Süddeutsche Zeitung

Freisinger im Krisenmodus:Nicht ohne Schutz

Lesezeit: 2 min

Warum Zahnarztpraxen schließen müssen, obwohl sie auf haben dürften - und wie sich die Schachspieler neu organisieren.

Von Peter Becker und Nadja Tausche, Freising

Die harten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie treffen auch die Menschen im Landkreis Freising auf den unterschiedlichsten Ebenen. Für manche bedeuten sie nur Einschränkungen in ihrem Freizeitverhalten, die weitaus meisten haben aber konkrete Sorgen - ob es nun um Gefahren für die eigene Gesundheit, um die schwierige Betreuung der Kinder oder die Rettung des eigenen Geschäfts oder Unternehmens geht. Die Freisinger SZ gibt in einer kleinen Serie Einblicke in das Leben der Menschen im Krisenmodus.

Der Zahnarzt

Zwei Probleme hat der Freisinger Zahnarzt Niko Güttler derzeit. Das eine ist, dass ihm die Patienten wegbleiben. "Vielen ist noch nicht klar, dass sie normal zum Zahnarzt gehen dürfen", sagt Güttler. In seine Praxis kämen mittlerweile fast nur noch Schmerzpatienten. Das sei für Zahnarztpraxen wegen des finanziellen Risikos extrem schwierig: "Wir haben nicht nur Angst vor dem Virus, wir haben auch Angst um unsere Existenz", sagt Güttler. Das zweite Problem sei die fehlende Schutzausrüstung. Denn sowohl Handschuhe als auch Desinfektionsmittel und Mundschutz würden langsam knapp, berichtet der Zahnarzt. Er habe das Material im Normalfall immer nur für einige Wochen auf Vorrat: "Man hat ja nicht damit gerechnet, dass das nicht mehr lieferbar ist."

Eigentlich sollten die Zahnarztpraxen auch während der Corona-Krise weiterhin geöffnet bleiben, um die Grundversorgung zu sichern, berichtet Güttler. Allerdings mussten nach Angaben der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns bereits 190 Praxen in Bayern vorübergehend schließen, weil es an Schutzausrüstung fehlt. Aktuell schließen sich die Zahnarztpraxen in Bayern demnach zusammen, um - statt nur am Wochenende - auch unter der Woche einen Notdienst anbieten zu können.

Wenn die aktuelle Lage nur einige Wochen andauere, könne seine Praxis das verkraften, sagt Güttler. Er rechnet aber damit, dass es länger dauert - und sich die Situation weiter zuspitzt. "Dann werden die Kollegen reihenweise pleite gehen", prophezeit er.

Der Schachspieler

Hans-Jürgen Werner ist Vorsitzender des Freisinger Schach-Klubs und als solcher natürlich begeisterter Schachspieler. Umso härter trifft ihn die Absage des Spielbetriebs durch den Verband. Erst im April könnte es weitergehen.

"Es fehlt einem das Treffen mit Freunden", sagt er. Doch Werner und weitere Freisinger Schachspieler arbeiten einer Lösung, wie sie ihrer Leidenschaft weiter frönen können. Im Internet ist der Verein derzeit dabei, eine Plattform fürs Onlinespiel aufzubauen ( https://lichess.org/team/sk-freising). Dort können Gruppen gegeneinander antreten. "Wir können da sogar Turniere veranstalten", sagt Werner. Wie das funktionieren soll, das kann der Vorsitzende des Freisinger Schach-Klubs noch nicht im Detail erklären, weil Vieles noch im Aufbau ist. Nur der Modus steht schon fest: wie im Blitzschach mit einer Bedenkzeit von fünf Minuten.

Natürlich gibt es auch jetzt schon im Internet Plattformen, wo es möglich ist, gegen Computer zu spielen. Werner nützt diese Gelegenheit aber nur, um Partien zu analysieren. Die Möglichkeit, über den Computer mit einem menschlichen Gegner zu spielen, gäbe es natürlich auch. Mit einer Webcam könnte man sich sogar gegenseitig ansehen, Reaktionen des Gegners beobachten.

Doch das spielt laut Hans-Jürgen Werner keine so große Rolle beim Schach. "Man schaut nicht so auf Reaktionen", sagt der Vorsitzende des Freisinger Schach-Klubs", sondern man konzentriert sich auf die Partie."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4856173
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 25.03.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.