Freisinger im Krisenmodus:"Gegessen wird immer"

Freisinger im Krisenmodus: Eis gibt es in der Freisinger Eisdiele Garda nur noch über die Theke, Sitzplätze und Tische draußen bleiben verwaist.

Eis gibt es in der Freisinger Eisdiele Garda nur noch über die Theke, Sitzplätze und Tische draußen bleiben verwaist.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Speditionsleiter muss noch niemanden in Kurzarbeit schicken und der Eisdielenbetreiber hofft auf bessere Zeiten.

Von Laura Dahmer und Gudrun Regelein, Freising

Die harten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie treffen die Menschen im Landkreis auf den unterschiedlichsten Ebenen. Für manche bedeuten sie nur Einschränkungen in ihrem Freizeitverhalten, die meisten haben aber konkrete Sorgen - ob es nun um Gefahren für die eigene Gesundheit, um die schwierige Betreuung der Kinder oder die Rettung des eigenen Geschäfts oder Unternehmens geht. Die Freisinger SZ gibt in einer Serie Einblicke in das Leben der Menschen im Krisenmodus.

Der Eisverkäufer

Der Umsatz? Der reicht momentan nicht einmal für die Fixkosten, sagt Diego Campo, Inhaber der Freisinger Eisdiele Garda. Seine Fröhlichkeit hat er trotzdem nicht verloren, "schreiben Sie bloß nichts Pessimistisches", bittet er. Seit über vier Wochen kann er nur noch Eis über die Theke verkaufen, außerdem bringt er den Kunden auf Bestellung Eis nach Hause. Besonders viel verdient er damit aber nicht, acht Mitarbeiter, die Miete und die laufenden Kosten müssen dennoch irgendwie finanziert werden. "Das ist alles sehr schwierig, es ist eine unsichere Zeit", sagt Campo nachdenklich. Weitermachen wird er aber: nach wie vor bietet er genau so viele Eissorten wie zuvor an, die wenigen Besucher in der Freisinger Innenstadt sollen schließlich etwas für das Auge haben, meint er. Nur die tägliche Menge hat er reduziert. "Es ist wenig los momentan." Die Kunden, die noch kommen, aber seien froh, dass sie sich bei dem momentan schönen Wetter ein Eis kaufen können, erzählt Campo. "Das ist ein bisschen Alltag, so etwas wie Normalität." Alle aber würden sich sehr vorsichtig verhalten und Wert auf Abstand legen. Seine Mitarbeiter stehen hinter großen Plexiglasscheiben, die vor der Eistheke platziert wurden. Alle tragen Schutzmasken und Handschuhe, für die Kunden steht ein Spender mit Desinfektionsmittel am Eingang bereit. Auf dem Boden markieren Absperrbänder den geforderten Mindestabstand. "Mehr kann ich leider nicht machen", sagt er.

Diego Campo würde sich wünschen, dass möglichst bald wieder Normalität einkehrt. "Ich hoffe, dass mit Öffnung der Geschäfte auch wieder mehr Menschen in die Innenstadt kommen." Und er hofft, dass er bald wieder seine Terrassenbetrieb aufnehmen und dort - zumindest eingeschränkt - wieder Gäste bedienen darf. "Solange das Wetter so schön bleibt, geht es ja noch irgendwie", sagt Campo. Er zumindest wird weiterhin da sein und sein Eis anbieten.

Freisinger im Krisenmodus

Die Corona-Krise betrifft alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, im Öffentlichen wie im Privaten. In der Serie fragt die Freisinger SZ bei Menschen im Landkreis Freising nach, wie es ihnen in der Krise geht und wie das Coronavirus ihren Alltag verändert.

Teil 1: Kinobesitzerin, Sportlerin und Pfarrer - "Man hängt total in der Luft"

Teil 2: Apothekerin, Verkäuferin und Bürgermeisterkandidat - Erstaunlich ruhig

Teil 3: Taxifahrer und Shuttledienst - Die Nerven liegen blank

Teil 4: Schachspieler und Zahnarzt - Nicht ohne Schutz

Teil 5: Marktbeschicker, Kirchenmusikdirektor und Tanzlehrer - Im Zwangsurlaub

Teil 6: Fahrlehrer und Physiotherapeutin - Banger Blick in die Zukunft

Teil 7: Landschaftsgärtnerin und Kletterer - Abgespeckte Gartentage

Teil 8: Familienzentrum und Volkshochschule - Honorarkräfte ohne Einnahmen

Teil 9: Lebensmittellieferanten, Caritas und Leseratte - Zustrom bei Lieferdiensten

Teil 10: Tankstellen, Makler und Fitnessstudios - Besichtigung mit Mundschutz

Teil 11: Standesbeamtin und Reisebüro - Brautpaare auf Abstand

Teil 12: Musikschule - Musikunterricht auf vielen Kanälen

Teil 13: Klinikclowns und Musikverein - Videovisiten und Videounterricht

Teil 14: Schneiderin und Nordallianz - Nähen, um zu helfen

Teil 15: Schwimmer, Nagelpflegerin und Beraterin - Radeln statt schwimmen

Teil 16: Clown und Friseurin - Der Bart bleibt dran

Teil 17: Tierheim, sozialpsychiatrischer Dienst und Entsorgungsunternehmen - Schmusen nach Feierabend

Teil 18: Eisverkäufer und Spediteur - "Gegessen wird immer"

Teil 19: Buchautorin - Ohne Publikum

Teil 20: Tierärztin - Immer schön Abstand halten

Teil 21: Bühnenbildner und Billardspieler - Physik statt Billard

Teil 22: Lungenfacharzt und Werbetechnik-Firma: "Die Krankheit zieht sich oft lange hin"

Teil 23: Kinobetreiberin und Radsportlerin: Kino mit Abstand

Teil 24: Kaminkehrer, Schneiderin und das Kaufhaus Rentabel: Arbeiten unter erschwerten Bedingungen

Teil 25: Neufahrner Freizeitbad - Der Zeitplan ist auf den Kopf gestellt

Der Spediteur

Drei bis vier Stunden Stau - das steht den Mitarbeitern von Christian Langer aktuell jedes Mal bevor, wenn sie über die Grenze wollen. Und das wollen sie fast täglich: Für die internationale Spedition Frigosped, die eine Niederlassung in Freising hat, fahren sie Lebensmittel und Waren durch ganz Europa. Sie versorgen die Zentralen großer Supermarktdiscounter, übernehmen Gefahrenguttransporte und liefern Pakete aus. "Wir haben immer noch einiges zu tun", sagt Niederlassungsleiter Langer, der sich aus dem Home-Office gerade um die 100 in Freising stationierten Lastwagen kümmert.

Trotzdem - auch in der Speditionsbranche fällt durch die Coronakrise vieles weg. "Wir übernehmen zum Beispiel normalerweise den Transport von Blumen. Da gibt es gerade gar nichts zu tun", sagt er. Auch ein anderer Teil der Aufträge, der gerade ausbleibt: Kreuzfahrten. "Wir beliefern alle möglichen großen Kreuzfahrtschiffe, die Saison würde eigentlich jetzt erst richtig losgehen." Langer erwartet allerdings nicht, dass in diesem Jahr noch ein Schiff ablegt. Die Gastronomie, aus der weitere Frigosped-Kunden kommen, macht ihm ebenfalls Kopfschmerzen. Auch da weiß keiner so genau, wann und wie es weitergeht.

Noch musste der Niederlassungsleiter aber keinen seiner Mitarbeiter in Kurz-arbeit schicken - Gott sei Dank, sagt er. Auch er selbst mache sich aktuell keine Sorgen um die Zukunft. "Gegessen wird immer", sagt er lächelnd. "Aber klar, dieses Jahr wird auch für uns schwach." Nur das Arbeiten im Home-Office, das macht Langer nicht allzu viel Spaß. Er hofft deshalb, dass es bald zurück ins Büro geht.

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:Impfzentrum reduziert Kapazitäten

Wegen zuletzt deutlich gesunkener Nachfrage hat das Impfzentrum Freising seine Kapazitäten zuletzt reduziert. Alle Entwicklungen rund um die Coronapandemie im Landkreis Freising in unserem Newsblog.

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