Freising:Teststrategie trifft auf Einzelfall

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Seit die steigende Inzidenz den Menschen wieder kostenlose Corona-Tests beschert, steigt die Nachfrage bei den Bürgerinnen und Bürgern entsprechend stark an - aus den unterschiedlichsten Motiven.

Von Alexandra Vettori, Freising

Seit Samstag hat Bayern die Teststrategie wieder geändert. Gab es vorher keine kostenlosen Corona-Tests mehr, um mehr Menschen zum Impfen zu motivieren, haben die Fruchtlosigkeit dieses Unterfangens und steigende Inzidenzen nun wieder einen kostenlosen Schnelltest pro Woche beschert. Auch PCR-Tests werden in bestimmten Fällen wieder übernommen. Im kommunalen Testzentrum in der Luitpoldanlage ließen sich laut Landratsamt allein am Montag 263 Menschen testen. "In den knapp vier Wochen, in denen die Bürgertestung abgeschafft war, wurden zwischen 100 und 200 Schnelltests am Tag durchgeführt", berichtet Pressesprecher Robert Stangl auf Anfrage. Nun, mit den erneuten Gratis-Tests auch ohne Indikation, rechnet man mit 300 bis 400 Testungen pro Tag, wie früher.

Die Test-Nachfrage steigt um das Doppelt bis Dreifache, so der Betreiber

Das Münchner Unternehmen Aicher Group stellt im kommunalen Freisinger Testzentrum Personal und Terminbuchungssoftware. Insgesamt betreibt die Firma, die sonst auf Kranken- und Rettungstransporte spezialisiert ist und am Flughafen für den "Mobility Service" sorgt, bayernweit zwölf Teststationen. Michel Belcijan, Betriebsleiter der Aicher Group, stellt seit Montag eine gestiegenen Nachfrage an allen zwölf Stationen fest, je nach Tag und Standort um das Doppelte bis Dreifache.

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An diesem grauen, feuchtkalten Dienstag kurz vor Betriebsschluss um 12 Uhr, gibt es keine Warteschlange vor dem Testzentrum in der Luitpoldanlage, eher einen steten dünnen Strom, schließlich werden die Testtermine vorher online gebucht. Mit der Zeitung zu reden, dazu ist niemand vom Personal befugt, es ist auch keine Zeit dafür. Die Getesteten, die nach dem Durchlauf durch Registrierzelt und zwei Container das umzäunte Testgelände wieder verlassen, haben aber durchaus Lust, ihre Geschichten zu erzählen, nur ohne Namen, bitte.

Chef fordert PCR-Tests nach Corona-Fall: "Ich zahle doch nicht 85 Euro"

Wo die Teststrategie auf Einzelfall trifft, hakt es bisweilen, das wird schnell klar. Bei der jungen Frau mit blitzenden Augen zum Beispiel. "Meine Arbeitskollegin ist positiv, jetzt will mein Chef natürlich, dass wir uns auch testen lassen. Aber damit der PCR-Test kostenlos ist, brauchen die was Amtliches, jetzt bin ich wieder gegangen, ich zahle doch nicht 85 Euro", sagt sie wütend.

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Natürlich habe man in der Firma Schnelltests durchgeführt, die seien alle negativ gewesen, aber man wolle sicher gehen mit einem PCR-Test. Es mache doch keinen Sinn, sagt die Frau, jetzt fünf Tage zu warten, bis vom Gesundheitsamt die Meldung komme, man sei jetzt offizielle Kontaktperson, und dürfe sich jetzt kostenlos PCR-testen. Dabei habe sie das positive Ergebnis der Kollegin extra abfotografiert, "aber die haben gesagt, da könnte ja jeder kommen".

Langes Warten auf den Quarantäne-Bescheid, sonst kostet der Test

Die nächste junge Frau hat das Problem umgekehrt: "Ich bin geimpft, aber weil meine Freundin positiv war und mein Schnelltest auch, sitze ich jetzt seit einer Woche freiwillig in Quarantäne, ohne Symptome. Es ist sehr langweilig, und deshalb würde ich die Quarantäne gerne verkürzen. Dazu aber brauche ich einen PCR-Test, und den zahlen sie mir nicht, weil ich noch keinen offiziellen Quarantäne-Bescheid vom Gesundheitsamt habe." So bleibe ihr nichts anderes übrig, als weiter daheim zu bleiben, bis entweder 14 Tage vorbei sind oder Post aus dem Gesundheitsamt kommt und sie sich freitesten kann.

Ein Paar mittleren Alters dagegen, beide geimpft, wie sie gleich betonen, hätte den kostenlosen PCR-Test auch in der vorigen Woche schon bekommen: "Wir haben den positiven Schnelltest meines Mannes, wie gewünscht, gleich per Foto mit der Terminbuchung geschickt", erklärt die Frau und fügt hinzu, "mein Schnelltest daheim war negativ". Glücklicherweise, sagt der Mann, habe er nur leichte Erkältungssymptome bis jetzt. Seine Frau streicht ihm über den Arm, und die beiden gehen durch den grauen Tag heim in Quarantäne.

© SZ vom 17.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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