Aufrütteln, kämpfen, rebellieren - für den Schutz des Klimas, für die Zukunft der Jugend, gegen die Vernichtung der Schöpfung. Zu einer generationenübergreifenden Demonstration kamen am Sonntag rund 600 Freisinger zum Kriegerdenkmal. Eingeladen hatte die Freisinger Gruppe von "Fridays for Future", unterstützt wurde es von zahlreichen Freisinger Umweltorganisationen, angefangen vom Bund Naturschutz, "Aufgemuckt", der Hochschulgruppe des Landesbunds für Vogelschutz, den Gruppen Klimagerechtigkeit und Extinction Rebellion und der Mahnwache von Ernst Hörmann. Dass nicht noch mehr Protestler gekommen waren, lag wohl weniger an der Sache, als am Termin. Ein Sonntagnachmittag in den Ferien, der als letzter schöner Sommertag des Jahres angekündigt war, lässt viel Raum für individuelle Gestaltung.
Trotzdem zeigte sich Luca Marie Beck von "Freising for Future" erfreut darüber, dass so viele ältere Semester gekommen waren, "Grufties for Future", wie auf einem Plakat zu lesen war. Bei früheren Demonstrationen seien vor allem junge Leute gekommen, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Klimakrise "schon an die Haustür geklopft hat". Von dieser Krise seien alle betroffen, sagte Beck, weshalb sie den Schulterschluss von Jung und Alt begrüßte. Zwei Forderungen stellte die Aktivistin auf: Dass endlich Schluss gemacht werde mit dem Begriff Klimawandel, "wir haben eine Klimakrise". Und "wir möchten, dass die Regierungen ihren Verpflichtungen nachkommen" und das Pariser Klimaschutzabkommen eingehalten werde.
Der größte Klimakiller ist der Flugverkehr
Auch Christian Magerl, der für das Aktionsbündnis Aufgemuckt ans Mikrofon ging, setzte sich für mehr Klimaschutz ein und bezeichnete den Flugverkehr als einen der größten Klimakiller. Daher kämpfe Aufgemuckt seit 14 Jahren gegen den Bau einer dritten Startbahn und sei damit eine der erfolgreichsten Bürgerinitiativen in Deutschland. Und Magerl wäre nicht Magerl, hätte er sich nicht zuversichtlich darüber geäußert, dass dieser Kampf weiterhin erfolgreich geführt werde. "Klimaschutz und dritte Startbahn", sagte er, "das geht nicht zusammen". Eine dritte Startbahn würde das Erdinger Moos noch mehr zerstören und den Ausstoß klimaschädlicher Gase verstärken. Wenn immer noch mehr geflogen werde, würden alle Bemühungen zur CO2-Einsparung zunichte gemacht. Deshalb sei es höchste Zeit, dass die Subventionierung der Luftfahrt eingestellt werde. Die vor einigen Tagen von Alexander Dobrinth geforderten Strafsteuern für Billigflieger seien zwar ganz schön sagte er, "aber wir brauchen endlich eine echte Kerosinsteuer". Dann löse sich das Probleme 3. Startbahn von ganz alleine. Deshalb auch sei er guter Dinge, "dass die 3. Startbahn niemals kommen wird".
Der Klimawandel sei nicht neu, sagte Wolfgang Willner vom Bund Naturschutz, die Fakten seien seit Jahrzehnten bekannt, "aber es passiert nichts". Die Politik bewege sich nicht, immer noch werde mit falschen Zahlen gehandelt, auch seien viele Klimawandel-Leugner unterwegs. Aber die Veränderungen des Klimas seien offenkundig. Deshalb müsse jetzt schnell gehandelt, der Ausbau erneuerbarer Energien vorangebracht werden und der Ausstieg aus der Kohle viel schneller kommen. "Wenn wir in Deutschland nichts machen, wer soll es dann tun", so Willner, der die Jugend ermunterte, weiter für ihre Anliegen und ihre Zukunft auf die Straße zu gehen.
Ein lauter, bunter Zug bewegt sich durch die Innenstadt
Mit Liedern wie dem auf Rebellion umgedichteten "Bella Ciao", Songs der Beatles und der Ärzte und einer Apocalypse Version von "Sag mir wo die Blumen sind", wurde die Protestaktion fortgesetzt und dann zog ein langer Protestzug durch die Innenstadt, über die Wippenhauser Straße, die Kammergasse, den Marienplatz und wieder zurück zum Kriegerdenkmal. Mit dabei war auch ein Hund. Auf seinen Rücken geschnürt hatte er ein Plakat: "Mir ist jetzt schon heiß", stand darauf, "aber ein Bikini steht mir nicht". Auf Papptafeln, die von Demonstranten getragen wurden, stand "Mit Abschalten haben wir nicht euer Gehirn gemeint", oder "Macht eure Hausaufgaben, dann machen wir unsere", "Wir brauchen die Welt", oder "Lebensräume für Menschen, statt für Autos". Dazu wurden Friedensfahnen geschwenkt. Angeführt wurde der Zug von der Bürgerinitiative Attaching mit dem bekannten Motiv der Lichterzeichen-Märsche: "Zwei Bahnen reichen". In Freising, so scheint es, sind sich Schüler, Studenten und Umweltverbände einig, dass endlich und schnell gehandelt werden muss.