Das THW braucht neue Räume:Ein ganz harter Brocken

Seit fast zehn Jahren hofft das Technische Hilfswerk in Freising nun schon auf den dringend benötigten Neubau, das Bauamt ermittelt gerade die Kosten. Auch bei der Nachwuchssuche sind neue Wege gefragt.

Von Regina Bluhme

Mit dem Beseitigen großer Trümmer kennt sich das Technische Hilfswerk aus. Doch der ersehnte Neubau erweist sich als ganz harter Brocken. Seit fast zehn Jahren wartet der Freisinger Ortsverband nun schon darauf. Laut dem Landtagsabgeordneten Florian Herrmann (CSU) ist der Bau "auf einem sehr guten Weg". Vielleicht hilft ja auch, dass Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kürzlich bei der THW-Bundesversammlung in der Domstadt war. Die nächste Baustelle wartet im Übrigen schon: Das THW muss verstärkt um Mitglieder werben.

Eigentlich läuft es ganz gut. Das Grundstück für den Neubau steht im Gewerbegebiet Clemensänger bereit. "Derzeit ermittelt das Freisinger Bauamt die Kosten für die Feinplanung", berichtet Michael Wüst, der THW-Ortsbeauftragte. Doch so recht kann er nicht an einen raschen Baubeginn glauben. "Ich weiß nicht, wie oft es schon losgehen sollte, und dann wurde doch wieder irgendwo eine Bremse reingehauen." Mit Innen-, Finanz- und Bauministerium hätten gleich drei Behörden mitzureden - und das mache die Sache "ein wenig komplex".

Optimistischer äußert sich Florian Herrmann. Bei einem Treffen von Abgeordneten und der THW-Landesvereinigung im Maximilianeum habe er mit dem Regionalgeschäftsführer Walter Huber über die Baupläne gesprochen. Dieser habe ihm erklärt, dass der Neubau "auf einem sehr guten Weg ist". Herrmann ist überzeugt: "Die Sache läuft." Als kürzlich die Bundesversammlung des THW an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf tagte, da machte auch Bundesinnenminister Friedrich in Freising Station. Er lobte das THW als "unverzichtbare Stütze in der Gefahrenabwehr", über dessen "Leistungsfähigkeit, aber auch Notwendigkeit" besteht über alle Parteigrenzen hinweg Konsens, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Beim anschließenden Gespräch mit den Helfern ging es um neue Herausforderungen bei Einsätzen und berufliche Probleme bei der Freistellung. Den Neubau hatten zuvor lokale Politiker angemahnt. Landrat Michael Schwaiger (FW), Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) und der CSU-Bundestagsabgeordnete Franz Obermeier forderten die Behördenvertreter gemeinsam auf, "das nunmehr fast zehn Jahre währende Gezerre um den dringend erforderlichen Neubau" zu beenden und "umgehend für eine zeitgemäße Liegenschaft zu sorgen", heißt es in der Presseerklärung.

Seit Jahren klagt das THW über die Zustände in ihrer Unterkunft am Sondermüllerweg. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1901. Viele Wände seien mittlerweile verschimmelt, "eine Isolierung gibt es nicht", so Michael Wüst. Ein weiteres Manko ist der Anfahrtsweg. "Links und rechts je sieben Zentimeter", so viel bleibt dem Fahrer, wenn er den 22 Tonnen schweren Autokran zum Einsatz bringen will. Weil auch zu wenig Platz für Garagen vorhanden ist, muss ein Teil der Fahrzeuge im Freien stehen. Insgesamt beläuft sich der Fuhrpark auf 13 Lastwagen und Kombis und sieben Anhänger.

70 ehrenamtliche Helfer und 16 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren engagieren sich im Freisinger Ortsverband. Mit den Zahlen ist Michael Wüst zufrieden: "Im Moment passt der Status quo." Allerdings seien dem THW bisher die Mitglieder "fast vor die Füße gefallen". Denn die Bundeswehr konnte mit einem Engagement beim THW umgangen werden. Nun fällt die Wehrpflicht weg und "da werden wir künftig verstärkt Interessenten ansprechen müssen", sagt Wüst. Auch Florian Herrmann mahnt an, dass "nach neuen Wegen gesucht werden muss". Mehr denn je sollen laut Wüst über Schulen Jugendliche angesprochen werden. Aber auch 30- bis 40-Jährige hat er im Visier. "Menschen, die im Leben schon etwas erreicht haben und sich jetzt ehrenamtlich engagieren wollen." Und lernen können sie dabei auch noch etwas, wie Wüst betont. Zum Beispiel einen Bagger oder Kran fahren, ein Boot lenken, eine Brücke bauen oder mit der Motorsäge umgehen. In der Jugendgruppe erfahren die Kinder mehr über den Umgang mit Kompass und Karte oder den Aufbau einer Beleuchtungsanlage. Sie üben aber auch die Rettung von Menschen aus einem eigens dafür gebauten Trümmerhaus.

Doch nicht nur das THW ist auf Nachwuchssuche. Auch die Feuerwehren werben verstärkt für sich. Zum Beispiel mit der landesweiten Aktion "Ich will zur Feuerwehr". Die Wehr in Au hat bereits mit mehreren Bauzaunplakaten darauf aufmerksam gemacht, wie Kommandant Christian Holzmann mitteilt. Darüber hinaus hat ein ortsansässiges Unternehmen einen Bus zur Verfügung gestellt, der nun mit Aufklebern für die Jugendfeuerwehr wirbt. Für das THW wüsste Michael Wüst auch ein werbewirksames Zugpferd: einen modernen, geräumigen Neubau.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: