus, wie bewerten Sie die Kultur in Eching?

Schmidtchen: Eigentlich ist die Befragung ja anonym. . . Ich werde den Fragebogen sehr gewissenhaft ausfüllen. Schon der Entwurf war ja geprägt von den persönlichen Erfahrungen mit und Überlegungen zur Kulturszene in Eching. Wichtig ist dem KulturForum sowie die mit einbezogene Bürgerhausleitung, dass sich eine möglichst große Zahl Echinger aller Altersstufen und Berufsgruppen an der Umfrage beteiligt. Uns ist auch bewusst, dass die Geschmäcker und Vorlieben sehr unterschiedlich sind, aber wir suchen nach einem richtungsweisenden Trend mit weitreichender Akzeptanz. Wir freuen uns auch über zusätzliche Vorschläge über unsere Webseite www.kulturforum-eching.de.

Der Bürger ist gefragt: Sybille Schmidtchen, Vorsitzende des Echinger KulturForums, erläutert die Fragebogenaktion des Vereins.

Sybille Schmidtchen, Vorsitzende des Echinger KulturForums, erläutert die Fragebogenaktion des Vereins.

(Foto: Marco Einfeldt)

Muss sich das Kulturangebot in Eching in erster Linie gegen die Konkurrenz in München behaupten oder gegen die Konkurrenz im Umland - oder gegen das "Couching"?

Ich bin mir nicht sicher, ob wir es in Eching mit einem Phänomen der Trägheit zu tun haben, Couch Potatoes gab es zu allen Zeiten, früher nannte man sie Stubenhocker. Ob sich Echings Kulturangebot gegen Programm-Konkurrenz in den umliegenden Ortschaften - im wesentlichen Freising und München - durchsetzen muss, wollen wir ja gerade herausfinden. Dabei interessieren uns auch mögliche Motive wie zum Beispiel die Atmosphäre in großen Häusern, berühmtere Interpreten oder von uns gar nicht bedachte Beweggründe. Aber die Konkurrenz besonders zu München würde sich nur als real darstellen lassen, wenn die Umfrage ergibt, dass unsere Bürger bereit sind, entsprechend viel Geld für Kulturveranstaltungen auszugeben. Das günstige Preisniveau für kulturelle Darbietungen im Bürgerhaus ist nicht zu unterbieten. Besuche ich ein Klassikkonzert mit ähnlicher Besetzung in einem Münchner Kulturtempel, zahle ich in der Regel mindestens das Doppelte für ein Ticket. Deshalb wollen wir herausfinden, ob mit den Angeboten überhaupt der Geschmack der Echinger getroffen wird. Ist die Wahl der Gastspiele nicht attraktiv genug, um sich dafür abends noch einmal auf den Weg zu machen? Welche Angebote nehmen überhand, welche fehlen ganz? Dabei geht es uns bei der gesamten Fragestellung nicht nur um das Bürgerhaus, sondern um alle im Fragebogen erwähnten Örtlichkeiten. Entsteht vielleicht der Eindruck, bestimmte Institutionen versuchen sich gegenseitig Konkurrenz zu machen?

Der Bürger ist gefragt: Wer soll im Echinger Bürgerhaus auftreten und welchen kulturellen Angeboten sind die Echinger überdrüssig? Das soll eine Fragebogenaktion ermitteln.

Wer soll im Echinger Bürgerhaus auftreten und welchen kulturellen Angeboten sind die Echinger überdrüssig? Das soll eine Fragebogenaktion ermitteln.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eching hat eine breite und vielfältige Kulturszene von Musikschule und Musikvereinen über Theatergruppen bis hin zu diversen Kreisen und Gruppen bildnerischen Gestaltens. Wie will Ihr KulturForum konkret mit dem Spannungsfeld zwischen hausgemachter und "eingekaufter" Kultur umgehen? Was soll da Neues aus dem Fragebogen erschlossen oder anschließend entwickelt werden?

Ich gebe Ihnen sofort Recht, dass es an der Vielfältigkeit und auch der Qualität der kulturellen Angebote nicht liegen kann. Der Monat Oktober war voll mit sich überlappenden sehens- und hörenswerten Veranstaltungen, die man gerne besucht hätte und bei denen sich die Organisatoren die gewünschte Zahl der Besucher untereinander streitig machen. Kein Geheimnis ist, dass Musikveranstaltungen lokaler Vereine und Institutionen wie die Konzerte der Musikschule, des Musikvereins St. Andreas oder des Blasorchesters in der Regel wenig Probleme haben, die entsprechenden Säle zu füllen. Dagegen vermag ganz speziell die Klassikreihe des Bürgerhauses trotz oft hochkarätiger Besetzung nur wenig Besucher anzulocken. Hier muss viel subventioniert werden, um das derzeitige breit gefächerte Angebot aufrecht zu halten. Es ist deshalb notwendig, herauszufinden, wie unsere Bürger das kulturelle Angebot in unserer Gemeinde wahrnehmen. Was sind für eine Mehrheit die Glanzlichter und was fehlt ganz?

Sie gehen ja auch ins Grundsätzliche und fragen: was ist Kultur?

Ist Sport, ist Fußball auch Kultur? Sind besondere Menü-Angebote oder saisonale Spezialitätenwochen in Restaurants ein kulturelles Ereignis? Welche Aktivitäten und persönliche Engagements gehören im allgemeinen Verständnis zum kulturellen Handeln? Oder fühlen sich die Bürger vielleicht übersättigt? Brauchen wir für unsere jüngere Bevölkerungsschicht neben den digitalen, stets zur Verfügung stehenden Medien keine gemeinschaftlichen Angebote? Würden deren Wünsche nach besonderen Angeboten wenigstens zeitweise erfüllt, könnte man dann mit ihnen als Besucher rechnen? Voraussetzung für eine repräsentative Auswertung ist auf jeden Fall, dass wir nicht durch einen schwachen, Desinteresse signalisierenden Rücklauf ausgebremst werden. Nur wenn wir klare Geschmackspräferenzen erkennen können, wenn klar wird, wie sich eine Mehrheit Kultur in unserer Gemeinde vorstellt, dann kann der Kulturverein in Kooperation mit allen Kulturbetrieben in Eching mit Überlegungen und Vorschlägen reagieren.

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