Corona-Testzentrum des Landkreises:Kritik an ungleicher Bezahlung

Corona-Testzentrum des Landkreises: Das Testzentrum des Landkreises Freising in der Luitpoldanlage.

Das Testzentrum des Landkreises Freising in der Luitpoldanlage.

(Foto: Marco Einfeldt)

Nicht alle Mitarbeiter des Testzentrums an der Luitpoldhalle sind festangestellt. Wer in Leiharbeit ist, jobbt unter schlechteren Bedingungen. Nun wird Kritik laut.

Von Katharina Aurich, Freising

Es gibt offenbar unterschiedliche Vertragsbedingungen für die Mitarbeiter des Corona-Testzentrums in der Luitpoldanlage. Das Zentrum wird aktuell im Auftrag des Landratsamtes vom Unternehmen Aicher Ambulanz Union betrieben. Rund 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind dort in Voll- oder Teilzeit beschäftigt. 40 von ihnen sind direkt bei der Firma Aicher angestellt und erhalten einen Stundenlohn von 15 Euro plus einen "Abstreichbonus".

Die anderen Tester wurden von drei Zeitarbeitsfirmen eingestellt, eine davon ist die Firma Lehmann Personalmanagement. Diese Mitarbeiter testen für 10,45 Euro Stundenlohn.

Der Betriebsleiter sagt, man habe einfach nicht genug Personal gefunden

Philipp Brendel, Betriebsleiter der Aicher Group, würde gerne auf die Leiharbeitsfirmen verzichten. Da man jedoch Anfang des Jahres nicht genug Personal gefunden habe, beauftragte man zusätzlich die Leiharbeitsfirmen. Brendel weiß nicht, wie hoch der Stundenlohn dieser Mitarbeiter sei, er kenne die Verträge nicht und möchte auch nicht sagen, wieviel die Leiharbeitsfirmen von Aicher für die Überlassung der Mitarbeiter erhalten. "Die Leiharbeitsfirmen haben unsere Personalnot ausgenutzt", gibt Brendel zu.

Diese deutlich ungleiche Bezahlung für dieselbe Arbeit kritisiert eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie berichtet, dass sie im Januar, als sie einen Job in einem Testzentrum suchte, Kontakt mit der Firma Aicher aufgenommen und nach einer Beschäftigung gefragt habe. Sie habe die Antwort erhalten, es gebe keine freien Stellen. Damit widerspricht sie der Darstellung von Brendel, dass es nicht genügend Bewerber gegeben habe. Nach dieser Absage wurde sie auf den Seiten des Arbeitsamtes fündig, wo Jobs im Freisinger Testzentrum annonciert waren.

Erst als sie dann bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber in München den Arbeitsvertrag unterschrieb, wurde ihr klar, dass es sich um eine Leiharbeitsfirma handelte. Da sie dringend einen Job benötigte, unterschrieb sie den Vertrag mit dem Stundenlohn von 10,45 Euro.

Weniger Lohn wie der Kollege für dieselbe Arbeit: ein unangenehmes Gefühl

Natürlich sei es ein ganz unangenehmes Gefühl, wenn man mit Kollegen im Team dieselbe Arbeit verrichte und wisse, dass die anderen fünf Euro mehr in der Stunde verdienten, schildert sie. Auch das Risiko, sich im Testzentrum mit Corona zu infizieren, würde für die Mitarbeiter nicht abgefedert, sagt die Mitarbeiterin. Wie allgemein üblich, werde in den ersten 28 Tagen einer Beschäftigung im Krankheitsfall nur 60 Prozent des Lohnes von der Krankenkasse gezahlt. So erging es ihr dann auch. Sie infizierte sich im ersten Monat ihrer Beschäftigung mit Corona, war zwei Wochen krankgeschrieben und erhielt in dieser Zeit nur 60 Prozent ihres Lohnes.

Die Pressestelle des Landratsamtes stellt klar, dass die Behörde zwar die Betreiberin des Testzentrums ist, jedoch die Aicher Ambulanz Union damit beauftragt habe. Aicher habe den Zuschlag im Rahmen eines Vergabeverfahrens erhalten, informiert Pressesprecherin Eva Zimmerhof.

Ob Aicher wiederum eine Zeitarbeitsfirma engagierte, könne die Behörde nicht sagen. Für die Überwachung der Arbeitsbedingungen sei der Zoll zuständig. Das Gesundheitsamt führe vor Ort Hygienekontrollen durch, erklärt die Pressesprecherin.

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