Demo gegen dritte Startbahn:Demonstrant bewirft Dobrindt mit Tomate

"Die Zeit der Gespräche ist vorbei": Hunderte demonstrierten vor der CSU-Zentrale in München mit zahlreichen Plakaten und in Sprechchören. Dann wirft ein Demonstrant eine Tomate - und trifft Generalsekretär Alexander Dobrindt.

Tobias Dorfer

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Quelle: Tobias Dorfer

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Die Wut lässt sich förmlich greifen, am Vormittag vor der CSU-Zentrale in der Nymphenburger Straße. Etwa 300 Startbahn-Gegner haben sich eingetroffen, um gegen das verhasste Bauprojekt zu demonstrieren. Die Trillerpfeifen und Buhrufe sind schon von weitem zu hören.

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Einer dieser Wutbürger ist Fritz Dettenhofer. Der Freisinger gibt der CSU die Hauptverantwortung für den Ausbau des Münchner Flughafens - und "für das Unglück, das über eine ganze Region gebracht wird". Dettenhofer ist stolz darauf, dass in seiner Familie drei Generationen gegen die Startbahn protestieren - sein Vater, sein Sohn und er selbst. Besonders der Flugzeuglärm stört ihn. "Man muss nachts immer das Fenster schließen."

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Die Zustimmung der Regierung von Oberbayern zum Ausbau berücksichtigt nur die Interessen des Flughafens, beschweren sich Michael Buchberger und seine Freundin Elisabeth. "Die Menschen werden nicht berücksichtigt." Seine Heimatgemeinde Attaching wäre besonders von der neuen Start- und Landebahn betroffen. In seiner Küche wackeln die Gläser, wenn die Jets über sein Haus fliegen, sagt Buchberger. "Man fühlt sich, als ob man den ganzen Tag neben einem angeschalteten Staubsauger steht."

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Die Protestierenden kommen aber nicht nur aus der Gegend um Freising. Auch aus Dachau sind Startbahn-Gegner nach München gekommen. "Lügenpack", ruft die wütende Menge.

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Andreas Kern hofft auf göttliche Hilfe - zumindest aber auf die Unterstützung des Freisinger Bischofs Reinhard Marx. Denn auch dem Erzbistum gehören Grundstücke, die für die Erweiterung des Airports benötigt werden. Marx hat bereits angekündigt, die Flächen nicht zu verkaufen. Der Startbahn-Gegner ist sich sicher: "Das Projekt ist noch zu stoppen." Kern kommt aus Fahrenzhausen und auch er hört die Flugzeuge. Lärmschutzmaßnahmen zahlt der Flughafen der Familie jedoch nicht, weil die Belastung angeblich nicht so hoch ist.

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Plötzlich tut sich was in der CSU-Zentrale. Die Türe geht auf - und Generalsekretär Alexander Dobrindt kommt heraus. Der hatte extra seinen Urlaub verschoben, um sich die Argumente der Demonstranten anzuhören. Sofort werden die Pfiffe lauter. "Lügenpack" wird gerufen und: "Abwählen!". Dobrindt bleibt ruhig - auch als jede Menge falsche 200-Euro-Scheine auf ihm landen. Er sagt nichts, lächelt nur und steuert zu auf ...

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... Hartmut Binner vom Bündnis "AufgeMUCkt", das zu der Demonstration aufgerufen hat. Die beiden wechseln einige Worte, aber die gehen im Lärm der Trillerpfeifen unter.

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"Abwählen, abwählen!", ruft die Menge. Helga Stieglmeier von "AufgeMUCkt" verspricht der Landesregierung einen "heißen Herbst". Denn: "Der Wutbürger ist in Bayern angekommen."

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Dann tritt wieder Hartmut Binner ans Mikrofon. Er erzählt, dass ihn CSU-Chef Horst Seehofer zu einem "Gespräch auf Augenhöhe" in die Staatskanzlei eingeladen habe. "Wahrscheinlich ist er dabei von unserer Körpergröße ausgegangen", lästert Binner - und sagt, das seien nur Beruhigungsversuche. "Die Zeit der Gespräche ist vorbei." Alexander Dobrindt, der stumm neben ihm steht, versucht noch immer, ein freundliches Gesicht zu machen.

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In Berlin wird im kommenden Jahr ein neuer Flughafen eröffnet und in Frankfurt eine vierte Startbahn gebaut, sagt Christian Magerl, der Vorsitzende vom Bund Naturschutz Freising, der auch für die Grünen im Landtag sitzt. Daher sei eine dritte Startbahn in München völlig unnötig. "So viel Land haben wir nicht, dass wir es so einfach verschleudern können." Und an die Adresse von Dobrindt sagt Magerl: "Wir werden es nicht zulassen, dass die CSU im Erdinger Moos Heimatvertriebene produziert."

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Die Wut der Startbahn-Gegner richtet sich aber nicht nur gegen die CSU, sondern auch gegen die Flughafengesellschaft - und gegen die Lufthansa. Fünf als Totengräber verkleidete Männer tragen die "Kulturstadt Freising" zu Grabe.

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Immer mehr Wutbürger kommen vor die CSU-Zentrale - aber auch Politiker sind in die Nymphenburger Straße gekommen. Hubert Aiwanger, der Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag zum Beispiel, aber auch der Landeschef der Grünen, Dieter Janecek.

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Christine Stahl, grüne Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, ärgert sich darüber, dass der Münchner Airport "gemästet" wird. Andere Flughäfen, vor allem der in Nürnberg, müssten dagegen Millionenhilfen bekommen, weil der Airport in der Landeshauptstadt so viele Passagiere und so viel Fracht abzieht.

Demonstration gegen den Ausbau des Muenchner Flughafens

Quelle: dapd

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Und dann passiert es doch: Dobrindt, der sich die ganzen Wutreden bislang ruhig angehört hatte, wird von einer Tomate getroffen. Sofort reagiert Hartmut Binner von "AufgeMUCkt", stellt den Werfer zur Rede - und entschuldigt sich bei Dobrindt. Sagen darf der CSU-General trotzdem nichts. "Sonst kann ich für die Sicherheit hier nicht mehr garantieren", ruft Binner. Dann geht Dobrindt zurück in die CSU-Zentrale und zieht sich ein frisches Hemd an.

Später kommt er noch einmal aus dem Gebäude - und betont, man wolle sich trotz der Aufkündigung des Dialogs "auf Augenhöhe mit dem Aktionsbündnis besprechen". Die Angriffe mit der Tomate und zuvor auch mit einem Ei solle man nicht überbewerten: Die Veranstaltung sei im Rahmen dessen verlaufen, was "vollkommen in Ordnung" sei.

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Margarete Bause, die Grünen-Fraktionschefin im Landtag, hofft, dass die Landesregierung das Projekt nun "elegant beerdigt". Die Causa Startbahn habe inzwischen eine ähnliche Brisanz wie das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21. Bause fordert daher von der Landesregierung, bis zur nächsten Landtagswahl keine Fakten zu schaffen, so dass die Nachfolgerregierung nicht an Verträge gebunden ist.

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Die Kundgebung ist längst zu Ende - doch die Demonstranten haben noch nicht genug. Spontan lassen sie sich zu einem Sit-in auf der Nymphenburger Straße nieder.

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Die Polizei muss den Verkehr umleiten. Doch selbst als Hartmut Binner von "AufgeMUCkt" die Startbahn-Gegner auffordert, auf die Gehsteige zurückzukehren, lassen die sich nur langsam dazu bewegen.

© sueddeutsche.de/bica
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