Corona im Landkreis Freising:Die kritische Marke rückt näher

FREISING: Corona-Testzentrum an der Luitpold-Anlage

Im Corona-Testzentrum in der Luitpoldanlage können pro Tag über 200 Personen kostenlos getestet werden, montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr.

(Foto: Johannes Simon)

Der Landkreis ist nicht mehr weit von einem Wert von 50 Neuinfektionen an Corona pro Woche entfernt. Er würde dann zum Risikogebiet. Schon von Sonntag an leiden Wirte unter ersten Einschränkungen.

Von Petra Schnirch, Freising

Den Warnwert hat der Landkreis Freising bereits am Donnerstag überschritten. Am Freitag näherte er sich mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 46,81 Coronafällen pro 100 000 Einwohner dem kritischen Wert von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche - sollte diese Grenze überschritten werden, würde Freising zu den Risikogebieten zählen. Insgesamt 1467 Personen sind, Stand Freitagmittag, seit Ende Februar positiv auf das Coronavirus getestet worden, das sind 20 mehr als noch am Donnerstag. Corona-Hotspots gebe es im Landkreis aktuell keine, sagt Eva Zimmerhof, Sprecherin des Landratsamts. Am Sonntag treten erste Einschränkungen in Kraft, vor allem die Freisinger Wirte trifft dies hart.

Laut Verfügung des Landratsamts dürfen sich wegen der Überschreitung des Warnwerts maximal 50 Personen zu privaten Feiern in öffentlichen oder angemieteten Räumen treffen, dies gilt auch für Vereinsversammlungen. Im privaten Bereich sollten es nicht mehr als 25 sein, wie die Behörde "dringlich" empfiehlt. In allen weiterführenden und beruflichen Schulen müssen die Jugendlichen ab der fünften Jahrgangsstufe nun auch am Sitzplatz eine Maske tragen, wenn ein Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht möglich ist. Diese Vorgaben sind bis 23. Oktober befristet, wie es in einer Pressemitteilung des Landratsamts heißt. Sie gelten von Sonntag an - einen Tag, nachdem sie im Amtsblatt veröffentlicht worden sind.

Vermutlich werden die Regelungen schon in der kommenden Woche verschärft

Vermutlich werden diese Regelungen aber schon in der kommenden Woche verschärft - selbst wenn der Grenzwert von 50 Neuinfektionen nicht überschritten werden sollte. Grund sind die Beschlüsse des bayerischen Kabinetts vom Donnerstag. Demnach sind auch an stark frequentierten Plätzen, bei Sport- und Kulturveranstaltungen und überall dort, wo der Mindestabstand nicht gewahrt werden kann, Mund-Nasen-Bedeckungen zu tragen. Treffen sollten sich im privaten Bereich dann nur noch bis zu zehn Personen oder zwei Haushalte. In der Gastronomie wird eine Sperrstunde um 23 Uhr eingeführt. Die Verantwortlichen im Landratsamt bitten darum, sich schon im Vorfeld - also an diesem Wochenende - an den Vorgaben des Kabinetts zu orientieren.

Dass der Landkreis nun über dem Warnwert von 35 Neuinfektionen liegt, stellt die Wirte vor große Probleme. Die Einschränkungen für private Feiern bezeichnet Thierry Willems, Pächter des Bräustüberls Weihenstephan, als "katastrophal". In den nächsten Tagen seien in seinem Haus endlich wieder mehrere Veranstaltungen geplant gewesen, darunter Kommunionfeiern und eine Hochzeit mit etwa hundert Personen. Diese seien nun kurzfristig abgesagt worden. "Der Bräutigam ist verzweifelt", schildert Willems, das Paar sei kurzfristig auf den Landkreis Freising ausgewichen, weil sich hier die Corona-Situation zunächst noch besser darstellte. Die Lebensmittel für die Feiern hat der Gastronom bereits eingekauft, das Personal eingeteilt. "Jetzt ist alles auf Null." Bei allem Respekt für die Regeln, sagt Willems - einige Tage Vorlauf hätte er sich schon gewünscht. Verständnis hat er dagegen für die Sperrstunden-Regelung.

Corona hängt "wie ein Damoklesschwert" über allem, sagt Barbetreiber Johannes Wunner

Aufgrund der ansteigenden Corona-Zahlen gehen laut Willems in diesen Tagen auch für die Adventszeit laufend Stornierungen ein. Er hofft nun, dass es zu keinem zweiten Lockdown kommt, "dann bin ich pleite".

Mit einem "Doppelschlag" hat Johannes Wunner, Betreiber der Q-Bar in Freising, zu kämpfen. Neben der Corona-Krise ist das die "Mega-Baustelle" in der Innenstadt. Er hofft, demnächst doch ein kleines Zelt aufstellen zu können, denn die Kneipe ist sehr klein. Dennoch zeigt er für die Corona-Auflagen Verständnis. "Ich habe das Gefühl, das läuft aus dem Ruder", sagt er. Jeder müsse jetzt ein bisschen zurückstecken. Zurzeit mache sein Team ohnehin meist gegen 23 Uhr Schluss, denn mit zunehmendem Alkoholkonsum gehe es "schnell in die verkehrte Richtung". Hinzu komme, dass der Barbetrieb gerade wenig Spaß mache. Corona hänge "wie ein Damoklesschwert" über allem.

Kritischer sieht Günter Maisberger aus Neufahrn die Auflagen, vor allem wenn sich bei einem Überschreiten der 50er-Inzidenz nur noch fünf Personen treffen dürfen und die Sperrstunde auf 22 Uhr vorgezogen wird. Dann sei die Situation fast wie im Frühjahr. Er müsste dann für seine 30 festangestellten Mitarbeiter Kurzarbeit beantragen oder einige Leute entlassen. Die Lage sei ohnehin schwierig, das Hotel sei im Sommer nur zu 30 Prozent belegt gewesen. Zudem rechnet Maisberger damit, dass auch das Volksfest 2021 ausfallen wird, das er beliefert. "Da muss man sich durchkämpfen", meint er, viele aber werde es "derbröseln", vor allem wenn sie hohe Pachten zahlen müssten.

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