Denkmalschutz in Freising:Verlassen und dem Verfall geweiht

Denkmalschutz in Freising: Das denkmalgeschützte Haus an der Ziegelgasse 16 steht schon seit vielen Jahren leer. Sein Besitzer will es eigentlich schon länger sanieren und Wohnungen und Büros dort einrichten.

Das denkmalgeschützte Haus an der Ziegelgasse 16 steht schon seit vielen Jahren leer. Sein Besitzer will es eigentlich schon länger sanieren und Wohnungen und Büros dort einrichten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Haus an der Ziegelgasse 16 steht seit Jahren leer. Der Besitzer will sich nicht konkret zu seinen Absichten mit dem Gebäude äußern, es sei vieles in der Schwebe.

Von Johanna Pichler, Freising

Die Jalousien des denkmalgeschützten Anwesens an der Ziegelgasse 16 in der Freisinger Innenstadt werden zum Teil nur mit einem Draht zusammengehalten. Wagt man einen Blick durch die staubige Glasscheibe der Eingangstür, sieht man stapelweise Kisten und alte Farbeimer. Sogar ein kleiner Tannenbaum liegt auf dem Boden, wohl aus Plastik, denn das Haus scheint seit längerem niemand mehr betreten zu haben. Auch vor dem Haus sieht es nicht besser aus. Auf dem Boden sammeln sich zerbrochene Glasflaschen, deren Scherben unter den Füßen knirschen, wenn man hier entlangläuft.

Seit dem Jahr 2006 ist das Haus nicht mehr bewohnt und schon seit Jahren fragt sich so mancher Freisinger, warum dort nichts passiert. Das großbürgerliche Anwesen ist denkmalgeschützt und wurde 1898/99 im Stil der Neurenaissance erbaut. Der ehemalige Charme ist noch deutlich zu erkennen. Der Rechtsanwalt Ralph-York Desch kaufte das alte Haus an der Ziegelgasse vor gut 14 Jahren, weil ihn der ursprüngliche Zustand faszinierte.

Eine Komplettüberholung wäre notwendig

Vor knapp vier Jahren äußerte sich der Besitzer zur Situation des Hauses an der Ziegelgasse. Er selbst hat eine Anwaltskanzlei nur eine Hausnummer weiter. Schon damals versicherte Desch, das Haus solle eine Rundumsanierung bekommen und nach den Regeln des Denkmalschutzes hergerichtet werden. Um es wieder bewohnbar zu machen, wäre eine Komplettüberholung von Nöten. Nicht in jeder Wohnung sind Sanitäranlagen eingebaut, Fenster, Türen, Heizungen und vieles mehr müsste saniert werden. Desch betonte damals, er habe das Haus nicht als Spekulationsobjekt gekauft, das zu einem günstigen Zeitpunkt abgestoßen werde. "Es soll etwas Schönes daraus entstehen", waren seine Worte über die Zukunft des Anwesens. Es sollten Wohn- und Büroräume geschaffen werden. Dafür wolle er sich viel Zeit nehmen.

Ein besorgter Bürger hält die Angelegenheit für reine Spekulation. "Er soll das Haus nicht kaputtgehen lassen. Man kann doch nicht einfach ein ganzes Zehnfamilienhaus verkommen lassen", äußert er besorgt. Er ist sprachlos bei dem Gedanken, das Haus könnte "zu Grunde gehen".

Die Stadt spricht von einer "schwierigen Sache"

Bernhard Gruber von der unteren Bauaufsichtsbehörde Freising kann die Bedenken mancher Bürger verstehen. Er hält die Angelegenheit für eine "schwierige Sache". Rein rechtlich kann die Stadt nichts machen, da das Gebäude in Privatbesitz ist. Es haben bereits Gespräche zwischen dem Besitzer und dem Oberbürgermeister der Stadt Freising stattgefunden. Desch erklärte vor vier Jahren, er wolle den Umbau "genießen" und ihn daher nicht parallel zu seinem Vollzeitjob vornehmen. Die Renovierung sei als Projekt für den Ruhestand geplant. Ob dieser Plan immer noch umgesetzt werden soll, ist nicht bekannt. "Aktuell liegt viel in der Schwebe", sagt Ralph-York Desch. Weiter möchte er sich momentan nicht zum Zustand des Hauses und dessen Zukunft äußern.

Die Stadt Freising und ihre Bürger müssen wohl geduldig bleiben. Das Anwesen an der Ziegelgasse 16 steht unter Denkmalschutz und wurde laut Gruber bereits von der Stadt besichtigt. Auch wenn das Gebäude einige kleinere Mängel aufweise, gebe es keine Schäden, welche die Bausubstanz betreffen. Er geht davon aus, dass es in Zukunft noch weitere Gespräche mit dem Besitzer geben werde. Dass Ralph-York Desch bis jetzt nichts an der Situation des Hauses geändert hat, sei natürlich weniger erfreulich.

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